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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0215
Amtmann Hoffmann, der aus einer alten Familie im markgräflich Badenschen Lande
stamme. Nun hatte Hoffmann allerdings Vorläufer, denen er 1783 gefolgt war; aber was
über seine Tätigkeit in Paris bekannt ist, bestätigt doch die Angaben Müllers61. Die beigefügte
Probe ging jedenfalls in die Geschichte der Buchdruckerkunst ein, denn fast 50
Jahre später wurde die Druckplatte wieder aufgefunden und dadurch Gegenstand fachmännischer
Betrachtung62. Für die geplante Errichtung einer Polytyperie in Durlach benötigt
Müller vor allem ein Gebäude mit einer ausreichenden Anzahl von geeigneten
Räumen. Seine Ansprüche sind in dieser Beziehung nicht gering: er beansprucht mehr als
dreißig Zimmer, darunter große Säle und Wohnung für sich und Gesellschafter, zu denen
sicherlich auch Hoffmann zählen würde, den er seit Jahren kennt. Und er schätzt auch die
Zukunft des Unternehmens nicht gering ein: „Und das Etablissement wird doch wichtiger
mit der Zeit als das Beaumarchaissche in Kehl!" Obwohl die Finanzlage Müllers bekannt
ist, scheint das Geh. Cabinett eine Verwirklichung für möglich zu halten, denn man läßt
ihm bei der Suche nach Gebäuden sofort jede Unterstützung zuteil werden. Er hat sie
auch wieder dringend nötig, denn im März 1788 wurde das Haus, in welchem die Druckerei
untergebracht war, verkauft, und Müller soll bis zum 23. April ausziehen. Am 19. April
prüft Geheimrat Wielandt mit ihm das Fischersche Haus, das für geeignet befunden und
dessen unterer Stock ihm für längstens acht Monate eingeräumt wird. Die Dinge laufen
aber nicht nach Wunsch; zunächst zerschlagen sich Verhandlungen mit Hauptmann Müller
in Durlach über den Kauf seines Hauses, da er ein angrenzendes Nachbargrundstück nicht
erhält. Dann klappt es nicht mit dem beabsichtigten Verkauf seiner beiden Zeitungen an
den bisherigen Redakteur Baltzmeyer, weil die Privilegien an den Pächter des Gymnasium
-Verlages gebunden sind. Infolgedessen kann er seinen Betrieb in Kehl nicht verkleinern
, um sich ganz auf Durlach konzentrieren zu können, was natürlich der Regierung
am liebsten wäre. Überdies hört er ein Gerücht, daß La Hogue für seinen Vetter Mettra
aus Neuwied in Kehl einen Buchladen errichten und eine französische Zeitung anfangen
möchte. Zwar wird ihm auf ein Gesuch durch einen Beschluß des Geheimen Cabinetts
vom 14. April 1788 die Erhaltung der Privilegien versichert, aber kein Exclusiv-Privileg
gewährt.

61 Karl Faulmann, Illustrierte Geschichte der Buchdruckerkunst mit besonderer Berücksichtigung ihrer technischen
Entwicklung bis zur Gegenwart, Wien, Pest, Leipzig 1882, S. 521 ff.: „Er kam nach Paris und
erwarb auf seine Erfindung 1785 ein Privilegium. Seine mit Stereotypen gedruckte Ausgabe von
Cheniers Recherches historiques sur les Maures, 3 Bände in Octav, erregten, besonders in Frankreich,
großes Aufsehen; dennoch wurde sein Etablissement durch ein Decret im Jahre 1787 unterdrückt!"
Möglicherweise war Müller zu seinem Bekannten Hoffmann gefahren, um ihn als Gesellschafter zu
gewinnen. Goldfriedrich (S. 336) schrieb dazu, daß das Verfahren von Franz Ignaz Joseph Hoffmann
für die Praxis durch das neue Verfahren von Firmin Didot in Paris und dem Schriftgießer und Buchdrucker
Herthan erobert und dann durch Stanhope (1804) in der Weise vervollkommnet worden sei, „in
der es sich auch in Deutschland verbreiten sollte".

62 Die aus Paris vom 1. August 1787 datierte Probe ist bei Faulmann, S. 522, abgedruckt und vom
„Journal für Buchdruckerkunst, Schriftgießerei und die verwandten Fächer", Braunschweig und Amsterdam
1835, Nr. 7 vom 31. Juli, Spalten 105/106, übernommen. Dort schrieb der Herausgeber Johann Heinrich
Meyer: „Durch einen Zufall ist Hr. Hasper in Carlsruhe in Besitz einer nach dem Hoffmannschen Verfahren
stereotypierten Platte gekommen. Diese Platte, deren Mitteilung zum Abdruck wir Herrn Hasper
verdanken, hat sich nämlich auf der Steingut- und Fayencefabrik des Herrn Schmidt zu Durlach,
Schwager des Genannten, in einem Schutthaufen gefunden. Obgleich die Platte viel gelitten hat, so
sieht man doch, daß der Abguß sehr rein und gelungen gewesen. Das Original war mit niederer Ausschließung
gesetzt. Bei diesen Resultaten ist es zu verwundern, daß das Hoffmannsche Verfahren sich
eben so wenig erhalten hat, wie die früheren Methoden. Der Inhalt der Schrift ist eine Dedication oder
das Ende eines Gesuchs an den verstorbenen Großherzog Karl Friedrich von Baden. Vielleicht ist einer der
Leser dieser Blätter Auskunft zu geben im Stande, zu welchem Opus dieses Dedicationsblatt gehört habe."
Die Frage ist nun nach fast 140 Jahren beantwortet. Die weitere Frage, wie sie in die Fayence-Fabrik
kam, ist ungeklärt, doch bestand zu ihr eine Geschäftsverbindung, da der Hof- und Staatskalender auf
1785 eine „Nachricht von der Fayence-Fabrik zu Durlach mit angefügten Warenpreisen" enthielt.

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