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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0189
Heimatkunde im herkömmlichen Sinn wird es an den Grundschulen unseres Landes in
absehbarer Zeit nicht mehr geben. Er wird einem „vorbereitenden Fachunterricht" Platz
machen müssen. Diese Grundschulreform in spe darf als eine große Chance betrachtet
werden. Schafft sie doch durch ein verändertes Bildungsangebot erst jene Voraussetzung,
die wir für ein modernes Geschichtsverständnis benötigen. Heimatkunde im herkömmlichen
Sinn, ihre guten Absichten will niemand leugnen, ihre Erfolge in früheren Epochen
stehen außer Zweifel, vermochte nicht mehr den jungen Menschen in einer veränderten
Umwelt in das wahre historische Verständnis einzuführen.

Unseren Lehrern standen für diesen heimatkundlichen Unterricht oft nur unzureichende
Materialien zur Verfügung. Erst in der jüngsten Zeit haben zahlreiche Heimatforscher
unter neuen Gesichtspunkten ihre Ortsgeschichte durchforstet. Ohne das Verdienst früherer
Historiker schmälern zu wollen, wir wären ohne ihr Mühen heute fast ausnahmslos
unfähig, unsere Recherchen anzustellen, müssen wir unser Augenmerk darauf richten, daß
unsere Heimatgeschichte in den Grenzgebieten nicht nur aus einer Kette von
kriegerischen Auseinandersetzungen besteht. Die Menschen dieses Landstriches haben unter
schwierigsten Bedingungen großartige wirtschaftliche und kulturelle Leistungen vollbracht.
Es wurde im Verlaufe der Geschichte nicht nur zerstört, sondern auch aufgebaut, geforscht
, gelebt. Die Geschichte des Hanauerlandes ist auch nicht nur eine Geschichte von
Grafen und Fürsten, von Hoheiten und Herrscherhäusern, so sehr sie auch die gewachsenen
Strukturen formten. Die Geschichte des Hanauerlandes ist auch ein Wachsen und
Werden der Bauern, Handwerker und Bürger. Ihr Selbstbewußtsein, ihre Persönlichkeitsformung
, ihre Auseinandersetzung mit einer gefährlichen Umwelt, ihr Siegen über die
Naturgewalten und ihr Lebensoptimismus dürfen als historische Fakten in der Geschichtsforschung
nicht übersehen werden.

Beim Kinde und beim Jugendlichen muß durch einen qualifizierten Geschichts- und Heimatkundeunterricht
im engeren und eigentlichen Sinn das Bewußtsein reifen, daß bei
aller Unterschiedlichkeit äußerer Lebensgewohnheiten das Uranliegen des Menschen in
der gegenseitigen Kommunikation konstant geblieben ist. Die Kämpfe des Menschen richteten
sich nicht nur gegen äußere und innere Feinde, sondern auch gegen den Rückschritt
und für eine stete Verbesserung der Lebensbedingungen. So verstanden, hat das historische
Moment im Unterricht an unseren Schulen, aber auch in der Erziehung unserer Kinder
in der Familie und in der Gemeinde, eine eminente Bedeutung für die Erhaltung der
vorwiegend auf der Tradition fußenden Formen der menschlichen Gemeinschaft. Das
Neue von heute ist ohne das Gewachsene von früher in seinem Wesen nicht zu erfassen.

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