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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 120
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0122
Kaplanei und Kirche in Hönau

Von Dieter Kauß

Dem heutigen Besucher bietet sich das Dorf Hönau als eine kleine, im Ortsbild saubere
Siedlung, hauptsächlich als ein Straßendorf1. Unter den schmucken, kaum mehr als
zweigeschossigen Häusern zeigen sich wenige alte Häuser. Dies kennzeichnet wohl die Geschichte
dieses Ortes, die anzeigt, daß die Lage und das Bild des Ortes Hönau einmal
von der Natur her und zum anderen von der politischen Geschichte beeinflußt war und
ist. Vor der Korrektur des Rheines durch Tulla2 war dieser Strom eine dauernde Bedrohung
der Siedlung. So wurde im Jahre 1290 das Kloster Hönau, das dem Ort wohl
den Namen gab3, wegen drohender Überschwemmungen nach Rheinau verlegt. Es ist
anzunehmen, daß eine große Überflutung, die 1482 den Ort Hundsfeld südlich von
Kehl auslöschte4, auch wesentliche Teile der Siedlung Hönau beeinträchtigte. Nach der
Rheinregulierung liegt der heutige Ort Hönau noch einen Kilometer, geschützt durch
einen Doppeldamm, vom Rhein entfernt. Die politische Geschichte beeinflußte vor allem
vom 16. bis 18. Jahrhundert5, sowie in der Zeit der beiden letzten Weltkriege6, das Geschick
und das Gebiet des Dorfes. Durch den Versailler Vertrag verlor Hönau die Besitzungen
jenseits des Rheines und der zweite Weltkrieg brachte Zerstörung und Not
über den Ort.

Wenn auch das Dorf Hönau sich heute als klein präsentiert, so ist es doch der Nachfolger
einer Siedlung, die auf eines der ältesten Klöster in der Ortenau zurückzuführen
ist. Der Ortsname bezieht sich auf das Kloster, das im ersten Drittel des achten Jahrhunderts
durch das elsäßische Herzogsgeschlecht der Etichonen gegründet, dann schon
nach der Mitte desselben Jahrhunderts aber ein fränkisches Königskloster geworden
war7. Ende des 11. Jahrhunderts wandelte sich das Kloster in ein weltliches Chorherrenstift
um8 und wurde 1290 nach Rheinau bei Kappel a. Rhein verlegt. Nachfolger

> Vgl. Topograph. Karte 1 : 50000 Nr. L 7312 Freistett; Topograph. Karte 1 : 25000 Nr. 7343 Freiste«;
Ansicht in: Die Stadt- und Landgemeinden des Kreises Kehl. Bühl 1964, S. 42; W. Gräßlin, Vom Rhein
zum Schwarzwald. Bühl 1960, S. 128 charakterisiert Hönau als Reihendorf im Süden und Haufendorf im
Norden.

2 Vgl. F. Schwärzel, Tullas Rheinkorrektur, in: Geroldsecker-Land 4 (1961/62) S. 11—12, H. G. Zier, Johann
Gottfried Tulla, in: Badische Heimat 50 (1970) S. 379—449; K. Knäble, Tätigkeit und Werk Tullas,
ebenda S. 450—465.

3 Aufgrund der frühen Dotierungsurkunden des Klosters (vgl. A. Bruckner, Regesta Alsatiae aevi mero-
vingici et karolini. Band I. Straßburg - Zürich 1949, Nr. 101, 102, 103, 163, 165, 167). — Urkunde
über die Verlegung im Jahre 1290 nach Rheinau in Archives departementales du Bas Rhin (= AD Str.)

G 69 (1).

4 Vgl. O. Rusch, Geschichte der Stadt Kehl und des Hanauer Landes. Kehl 1928, S. 43; W. Gräßlin, Vom
Rhein, S. 74; J. Beinert. Die abgegangenen Dörfer und Höfe im Amtsbezirk Kehl, in: Ortenau 5 (1914)
S. 94/95; Dischinger, Aus vergangenen Tagen des Dörfchens Hundsfeld . . ., in: Badener Land vom
17. 7. 1921 S. 111; G. Wunder, Das Straßburger Landgebiet. Berlin 1967, S. 33.

5 Vgl. Ortenau 40 (1960) S. 172—220; J. Beinert, Geschichte des badischen Hanauerlandes. Kehl 1909,
S. 167—274.

• Vgl. Die Stadt- und Landgemeinden des Kreises Kehl S. 42/43.

7 Vgl. D. Kauß, Die mittelalterliche Pfarrorganisation in der Ortenau. Bühl 1970, S. 90.

8 Vgl. A. M. Burg, Le duche d'Alsace au temps de Sainte Odile. Woerth 1959, S. 68; J. Beinert, Geschichte
des badischen Hanauerlandes S. 10.

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