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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0185
Zur archäologischen Erforschung der Ortenau

Von Gerhard Fingerlin

Im Vergleich mit anderen Fundlandschaften, vor allem Breisgau und Hegau, ist die
Ortenau in den letzten Jahren merklich in den Hintergrund getreten. Ausgrabungen wurden
vorwiegend an schon bekannten Fundplätzen durchgeführt, die Zahl der Neuentdeckungen
blieb gering. Nur teilweise ist dafür die geringere Siedlungsdichte im Bereich
der Niederterrasse verantwortlich zu machen. Zumindest der, wenn auch schmale, Streifen
von Löß- und Lößlehmböden längs des Gebirgsrandes zählt zu den günstigen Ackerbauzonen
und ist daher seit der Jungsteinzeit intensiv genutzt worden. In späteren Perioden
vermitteln Zentren wie Lahr, Offenburg oder Baden-Baden, dazu das fundreiche rechtsrheinische
Umland von Straßburg eine Vorstellung von den Möglichkeiten, die sich der
hier siedelnden Bevölkerung boten: neben Viehzucht und Ackerbau eine breite wirtschaftliche
Basis in Handel, Verkehr und spezialisiertem Handwerk, begünstigt durch die
Nähe der Großstadt und die das Land durchziehenden Fernstraßen. Wir müssen also nach
anderen Gründen suchen, wenn wir das bisher noch sehr lückenhafte archäologische Bild
und den nur langsamen Zuwachs an Erkenntnissen und an konkreter kultureller Hinterlassenschaft
erklären wollen. An der heutigen Entwicklung liegt es nicht — sie ist etwa
im Raum Offenburg oder Lahr nicht weniger intensiv als in anderen Ballungsgebieten.
Entscheidend erscheint die bisher zu geringe Zahl freiwilliger Mitarbeiter, die Straßenbaustellen
, Kiesgruben oder Erschließungsmaßnahmen in Neubaugebieten kontrollieren
und Beobachtungen weitermelden. Von der Außenstelle des Landesdenkmalamtes in Freiburg
können nur die allerwichtigsten Eingriffe in die Landschaft überwacht und eventuell
beeinflußt werden, in erster Linie die Rebflurbereinigungen mit ihrem riesigen Flächenbedarf
, der Bau wichtiger Straßenverbindungen oder die Anlage großer Kieswerke. Die
Mehrzahl der kleineren Erdaufschlüsse bleibt unkontrolliert und damit unergiebig. Jede
Baugrube, jeder Kanalisationsgraben, der unbeobachtet wieder zugeschüttet wird, bedeutet
eine verpaßte Chance, das geschichtliche Bild der Landschaft in vielleicht entscheidenden
Punkten zu ergänzen.

Eine Auswahl von Grabungsergebnissen 1 der letzten Jahre, beschränkt auf die relativ am
besten vertretene römische Periode, soll diese Überlegungen verdeutlichen. Beginnen wir
in der südlichen Ortenau. Die größten Flächengrabungen wurden in Lahr-Dinglingen
durchgeführt, der seit langem bekannten und wohl bedeutendsten Straßenstation zwischen
Riegel (Kaiserstuhl) und Offenburg. Wirtschaftliche Grundlage dieses Ortes war die östliche
Rheintalstraße zwischen Basel und Mainz, die seit vespasianischer Zeit neben der
im Elsaß verlaufenden Parallelstraße stark frequentiert war. In größeren Orten, wie Lahr,
fand der Reisende nicht nur Unterkunft und Verpflegung, hier waren auch die Dienstleistungsgewerbe
angesiedelt, auf die der antike Wagenverkehr angewiesen war: Schmiedewerkstätten
, Wagnereien, Sattlereien, dazu die Stationen für den Pferdewechsel mit ihren
ausgedehnten Stallungen. Die zwischen 1965 und 1971 durchgeführten Grabungen am
Rand dieser Siedlung haben einen weiteren Lebensbereich erkennen lassen: ein ausgedehn-

1 Ausführlichere und entsprechend bebilderte Berichte über die hier erwähnten Grabungen in Lahr und die
Steinfunde aus Greffern finden sich in der Zeitschrift „Archäologische Nachrichten aus Baden", Heft 4,
1970, und Heft 8, 1972.

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