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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0151
delsware nach allen Richtungen; ganz besonders in die Küstengebiete nach Holland
, Belgien, England und Nordfrankreich, wo die starken Fasern zu Schiffstauen
, Segel und dgl. verarbeitet wurden. Absatzschwierigkeiten kannte man bis
zum Auftreten ausländischer Konkurrenz, der Sisalfaser und später der Drahtseile
, kaum. Inzwischen brachte der immer mehr zum Anbau kommende Tabak in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Landwirte einen vollwertigen
Ersatz.

Aus der Geschichte des Hanfbaues

Die Herstellung von Geweben aus selbstgesponnenen Fäden reicht in die früheste
Entwicklungsgeschichte des Menschen zurück; dabei handelt es sich hauptsächlich
um Stoffe aus Seide, Flachs und Wolle. Die ersten Aufzeichnungen über den Anbau
von Hanf im badischen Hanauerland erscheinen in der Zeit, als unsere
Vorfahren zehntpflichtig wurden. 1319 nennt eine Urkunde als kleinzehntpflichtig:
Hanf, Flachs, Gemüse, Mohn, Nüsse, Birnen, Äpfel. Mitunter findet man für
Hanf die Bezeichnung „har". Das älteste noch vorhandene Gefällverzeichnis
unserer damaligen Landesherren, das Willstätter „Salbuch" aus dem Jahr 1482
berichtet uns, daß damals der Hanfbau bereits in voller Blüte stand. Die Eintrag
lautet: „Item das zweit deil des frucht und hanff zehend zu wilstet ist des herrn
und das dritteil des pfaffen." Allein in Willstätt, wo damals schon eine durch
Wasserkraft betriebene Hanfplauel bestand, betrug nach einem Gefällverzeichnis
um 1520 der Hanfzehnte durchschnittlich im Jahr 1700 Schaub (Bund), dazu
kommen noch die der Kirche zustehenden 850 Schaub, daraus läßt sich der
jahresanbau von ca. 25 000—26 000 Schaub Hanf errechnen. Im Bauernkrieg 1525
gehörte der Hanf noch zum kleinen Zehnten.

Über die Wirtschaftlichkeit des Hanfbaues geben uns die sogenannten „Theilre-
gister", die beim Ableben eines Bürgers von den Amtsschaffnern oder deren Bevollmächtigten
aufgestellt wurden, genauen Aufschluß. So wurden in dem „Theil-
register" des Bürgers und Ackersmannes Hanß Veitin zu Willstätt, vom 15. März
1624, 100 Schaub ungeschleißter Hanf, ein Erträgnis aus 10 Ar Ackerland, mit
12 fl., eine sechsjährige Kuh mit 10 fl., ein Mutterschwein mit 154 fl. und ein
zweijähriges Mutterpferd mit 7 fl. angeschlagen. Danach kam das Erträgnis von
10 Ar Hanf höher zu stehen, als eine Kuh im besten Alter.

Mit dem Hanfbau beschäftigte sich nicht nur die bäuerliche Bevölkerung, auch
die Pfarrer und Schulmeister pflanzten ihren Hanf auf den Pfarrgütern, bzw.
Schuläckern. So besagt das am 12. Juli 1608 aufgenommene Teilregister des verstorbenen
Pfarrers Hans Textor von Eckartsweier, daß im Pfarrhaus 31 Ellen
hänfen Halbtuch, 51 Ellen reines Tuch, 4 Ellen Mitteltuch, 6 Ellen rein Kreß-
leinwand (besondere Webart), 1 % Ellen grob Fürtuch (Schürzen), 15 Pfd. halbgebaucht
Garn (halbgebleicht), 9 Pfd. Hanf, 20 Pfd. Bärtlein (ausgekämmter
Hanf) und 4 Pfd. Schwark (Werg) vorhanden waren. Auch war für das laufende
Jahr wieder ein Acker mit Hanf angepflanzt.

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