Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0242
kurs geraten. Die Versteigerung seines Ladens begann am 3. Oktober. Das Clever Geschäft
scheint er schon vorher aufgelöst zu haben. Eine Annonce vom 20. Februar 1776
— es ist seine letzte — kündigt die sechste Bücherausspielung am 26. Februar an. Es wurden
500 Lose zu einem Rtlr. ausgegeben bei 500 Preisen." 172

Buchhändler Johann David Beerstecher

Die Anzeigen erschienen tatsächlich, nur übersah Bensei, daß darin von dem Ehemann
„Joann David Beerstecher, dahier" die Rede war. Daraus mußten sich die Fehlschlüsse
ergeben. Ein Blick auf die Liste der Geschwister des Johann Gottlieb zeigt, daß Johann
David der ältere Bruder ist, der sich in Düsseldorf als Buchhändler niedergelassen hat.
Bei genauem Hinsehen muß auch auffallen, daß der Name J. G. Bärstecher stets nur im
Zusammenhang mit dem Verlag oder der Buchhandlung in Kleve genannt wird. Um ganz
sicher zu gehen, daß es sich bei der gerichtlichen Vorladung um keine Nachlässigkeit in
der Wahl des Vornamens handelte, forschte der Verfasser nach einem Heiratseintrag, der
glücklicherweise auch in Düsseldorf im Trauregister des Jahres 1774 gefunden wurde173.
Johann David Beerstecher, Sohn des Handelsmannes und Gerichtsherrn Johann David
Beerstecher und dessen Ehefrau Gottliebin Heßler in Herrenberg heiratete die Frau Anna
Christina Dahlmann, Witwe des Weinhändlers Peter Busch. Ob er noch einige Zeit in
Düsseldorf gewohnt hat, ist unbekannt, doch ist in diesem Zusammenhang eine Bemerkung
von Tönnies interessant: „Glückliche und gewinnbringende Geschäfte hat Baer-
stecher schwerlich gemacht, da er 1776 schon in Konkurs gerät und vom hiesigen Platz
verschwindet. Merkwürdigerweise wird die Stadt Brüssel 5 Jahre später noch ,Baer-
stechers Haus, worin Juppen wohnt' genannt. Er scheint also noch Eigentümer desselben
zu sein, aber nicht in Düsseldorf zu wohnen; jedenfalls ist keine Spur der Buchhandlung
aus jener Zeit zu finden." 174 Offenbar widmet er sich wissenschaftlicher Arbeit, denn
1779 erscheint ein Werk von Bernhard Guerard, das von ihm aus dem Französischen übersetzt
wurde175.

In Düsseldorf war also Johann David in Konkurs gegangen, während Johann Gottlieb
sein Unternehmen in Kleve schon vorher aufgegeben hat oder ebenfalls auflösen mußte,
ohne alle Gläubiger begleichen zu können, wie man aus den Worten seines späteren
Konkurrenten Macklot in Karlsruhe schließen kann. Es besteht nun die Möglichkeit, daß
Johann David bereits 1772 am Verlag seines Bruders beteiligt war, denn Bensei verweist
darauf, daß Mitteilungen in Sachen der „Sammlung gelehrter Nachrichten am Niederrhein
" mit „Die Verleger" unterschrieben sind (wobei auch Zehnpfennig in Düsseldorf
in Frage kommen könnte); er könnte aber auch erst nach seiner Verheiratung als Teilhaber
eingetreten sein, so daß er in dessen finanzielle Schwierigkeiten mit hineingezogen
wurde. Am 11. August 1782 ließ er sich in Duisburg als Medizinstudent immatrikulieren:
„Johann David Beerstecher, ex Bibliopola medicus futurus / Pater: Johann David Beer-

172 Bensei, S. 102.

173 Gesamtverband der Evangelischen Kirchengemeinden in Düsseldorf, Kirchenbuchstelle, vom 28. 1. 1970.

174 Tönnies, S. 56.

175 Meusel und Hamberger, Das gelehrte Teutschland, Band 1, Lemgo 1796, S. 211. Die Universitätsbibliothek
Heidelberg (Dr. Willer) gab mir freundlicherweise Hinweise auf den Titel: „Guerard, Bernhard:
Umständliche Nachricht des Zufalls, weswegen der Durchschnitt der Symphysin der Schambeinen
unternommen wurde. (Expose des cas pour lesquels la section de la Symphyse des os pubis fut faite ä
Düsseldorf, dt.) Johann David Beerstecher (Übers.), im: Deutschen Gesamtkatalog, hrsg. von der
Deutschen Staatsbibliothek, Berlin, Bd. 14 (1939) und auch bei Ch. G. Kayser, Vollständiges Bücher-
Lexikon, Leipzig 1834. Bernard Guerard, geb. 1734 zu Pont-ä-Mousson, studierte in Straßburg Medizin,
war oberster Wundarzt im französischen Heer, u. a. später Garnisonsmedicus und Medizinalrat in
Düsseldorf, errichtete dort 1771 die Hebammenschule. Am 11. Mai 1778 nahm er bei engem Becken die
Symphyseotomie vor und beschrieb sie in einer Schrift, die 1778 in Düsseldorf erschien und von Johann
David Beerstecher übersetzt wurde. Zu Bernard Guerard: Haberling, Düsseldorfer Ärzte und Krankenhäuser
, in: Düsseldorfer Jahrbuch 1934/35, Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, 38. Bd., Düsseldorf
1935, S. 44.

240


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0242