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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0233
Es bleibt auch unklar, warum Bärstecher Wieland geschadet haben sollte, dagegen hätte
sich Bärstecher bei Übernahme des Verlages von „Agathon" sehr wahrscheinlich ruiniert;
er verfügte nicht über die finanzielle Kraft eines Reich, denn dessen Honorar „galt in
den siebziger Jahren als das Höchste, was ein deutscher Schriftsteller erwarten konnte" 123.
Außerdem mußte er damit rechnen, daß die Züricher Verleger des „Agathon" eine Neuausgabe
nachdruckten, wozu sie auch nach Buchner „alles Recht hatten". Im übrigen bewies
Wieland auch bei anderen Gelegenheiten, welche Bedeutung er materiellem Gewinn
beimaß126. Von Reich verlangte Wieland nur 400 Freiexemplare in feinem holländischen
Papier anstatt 500 (neben der gleichen Anzahl auf inländischem Papier); außerdem sollte
Reich noch eine Abfindung an die Züricher Verleger in Höhe von 48 N. Louisdor übernehmen
. Buchner vermerkt zu diesen Bedingungen:127

„Man sieht, den Dichter hatte diese Zeit der schweren Noth nicht eben bescheiden gemacht
. Er verlangt für die zweite Auflage seines Werkes nicht allein genau das Honorar
der ersten Auflage, sondern auch eine Anzahl von Exemplaren, die über das Angemessene
weit hinausgeht. Im übrigen mag der Verleger zusehen, wie er von den Bücherfreunden
, welche weder Wieland selbst noch ein etwaiger Nachdrucker unter seinen
Abnehmern haben wird, die an Schriftsteller, Papierfabrik und Druckerei bezahlten
Gelder wieder erhalte. In der Tat lehnte Reich diesen Vorschlag ab." Wieland muß die
Abstandssumme selbst zahlen. Philipp Erasmus Reich konnte die neue Auflage des
„Agathon" 1773 in vier Bänden herausbringen, aber es trat sehr schnell ein, was auch
Bärstecher zu fürchten hatte. Am 23. Juni 1773 schreibt Wieland an Ring: „Das Buch
ist in aller Welt, und was noch schlimmer ist, wird schon nachgedruckt, und um eben
dieser Ursache willen, von Reichen (der eine beträchtliche Anzahl auf seine eigene Rechnung
gedruckt hat, und damit nicht sitzen bleiben will) wohlfeiler als der Subscriptions-
preis verkauft", wobei Wieland selbst gestand, „dafür ein Honorar empfangen zu haben,
wie es noch kein deutscher Schriftsteller von einem Verleger erhalten habe" 128.
Während Wieland in seinem Vertragsentwurf von Bärstecher verlangte, daß dieser kein
Exemplar auf Holländisch Papier unter einem Louisdor, d. h. unter 5 % Reichstaler, und
auf Schreibpapier nicht unter 3 Reichstaler, 8 gute Groschen verkaufen dürfe, mußte
Reich die schöne Ausgabe zu 3 Taler 16 Groschen und die wohlfeile zu 2 Taler 8 Groschen
verkaufen; drei Jahre später wurde der „Agathon" in Düsseldorf unter der „allzugroßen
Menge einiger Bücher" von der Buchhandlung Wyzezsky zum halben Preis angeboten
129.

Freund der Wahrheit und des Vergnügens am Niederrhein

Am 23. März 1773 kündigt die Neue Buchhandlung am Burgplatz in Düsseldorf in den
„Gülich- und Bergischen Wöchentlichen Nachrichten" (Düsseldorf) das Erscheinen eines
neuen Wochenblattes mit dem genannten Titel an. Nach Bensei130 erscheint die erste
Ausgabe am 12. März jenes Jahres. Sie wird in der Neuen Buchhandlung freitags durch
Buchhändler Bärstecher ausgegeben und wird sonst frei nach Aachen, Bonn, Köln, Krefeld
, Dortmund, Duisburg, Elberfeld, Münster, Osnabrück und Wesel geliefert. Sie ist

125 Goldfriedrich, S. 120.

126 Johann Georg Heinzmann, Appell an meine Nation, Bern 1795, S. 151: „Ich sehe also die Handlung
des Herrn Wielands, da er von Hrn. Reich ein vor ihm in Deutschland unerhörtes hohes Honorar
bezog, als eine Übereilung oder Bestechung an, wenn er jetzt dieser Handlung ohne gültige Ursachen
den Verlag entziehet und für alle seine Schriften einen neuen Verleger wählt." An diesem Beispiel
wollte Heinzmann aufzeigen, daß „oft der größte Gelehrte mit dem niedrigsten Lohnschriftsteller an
einerlei Krankheit liegt". In seinen „Beobachtungen und Anmerkungen auf Reisen durch Deutschland",
Leipzig 1788, berichtet er auch über die Druckerei Beaumarchais.

127 Buchner, S. 58.

128 Goldfriedrich, S. 128.

129 Gülich- und Bergische Wöchentliche Nachrichten vom 20. 2. 1776.

130 Bensei S. 77 ff. Verlagsort: Cleve, 1773—1774.

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