Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0240
heim Stein (1737—1803), Direktor der Entbindungsanstalt in Kassel. Hensler in Kiel
(1733—1805), Gruner in Jena (1774—1815), Schröter in Rinteln (1746—1801), Christian
Ludwig Lieberkühn (geb. 1750), Prof. am akademischen Gymnasium in Stettin.

Rührigster Fachmann seiner Zeit

Heinrich Pick kannte sehr wahrscheinlich die verlegerische Tätigkeit Bärstechers in seiner
Kehler Zeit nicht, zumindest wird sie nicht erwähnt, aber er war schon von dessen Wirksamkeit
am Niederrhein so beeindruckt, daß er urteilt: „Der bereits genannte Buchhändler
Beerstecher zu Cleve war anfangs der siebenziger Jahre des 18. Jahrhunderts
wohl der rührigste Fachmann seiner Zeit." 162 Seine Bedeutung für Kleve hebt jetzt
F. J. Mennenöh 1(13 wieder hervor: „Erst durch den Zuzug von Joh. Gottlieb Baerstccher
(Beerstechcr) 1771 erhielt Kleve einen Buchhändler mit vcrlegerischer Initiative, der in
Düsseldorf und Leipzig Filialen unterhielt und in 4 Jahren 71 Werke vorwiegend in
französischer Sprache herausbrachte^ Während seiner Klevner Zeit erschien Bärstecher
auf der Leipziger Messe im Jahre 1771 mit 17 fast durchweg französischen Titeln, 1772
mit 22, 1773 mit 17 und 1774 ebenfalls mit 15 Titeln164. Die Aktivität des jungen Buchhändlers
in Leipzig ist erstaunlich, und auch in dieser Beziehung steht er am Niederrhein
in der Aufnahme intensiver Beziehungen zu Leipzig in vorderster Linie: „Der eigentliche
Durchbruch aber gelang erst seit ca. 1770, indem F. J. Roeder in Wesel, J. G. Bärstecher
in Kleve und C. F. Helwing in Duisburg als der Aufklärung angehörige und nach Leipzig
orientierte regelrechte Buchhändler ihre Tätigkeit aufnahmen."165 Und in der neueren
Literaturgeschichte führt Kyösti Julku von den zahlreichen Druckerzeugnissen, die der
Aufklärung eine weite Verbreitung sicherten, drei auf, darunter Bärstechers „Journal" 16ß,
und nach Mennenöh setzte in regionaler Hinsicht „in Wesel und Kleve mit einem Zeitisa
Pick, S. 12.

163 Mennenöh, S. 150. Wenngleich in Bärstechers Sortiment auch die englische Literatur einen breiten
Raum einnimmt, so tragt er doch der Tatsache Rechnung, daß Französisch von allen Gebildeten in
Deutschland beherrscht wird, was sicherlich auch maßgebend zur Verbreitung des Gedankengutes französischer
Aufklärer beiträgt. Hinzukommt: „Verglichen mit der eleganten geistigen Florett fechterei
eines Voltaire, mit der umwälzenden Leidenschaft Rousseaus, zeigt die philosophische Literatur der
deutschen Aufklärung eine gewisse trockene Nüchternheit, einen schulmeisterlichen, manchmal fast langweiligen
und hausbackenen Zug." (Hans Joachim Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Band 2,
S. 49.) Seine auf die Messe gebrachten französischen Titel sind also kein besonderes Kennzeichen für
ihn (Mennenöh, S. 271), denn das französische Sortiment wurde von allen Buchhändlern in jener Zeit
gepflegt (Goldfriedrich, S. 533), was auch in den Messekatalogen deutlich zum Ausdruck kommt. Dazu
Werner Krauss, Studien zur deutschen und französischen Aufklärung, Berlin 1963, S. 416: „Während
des ganzen 18. Jahrhunderts ist die französische Literatur in den Lagern der deutschen Sortimenter
reicher als irgendeine andere ausländische Literatur vertreten. In den Leipziger Messekatalogen erscheint
bis zur Jahrhundertmitte französische und deutsche Literatur in gleicher Stärke."

ifr* Karl Gustav Schwetschke, Codex nundinarius Germaniae Literatae continatus. 1766—1846. Halle 1877. —
Die im Anhang beigefügte Liste der Titel von Bärstecher wurde von der Herzog-August-Bibliothek in
Wolfenbüttel aus den gemeinsamen Meßkatalogen von Frankfurt und Leipzig herausgezogen (1. Oktober
1971), wofür wir ihr zu ganz besonderem Dank verpflichtet sind. Eine Nachprüfung jedes einzelnen
Titels war wegen der damit verbundenen Kosten nicht möglich, zumal jeweils die angegebenen Ausgaben
verglichen werden müßten. Stichproben ergaben, daß Bärstecher zumindest in Frankfurt und
Leipzig Filialen besaß. Der Börsenvercin des Deutschen Buchhandels — Historisches Archiv (Dr. Adalbert
Brauer) — schreibt dazu (18. 11. 1971): „Ob diese Angaben richtig sind, lasse ich dahingestellt.
Oft gaben Buchhändler aus Zensurgründen fingierte Verlagsorte (z. B. Neuchätel) oder auch fingierte
Namen an — andererseits waren Leipzig und Paris schon im 18. Jahrhundert Zentren des Buchhandels
, und mancher kleinere Verleger zahlte für das Gewölbe einer dort ansässigen Firma einen
Anteil, um auch Verleger an solchem angesehenen Ort zu sein."

165 Mennenöh, S. 274.

166 Kyösti Julku, Die revolutionäre Bewegung im Rheinland am Ende des achtzehnten Jahrhunderts, Helsinki
1965, Bd. 1, S. 182.

238


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0240