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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0256
Vermutlich eine römische Postumspannstation
in der Oberen Ortenau

Von Josef Naudascher

Durch das Elsaß führte eine römische Straßenverbindung von Vindonissa
(Windisch/Schweiz) über Augusta Raurica (Augst/Schweiz) gerade gegen Norden
nach Argentoratum (Straßburg). Während eine Straße aus Südgallien bei Basel
einmündete, zweigte eine Verbindung in Colmar zum Limes nach Osten ab. An
diesem Abzweig, der am Kastell Horburg vorbei über Brisacum (Breisach) am
nördlichen Kaiserstuhl und den Schwarzwaldvorbergen entlang nach Norden
führte, lag die Poststation Wettolsheim. Die Kinzigtalverbindung zweigte bei
Mietersheim ab, zog ein Stück durch das Schuttertal und überstieg dort einen Paß.
Nach den Indizien zu schließen war bei Mietersheim eine Pferdeumspannstation
der römischen Post. Mit diesem Fund dürfte die Postroute von Südgallien über den
damals einzigen Paß des Schwarzwaldes zum Limes gesichert sein.

Bereits der römische Kaiser Augustus schuf eine weitreichende Staatspost, den
cursus publicus, der Nachrichten, Personen sowie Güter beförderte. Mit einer Postverbindung
in dieser ersten Phase kann zwar im Elsaß, aber nicht in der Ortenau
und im Breisgau gerechnet werden. Erst nach Verlegung der Grenzen vom
Schwarzwald zum Limes, unter dem Kaiser Domitian ab 84 n. Chr., war auch
eine Feldpostverbindung dorthin erforderlich. Daß es eine solche in Obergermanien
gab, beweisen nicht nur die beiden jüngst ausgegrabenen Stationen bei Mietersheim
und Wettolsheim, sondern auch viele hundert aufgefundene Schreibtäfelchen
in Vindonissa. Diese wurden als „Feldpostbriefe" identifiziert. Natürlich war ein
solcher Fund bei Mietersheim ausgeschlossen. Denn hier dürfte lediglich eine Pferdewechsel
- und Tagesstation, „mutatio posita" und „mansio posita", bestanden haben.
Von „posita" ist das Wort „Post" abzuleiten.

Am Abzweig der Schuttertalstraße auf dem heutigen FIAT-Gelände wurde im
Winter 1970/71 vom Amt für Ur- und Frühgeschichte eine archäologische Notgrabung
durchgeführt. Der Erfolg dieser Grabung übertraf alle Erwartungen.
Schon nach wenigen Minuten schnitt der eingesetzte Bagger eine römische Abfall-
grube an. Noch mehr Staunen erregte die Holzeinfassung eines römischen
Tiefbrunnens. Er kam in einer Tiefe von ca. 1,5 m zum Vorschein. Senkrecht
stehende morsche Holzstangen füllten den Brunnenschacht bis zur Sohle aus. Über
dieser mysteriösen Füllung lag eine zerbrochene Schale aus Terra sigillata. Sie ermöglichte
eine zeitliche Einordnung des Fundes in die Endphase der Römerherrschaft
am Oberrhein. Die Bergung des Brunnens war sehr schwierig. Seine Holz-

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