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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 75
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schrieb vorhandene Forschungsaufgaben und versuchte, die geschichtliche Lebensweise
und die literarischen Umstände der Epoche darzustellen.
Grimmelshausen betrachte ich als Repräsentanten der Volksliteratur, der aber
alles, was die Epoche ihm bot, auswertete, auch die Gegenstandskonstruktionen,
das Sinnbild und die Metapher der hohen Literatur des Barock; berichte über
die Kenntnisse des spitzbübischen Romans und seiner Schicksale in Deutschland,
vergleiche den ,Simplizissimus' mit Pikaro, den er in Tiefe und anderem übertrifft
. Beiläufig mußte ich einige Einzelfragen erforschen und meine eigene Uber-
legungen aussagen. Diese Arbeit nahm mir viel Zeit, aber die Hauptsache war
für mich die Übersetzung dieses genialen Romans, an der ich mich fast 35 Jahre
abmühte, weil ich mir die Aufgabe gestellt habe, eine genaue und zugleich
künstlerische aber adäquate Übersetzung in russischer Sprache zu schaffen, die
nicht nur die Besonderheiten des Stils von ,Simplizissimus' bewahrt, sondern diese
noch hervorhebt, die Verschmelzung der Rhetorik mit der Volkssprache und anderes
mehr. Es ist mir gelungen, alle Wortspiele und komplizierten Spracheigentümlichkeiten
des Originals zu übersetzen."

Als höchst interessant und subtil bezeichnet Sergej Turajew Morosows Untersuchung
des Haupthelden6:

„Morosow hebt das Streben des Simplizissimus hervor, eine Individualität zu
gewinnen, denn nach seinen Worten reifte gerade in jener Zeit das Problem der
menschlichen Persönlichkeit, ihrer Stellung und Entwicklung unter den Verhältnissen
der zunehmenden Kriese des Feudalismus heran.

Mit dem ,Simplizissimus' liegt in russischer Sprache nicht nur eine bewundernswerte
Übertragung eines hervorragenden Werks der Weltliteratur vor. Die kompakte
Grimmelshausen-Monographie faßt dreihundertjährige Forschungen zusammen
und formuliert eine neue Ansicht über Buch und Autor."

In einer deutschen Übersetzung von C. Grau liegt ein Beitrag von Alexander
Morosow über „Die Reise des Simplicius Simplicissimus nach Moskovien" vor,
in dem er sich mit den von Grimmelshausen benutzten Quellen befaßt7.
Ein beredter Ausdruck der Lebensarbeit Morosows ist ein Exlibris, das er sich
aus Anlaß des dreihundertjährigen Erscheinens des „Simplicissimus" und Beendigung
seiner Arbeit anfertigen ließ.

Erwin Dittler

« S. Turajew, a. a. O., S. 192.

7 In: Ost und West in der Geschichte des Denkens und der kulturellen Beziehungen. Festschrift für Eduard
Winter zum 70. Geburtstag. Akademie-Verlag, Berlin 1966, S. 143—151.

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