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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0145
Zwei Telegramme, aufgenommen an seinem 43. Geburtstag, enthalten folgende
Nachricht: „Werde heute nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr versuchen, Sie zu
besuchen und nach dem Stand der Überschwemmung sehen. Sollte ich stören, bitte
Mitteilung. Eberstein, Schloß, bis 2 Uhr. Prinz Max (von Baden, letzter kaiserlicher
Reichskanzler)" und: „Kann leider nicht vor 4 Uhr eintreffen. Prinz
Max."

Inzwischen war Saenger auch zum Vizepräsidenten der badischen Landwirtschaftskammer
ernannt worden. Er bekleidete während des ersten Weltkrieges stellvertretend
auch das Präsidentenamt, als der 1. Kammervorsitzende, Prinz Alfred zu
Löwenstein, als Offizier der Heimat fern sein mußte. Im Juli 1910 wurde der
Diersheimer Sürgermeister Mitglied des „Geschichts- und Altertumsvereins der
Ortenau und angrenzenden Gebiete", am 1. Oktober desselben Jahres erhielt er
die Mitgliedskarte des Historischen Vereins für Mittelbaden „zur Pflege der Geschichte
, der Kunst- und Altertums-Denkmäler". Schon ein Jahr zuvor wurde
Saenger die „Aufnahme-Karte der Lese-Gesellschaft Rheinbischofsheim" überreicht,
die er vermutlich nur selten als Gast besuchen konnte. Etliche Urkunden und Besitzzeugnisse
geben Aufschluß über die damals häufigen Ordensverleihungen, denen
sich Präsident Saenger nicht entziehen konnte, obwohl er auf derartige Ehrungen
wenig Wert legte.

Die ersten Alarmzeichen eines beginnenden Kräftezerfalls zeigten sich schon im
44. Lebensjahr. Saenger schreibt darüber: „ . . . Durch eine schwere Infektionskrankheit
(Pyämie) vor sechs Jahren wurde auch mein Herz sehr in Mitleidenschaft
gezogen. Deren Nachwirkungen machen sich nun ab und zu bemerkbar . . .
Daß es mir gut bekäme, wenn ich einige Zeit weggehen würde, darüber besteht
wohl kein Zweifel . . ." Der mit Ämtern überhäufte, unermüdlich Wirkende
gönnte sich keine Erholungspause, sondern stürzte sich in einen kräftezehrenden
Wahlkampf. Einem Landtagsprotokoll jener Zeit entnehmen wir Ausführungen
Saengers, die verdienen, der Nachwelt vor Augen gehalten zu werden:

„ . . . Ab und zu hört man Klagen über zu teure Schulpaläste. Ich bin aber der Meinung,
daß weite, gesunde, schöne Räume zur Unterbringung unserer Schüler nötig sind, daß auch
die hygienischen Einrichtungen der Schulhäuser auf der Höhe der Zeit stehen müssen, und
wir im Hohen Hause haben, nachdem wir das neue, prächtige Landesgefängnis in Mannheim
gesehen haben, wohl keinen Anlaß mehr, gegen Schulpaläste zu Felde zu ziehen . . .
Es ist davon gesprochen worden, man möchte den Zudrang zu den Mittelschulen eindämmen
oder kleinere Anstalten aufheben. Das letztere wäre ein sehr großer Fehler. Ich
weiß nicht, wie die Dinge in der Stadt liegen; aber auf dem Lande sind es jedenfalls im
großen und ganzen nur die tüchtigsten und intelligentesten Schüler, die, in der Regel auf
Veranlassung ihrer Volksschullehrer, diese Mittelschulen besuchen. Es schadet durchaus
nichts, wenn die Schüler nach einigen Jahren Mittelschulbesuch austreten und sich dann
guten Fachschulen zuwenden. Es trägt das gerade bei Handwerkern und Landwirten
durchaus gute Früchte. Wir müssen uns dankbar an die Opferwilligkeit der kleinen Städtchen
und Landorte erinnern, die unter großen Aufwendungen Mittelschulgebäude neu
erstellt und die Schulen durch Gemeindebeiträge erhalten haben . . .

Man hört oft die Behauptung, der tüchtige Lehrer allein mache die gute Schule, und auch
im Lehrerseminar könne trotz ungünstiger Nebenumstände aus einem gut veranlagten
jungen Mann ein tüchtiger Lehrer werden. Ich meine aber, von ausschlaggebender Bedeu-

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