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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0147
Am 21. Dezember 1912 ernannte Großherzog Friedrich II. den Diersheimer Bürgermeister
und Abgeordneten Saenger aufgrund seiner Verdienste um die badische
Landwirtschaft zum Ökonomierat. Kurz zuvor hatte er bei der Wiederwahl zum
Bürgermeister seiner Heimatgemeinde nur zwei Gegenstimmen erhalten.

Der erste Weltkrieg brachte ihm vermehrte Pflichten und Belastungen. Der Reichskanzler
Th. von Bethmann-Hollweg berief ihn 1916 als Fachvertreter Badens in
den Vorstand des Kriegsernährungsamtes, das meist in Berlin tagte. Somit waren
die Stunden, die der Vielbeschäftigte zu Hause verbrachte, noch knapper bemessen
als bisher, und oft reiste er von seinen Karlsruher Dienststellen direkt nach Berlin
und von dort in die badische Residenz zurück, ohne zwischendurch in Diersheim
nach dem Rechten sehen zu können.

Als sich nach Kriegsende die Nationalliberale Partei in die Deutsche Volkspartei
und die Deutsche Demokratische Partei aufspaltete, schloß sich Saenger der letzteren
an. Er fühlte sich als badischer Liberaler zur Demokratie süddeutscher Prägung
hingezogen, obgleich ihn der Zusammenbruch des Reiches und die Entmachtung
des badischen Großherzogs seelisch erschütterte, zumal seit Friedrich I. das
Verhältnis zwischen Bauernschaft, Bürgertum und Landesfürst das denkbar beste
war. Aus zahlreichen Presseveröffentlichungen geht hervor, wie sehr sich Saenger
landauf, landab in Stadt und Land bei Wahlversammlungen zu Landtags- und
Reichstagswahlen als Redner und Kandidat der Deutschen Demokratischen Partei
um die Gunst der Wähler bemühte.

1919 zog er als deren Abgeordneter wieder in den badischen Einkammer-Landtag,
nachdem er zuvor schon der Nationalversammlung angehört hatte, welche die
Volks- und Ständekammern des Karlsruher Parlaments nach den Novemberereignissen
1918 vereinigte bzw. ablöste.

Diersheim befand sich damals als eine der Randgemeinden des Brückenkopfs Kehl
jahrelang unter französischer Besatzungsmacht. Saenger, der selbst leidlich französisch
sprach, hatte als Bürgermeister in jener Zeit keine leichte Aufgabe. Ein dickes
Aktenbündel mit Erfassungslisten, Gesuchen, Gutachten, Beschwerdeschreiben aus
jenen Tagen zeugen vor einem recht unerfreulichen Kapitel in den Beziehungen
der heute verbündeten Nachbarstaaten Frankreich und Deutschland.

Wenn Friedrich Saenger in den wenigen ihm noch verbliebenen Mußestunden in
der rechten Stimmung zum Schreiben war, entstanden Verse oder Prosastücke, die
seinen Gedanken- und Gefühlsreichtum offenbaren. Im Badischen Landtag entstand
in einer Sitzungsperiode am 18. Mai 1920 folgendes Geburtstagsgedicht an seine
getreue Lebensgefährtin:

Meiner lieben Frau zum 19. Mai 1920

Hart ist der Dienst, den man verrichtet für die Allgemeinheit,
und undankbar. So ist's - in der Regel wenigstens.
Und manches bringt der „Volksdienst" mit sich, was nicht angenehm.
Was mich am härt'sten ankam in der langen Zeit,

10 Ortenau 1972

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