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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 35
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Es gab jedoch zumindest seit dem 16. Jahrhundert Häuser an den Straßen außerhalb
der Ringmauer, die auch noch zum Altstadtbereich gehören: im „Vorstädtle"
zwischen Evang. Kirche und dem Unteren Tor, an der vor dem Tor nach dem
Schiltachtal abzweigenden Spitalstraße und hinter dem Hinteren Tor in derSchen-
kenzellerstraße. Vom Stadtkern aus erweiterte sich dann im 19. und 20. Jahrhundert
das Stadtgebiet nach Osten, Westen und Süden in die Täler hinein.
Die im 19. Jahrhundert angelegten Verkehrsstraßen, die heutige Kinzigtalstraße
B 294 und die aus Schramberg kommende Straße B 462 folgten gegenüber den historischen
Straßen dem tieferen Lauf der Talsohle. Nur zwische Unterem Tor und
Evangelischer Stadtkirche ist der Lauf neuer und alter Straßenführung identisch.
Die Altstadt mit ihrem harmonischen Bebauungsbild erhebt sich somit fast burgartig
am durch die Bergnase des Schloßbergs vorspringenden Schnittpunkt beider
Täler und ist an zentraler Stelle der Topographie der Landschaft in idealer Weise
angepaßt. Der Reiz des Anblicks erhöht sich durch den malerischen Zusammenklang
der dunklen Tannenwälder mit dem kontrastreichen Hell-Dunkel der Fachwerke
.

Die geschichtlichen Anfänge

Was sagt uns die Geschichte über diese Stadt und ihre bauliche Entwicklung? Von
den Anfängen bis zum Ende des Mittelalters bleibt der städtebauliche Prozeß
weitgehend im Dunkel. Sicher aber ist, daß es die Straßen waren, welche die um
1275 zunächst als Pfarrgemeinde urkundlich auftauchende Siedlung und später
unter den Herzögen von Geroldseck und Teck mit Marktrechten ausgestattete
Stadt haben entstehen lassen. Die Römer erbauten 74 n. Chr. unter Vespasian die
erste Kinzigtalstraße vom Legationslager Argentorate (Straßburg) über den
Brandsteig (Kultstätte der Göttin Abnoba) unweit Schiltach am südöstlichen Höhenrand
des Kinzigtals nach dem Kastell Waldmössingen und der römischen
Niederlassung Arae Flaviae (Rottweil.) Bot sich wohl schon den Römern der letzte
Talpunkt vor dem Berganstieg als Raststätte und Umspannstation an, so erst recht
den Durchfahrenden im Mittelalter, als die Straße nach der Reichsstadt Rottweil
der heutigen „Steig" folgte und von der Kinzigtalstraße am Punkt des späteren
Marktplatzes abzweigte. Ob gleichwohl der Marktplatz die Urzelle der Siedlung
war, ist fraglich, da das 1275 mit Nennung eines rector ecclesiae vorhandene Gotteshaus
mit dem Patronat Johannes des Täufers schon auf der niederen Anhöhe
am Kirchberg westlich der Schiltach, also außerhalb der späteren Stadtmauern,
gestanden haben muß. Möglicherweise stand eine um die Kirche gruppierte dörfliche
Siedlung einer später entstehenden Marktsiedlung gegenüber.
Die „Rottwiller Straße" war durch die um 1100 erbaute und erstmals 1371 erwähnte
Burg Schiltach und die schon 1189 genannte, oberhalb gelegene Willenburg geschützt
. Waren die römischen Straßen Militärstraßen, so die mittelalterlichen vorwiegend
Handelsstraßen. Standen ursprünglich die Handwerke der Schmiede,
Wagner, Metzger, Bäcker usw. zusammen mit den Herbergen an der wichtigen
Umspann- und Umladestation vorwiegend im Dienste der Durchreisenden, so än-

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