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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0218
buchdrucker geworden, und druckt auch — welches diesen noch mehr schmerzte — eine
Zeitung unter dem Titel: Der oberrheinische hinkende Bot, welche recht guten Abgang
findet, da sie wirklich unter die guten Zeitungen gerechnet werden darf, und besonders
den Vorzug hat, daß sie die französischen Neuigkeiten sehr frühe bringt; sie tat deswegen
auch der Macklotschen Zeitung vielen Abbruch." Die Beliebtheit des „Hinkenden Boten"
finden wir auch bei Molz 70 bestätigt:

„Der ,Bote' hat es verstanden, gemeinnütziges- und Nachrichtenblatt in sich zu vereinigen.
Seine Beliebtheit hatte es vor allem seinem biederen, behäbigen Ton zu verdanken, in dem
er seine Hinweise für das häusliche Leben, für die bäuerliche und handwerkliche Wirtschaft
gab, seine Anekdoten und Fabeln vortrug und seine einfachen Gedichte dazwischen
mischte. Aber er machte sich auch dadurch unentbehrlich, daß der Verleger ,durch eine
kostbare Korrespondenz und durch Anschaffung vieler teurer Druckmittel, das Neue mit
dem Nützlichen verband'. Die Lage des Druckorts erlaubte es Müller, die deutschen Nachrichten
und die Nachrichten aus dem Norden vielfach gleichzeitig mit den andern rechtsrheinischen
Blättern, höchstens aber mit eintägiger Verspätung zu veröffentlichen. Französische
und Nachrichten von ferner her, die über Frankreich kamen, brachte er früher als
jede andere Zeitung."

Stützt sich das Urteil von Molz teilweise auf Müllers eigene Angaben, so lehrt doch der
Augenschein, daß das Blatt mit den Jahren ausgebaut worden war. Das betrifft einerseits
den Umfang, denn 1788 finden wir fast laufend eine Beilage „Nouvelles Politiques" bis
zu 8 Seiten nebst einem „Supplement aux Nouvelles Politiques"; dem 139. Stück vom
18. November 1788 ist beispielsweise die Nr. 93 der „Nouvelles" mit einem Supplement
beigefügt worden. Zum anderen kündigt er am 30. Dezember 1788 an, daß er künftig
noch mehr aus Schwaben, Vorderösterreich, Württemberg, dem Badischen und Fürsten-
bergischen, aus der Schweiz und dem Elsaß bringen möchte. Kernstück bleiben aber noch
immer die laufenden Berichte aus Wien, London, Paris, Warschau, Brüssel und anderen
Hauptstädten. 1789 kommt er erneut darauf zurück, daß er mehr vom Zeitgeschehen in
Schwaben und den angrenzenden Gebieten bringen würde. Im gleichen Jahr finden sich
auch mehrere Berichte aus den schwäbischen Reichsstädten. Aufgelockert wird das Blatt
durch Personalien, Listen der Kurgäste zu Teinach, Rippoldsau oder aus schweizer Bädern
und Nachrichten über die Wetterlage.

Wenn Müller konkurrenzfähig bleiben will, muß er sich der Entwicklung in Frankreich
anpassen und seine beiden Zeitungen täglich erscheinen lassen. Der rasche Ablauf der
Ereignisse im Nachbarland verträgt sich vor allem nicht mehr mit dem Titel seiner deutschen
Zeitung, so daß er am 27. November 1789 dem Markgrafen sein Vorhaben unterbreitet
, „Ma Correspondance" in „Courrier politique et litteraire des deux nations" und
den „Oberrheinischen Hinkenden Bothen" in „Politisch-Litterarischen Kurier" umzubenennen
. Die gewährten Privilegien und Freiheiten sollen auf die neuen Titel übertragen
werden. In der Ausgabe vom 2. Dezember 1789 machte er seine Leser in einem Beitrag
„Uber die Fortsetzung des Oberrheinischen Hinkenden Boten, auf 1790" sehr ausführlich
mit der geplanten Neugestaltung des Blattes bekannt. Er war sich der bisherigen Enge
seiner Zeitung sehr wohl bewußt und sah nun bei einem Übergang zum täglichen Erscheinen
und zu einem größeren Format die Möglichkeit gegeben, weltoffener zu berichten.
Der Politisch-Litterarische Kurier sollte beispielsweise künftig täglich Nachrichten bringen:

„1) Von allen Vorfällen des französischen Reichstags, den Debatten, Motionen, neuen
Gesetzen, Verordnungen, und was sonsten auf diese erlauchte Versammlung von Frankreich
und ihrer einzelne Mitglieder Bezug hat.

"0 Weder Molz nodi Kirchner gehen auf die neuen Titel ein; auch sonst bin ich bisher nirgends auf sie
gestoßen. Dagegen fand sich in der französischen Literatur bei Hatin (S. 297) ein Hinweis auf den
„Courrier politique et litteraire des deux nations": Strasbourg, 1790, fortgesetzt durch „le Courrier de
Strasbourg". Hatin vermerkt allerdings nicht, daß es sich um die Fortsetzung der „correspondance"
handelte. Bei ihm findet sich auch ein Titel „ma correspondance", 1785—1786.

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