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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0237
keit solcher Bildung noch schmackhaft gemacht wurde. Der Vorbericht hob außerdem auf
die Nützlichkeit enzyklopädischen Wissens neben dem Spezialistentum ab, wobei gerade
den Journalisten eine besondere Aufgabe zufalle; dabei wird keinesfalls einer angelesenen
oberflächlichen Bildung das Wort geredet, sondern darauf verwiesen, daß „der, dessen
Beruf und Pflicht es ist, sich von dem einen und den andern, eine ganz vollständige
Kenntnis zu verschaffen und eine Wissenschaft vorzüglich, gründlich zu lernen", es nicht
nötig habe, dabei stehen zu bleiben, sondern aus dem Dargebotenen die Anregung nehmen
könne, den Dingen weiter nachzugehen.

Es kann hier im einzelnen nicht auf den Inhalt des E. J. eingegangen werden, zumal das
Bensei schon ausführlich getan hat, aber auch Dohm greift auf ausländische Journale und
Magazine zurück, wie er schon in seiner Ankündigung angibt, um „die für Deutschland
wichtigsten Stücke auszuwählen", und zwar vornehmlich auf die zahlreichen englischen.
Es gab zu jener Zeit auch andere bedeutende Zeitschriften, die Schwierigkeiten in der
Beschaffung guter Beiträge hatten, so daß das E. J. in guter Gesellschaft war. Vielleicht
hatte man Bärstecher großzügige Zusagen gegeben, denn „Am Niederrhein wohnten nicht
allzuviel Männer, die als Gelehrte einen Ruf durch ganz Deutschland hin besaßen, wie
sie für ein Blatt nach der Art des E. J. nötig waren" 144. Dohm, von dem sich Bärstecher
vielleicht mehr Originalbeiträge versprochen hatte, schrieb selbst keine. Wenngleich er
sich in einer auch von Bärstecher unterschriebenen Erklärung von den ersten beiden
Stücken des E. J. distanzierte, so kann man doch wohl kaum davon sprechen, daß das
E. J. im Verlauf seines Erscheinens eine völlige Umwandlung erfuhr. Bensei ließ sich
in seinem Urteil offensichtlich zu sehr von den Erscheinungsschwierigkeiten, deren Gründe
ihm unbekannt waren, oder eben von der diffamierenden Bemerkung Wielands beeinflussen
, um unvoreingenommen urteilen zu können. Da Bensei145 nach Herausgabe des
E. J. durch Dohm keine stoffliche Einschränkung feststellen kann, meint er entschuldigend:
„Vermutlich hat Dohm anfangs weitgehende Rücksichten auf Beerstechers Ansichten genommen
, in der Absicht, seinen Standpunkt doch zur Geltung zu bringen." Wenn er
weiterhin feststellt, daß mit der Übernahme des E. J. durch Dohm das Blatt eine größere
Zahl von Mitarbeitern bekam 146 und daß ein großer Teil der besten Göttinger Gelehrten
darunter war, dann vermutet er: „Es ist wohl Dohm, der sie veranlaßte, etwas beizusteuern
, wenn er auch in seiner Ankündigung sagt, er übernehme die Leitung, weil bereits
namhafte Gelehrte die Beteiligung versprochen hätten." Mit solchen Aussagen wird
offensichtlich wissenschaftlicher Boden verlassen, wenn wir den Anspruch auf „Wahrheit
in der Geschichte" erheben: „alles, was sich nicht in den methodischen Regeln der Nachprüfung
unterwirft, ist nicht wissenschaftlich bzw. unwissenschaftlich" 147. Hatte Dohm
eine rein wissenschaftliche Zeitschrift im Auge, so wollte I. G. Bärstecher als Verleger
unter Wahrung des gleichen Aspekts durch eine entsprechende Gestaltung des Inhaltes
ein breiteres Publikum ansprechen. Immerhin findet das E. J. unter der Herausgeberschaft
Bärstechers eine positive zeitgenössische Kritik: „Man kann auch keineswegs sagen,
daß die Ausführung dieses Journals, so viel man aus den vor uns habenden fünf Stücken
urteilen kann, schlecht geraten sei." 148 Was in der Kritik weiter ausgeführt wird, scheint
mir von grundsätzlicher Bedeutung: „Es wird auch wohl Leser finden. Indessen zweifeln
wir doch, daß es allgemein gelesen werden, daß es auf gewisse Weise das Buch der
deutschen Nation werden möchte, so wie es die englischen Magazine für die ihrige sind,
und vielleicht würde es überhaupt sehr schwer werden, in Deutschland dergleichen Bücher
zu schreiben. Die Ursachen liegen teils in den Lesern solcher Schriften, teils in den Verfassern
, teils in der Beschaffenheit der deutschen Gelehrsamkeit, Regierungsformen,
Lebensart usw. In England lesen alle Stände, bis auf den untersten, weit mehr als in

144 Bensei, S. 115.

145 Bensei, S. 111.

146 Bensei, S. 120.

147 Reinhard Wittram, Das Interesse an der Geschichte, S. 20.

148 Friedrich Nicolai (Hrsg.), Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd. 24 (1775), S. 296.

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