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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0269
der „Vergesellschaft der vereinzelten Kräfte zu möglichst ebenmäßiger Wohlfahrt aller"
(Rede vom 18. Dezember 1847 in der 2. Kammer der Stände-Versammlung des Großherzogtums
Baden) bekannte, war mit seinem im April versuchten Aufstand gescheitert,
wie auch der Struve-Pusch im September fehlschlug. In seiner Verteidigung für Hecker
führte der Offenburger Abgeordnete, Hof rat Kapp, in der 2. Kammer aus: „Hätte Hecker
auch viel mehr Ströme Blut vergossen, so wäre diese Untat doch nicht der tausendste Teil
des blutigen Unglücks, welches Metternich und seine Genossenschaft über Deutschland
verbreitet haben." Damals prophezeite Kapp, daß die Maßregeln der Cabinette für die
weitere Entwicklung, früher oder später, keine andere Folge haben könnten, als neue,
größere Stürme. Die bisherigen Aufstände seien nur Vorboten späterer, ganz anderer Aufstände
; die entscheidenden seien allerdings nicht in Baden zu erwarten. Wie klar hier
Kapp sah, geht daraus hervor, daß er schon einige Wochen zuvor davon gesprochen hatte,
daß Rußlands Macht durch „eine spätere Erschütterung" geschüttelt werde.

Hecker hatte seinen Aufstand versucht, obwohl schon Bundestruppen in Baden einmarschiert
waren, was Brentano am 7. April 1848 in der 2. Kammer zum Vorwurf gegenüber
der Regierung veranlaßte: „Ja, ich nenne diese Truppen, die Sie in das Land gezogen
haben, ,fremde Truppen', denn der Bund der nationalen Einigung ist noch nicht eingetreten
und Deutschland war bisher nur darin einig, wenn es galt, die Bestrebungen nach
Freiheit, wo sie in einzelnen Ländern auftauchten, niederzuhalten" (7.4.1848). Hecker
war von badisch-hessisch-nassauischen Truppen geschlagen worden, Struve hatte bei Staufen
im Gefecht mit badischen Truppen eine Niederlage erlitten. Aus den Fehlern von
Hecker und Struve lernte ein Mann, der die Revolution nun systematisch aufgrund der
Erfahrungen in Frankreich vorbereitete: Amand Goegg. Die Teilnehmer an der diesjährigen
Jahresversammlung in Renchen werden sich auch daran erinnern, daß Goegg 1820
in Renchen geboren wurde (Karl Jörger, Schicksale ehemaliger Achtundvierziger, in: Die
Ortenau 43 [1963], S. 249) und dort Ende 1848 eine Zusammenkunft von etwa 150 Delegierten
der Volksvereine stattfand. Nach dem Muster der französischen Klubs waren in
Baden unter der Organisation von Goegg ungefähr 400 demokratische Volksvereine gegründet
worden, die unter Einbeziehung angeschlossener Verbände eine beachtliche Massenbasis
von ca. 60 000 Mitgliedern darstellten. Entscheidend für die badische Revolution
von 1849 wurde auch die intensive Werbung unter den Soldaten; nach der „Meuterei"
am 11. Mai 1849 flohen der Großherzog und seine Regierung durch die Hintertüren des
Schlosses. Der von der „Constituierenden Landesversammlung" gewählten provisorischen
Regierung gehörte neben Brentano und Werner auch Amand Goegg an. Seine historische
Bedeutung hat Rolf G. Haebler hervorragend gewürdigt (Der Neunundvierziger, in: Die
Ortenau 45 [1965], S. 126 ff.), wobei auch die sozialen Bestrebungen im Verlaufe dieser
nationalen Revolution gestreift werden. Mit der Einführung der Republik wollte Goegg
auch soziale Maßnahmen durchgeführt wissen, die sicherlich von den liberalen Vorstellungen
seiner Mitkämpfer abwichen: er forderte die Abschaffung der Lohnarbeit; die
Arbeiter sollten „selbständige Geschäftsteilhaber" werden. Ein Gedanke, der heute keinesfalls
mehr revolutionär und stellenweise schon verwirklicht ist. Umwälzender wäre die
Verwirklichung seines Vorschlages, Grund und Boden in Staats- oder Gemeineigentum zu
überführen: „Die Erde ist so gut, wie Luft, Wasser und das Sonnenlicht, für Ernährung
und Bewohnung ein Gemeingut aller." In einer Anmerkung (Amand Goegg, Nachträgliche
Aufschlüsse über die Badisdie Revolution von 1849, deren Entstehung, politischen und
militärischen Verlauf, Zürich 1876, S. 191 f.) erläutert er: „Diese Maßregel würde ein für
alle Mal dem Bauplatzschwindel und der beispiellosen Höhe der Mieten in den Städten
ein Ende machen und es jeder Familie ermöglichen, gegen eine geringe jährliche Bauplatzsteuer
sich eine Wohnung zu bauen." Als Mitglied des provisorischen Landes-Ausschusses
unterzeichnet er auch den Aufruf „An das Volk in Baden" vom 7. 1. 1849 (Nr. 147),

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