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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0271
Von der engeren Spur der „Nebenbahnen" versprach man sich — besonders für den Bahnbau
in Gebirgstälern — eine bessere Anpassung der Streckenführung an das Gelände und
geringere Bau- und Betriebskosten. Nicht immer haben sich später diese Erwartungen erfüllt
. Die längste dieser ausgedehnten Strecken am Oberrhein befand sich in unserem
Räume in der Gegend um Straßburg: Man konnte vom elsässischen Markolsheim (gegenüber
dem Kaiserstuhl) über Straßburg-Kehl bis Bühl und Rastatt fahren, von Seelbach
im badischen Schuttertal, von Lahr und Offenburg hinüber ins Herz des fruchtbaren
Kochersberglandes nach Truchtersheim und Westhofen. Dieses Netz stand in Verbindung
mit den Schmalspurstrecken im Oberelsaß, und man hatte in Darkolsheim einen Übergang
nach Colmar und Umgebung, nach Ensisheim im Sundgau und nach Mülhausen. Dem
Straßburger Netz mit seinen vielen Linien in der Ortenau und dem mittleren Elsaß als
dem verzweigtesten und dem interessantesten ist dieser stattliche Band gewidmet.
Nach 1918, als der Rhein wieder Grenze wurde und das Land am Oberrhein staatlich
zerschnitt, wurden die sinnvollen Verkehrsverbindungen innerhalb Straßburgs und in
ihrem näheren und weiteren Umland wohl getrennt; der Verkehr entwickelte sich auch
danach auf nunmehr isolierten Netzen zum Wohl der durch diese Schmalspurbahnen bedienten
Landstriche ab. Erst die tiefgreifenden Änderungen im Verkehrswesen in den
fünfziger Jahren leiteten in beiden Ländern eine Entwicklung ein, die nach und nach zu
einem Absterben dieser einst so leistungsfähigen Verkehrsverbindungen führen mußte.
Straßburg errichtet auch rechtsrheinische Nebenhahnen. Das ausgezeichnet bebilderte Werk
gibt zunächst einen Uberblick der Geschichte des mittleren Elsasses und Mittelbadens, um
dann — unterstützt und veranschaulicht durch Tabellen und Kartenskizzen — die Entwicklung
des Nebenbahnnetzes darzulegen: Es begann mit der Straßburger Pferdeeisenbahn
(1878) und führte zur Gründung der „Straßburger Straßenbahnen", welche in rascher
Folge (nach 1892) links- und rechtsrheinische Straßenbahnen errichtete, um durch die
Bahnen von Kehl über Schwarzach nach Bühl und Rastatt und über Altenheim nach
Offenburg und Lahr die Bewohner des Hanauerlandes, des Rieds und ganz Mittelbadens
mit Straßburg zu verbinden. In voller Blüte stand dieses Netz etwa um 1910, als es
sich mit 425 km von Rastatt bis Mülhausen erstreckte. So haben damals seine Schienen
zur Entwicklung jener Landstriche beigetragen, die nicht durch die großen Schienenstränge
erschlossen waren; die „Nebenbahnen" haben vielerorts einen Verkehrsschatten
vermieden und Anschluß an den „großen" Verkehr ermöglicht.

Nach 1919 entstand die MEG. Nach dem ersten Weltkrieg führten die politischen Änderungen
zur Abtrennung von Straßburg und zur Vereinigung der „Kehler Bahnen", des
rechtsrheinischen Teiles der SBB, mit den „Lahrer Bahnen", zunächst in der Form einer
festen Betriebsgemeinschaft. Dies war nichts anderes als die bewährte Weiterführung des
schon seit 1901 bestehenden Ubereinkommens. 1923 kam es zur Gründung der „Mittelbadischen
Eisenbahnen AG", der MEG, deren Sitz zunächst Lahr, dann 1938 Kehl wurde,
wo im Anschluß an den Nebenbahnhof eine gemeinsame Werkstätte errichtet worden
war. Unmittelbare „Nahtstelle" war Kehl nicht mehr, da der Straßenbahnverkehr über
die Rheinbrücke von 1918 bis 1942 ruhte.

Rückgang des Schienenverkehrs. Seit den fünfziger Jahren führte der „Hang zum
Individualverkehr" zum Rückgang der Beförderungsziffern. Es begann im Stadt- und
Uberlandverkehr eine Entwicklung, die weg vom schienengebundenen Verkehr führte; es
kam seit 1955 zum „Sterben" des Schienenbetriebs und der Übergang zum Busverkehr.
Am Ende dieser Entwicklung stand am 1. Oktober 1971 die Fusion MEG mit den „Südwestdeutschen
Eisenbahnen" (Sitz Ettlingen) zur „Südwestdeutschen Eisenbahnen-AG"
(SWEG) mit dem Sitz in Lahr.

Renaissance des Schienenverkehrs? In jüngster Zeit erlebt man entgegengesetzte Tendenzen
, eine gewisse Renaissance des Schienenverkehrs. Es entsteht eine Vollspurbahn Bühl—
Greffern, die nach Süden Richtung Kehl fortgesetzt werden soll. Impulse für Industrie-

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