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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 121
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0123
dieses Klosters wurde 1398 Alt-St. Peter in Straßburg9, das in seinen Archivalien den
größten Urkundenbestand über Hönau heute nachweisen kann. Nach der Verlegung des
Klosters nach Rheinau blieb die ehemalige Klosterkirche die Pfarrkirche des Ortes. Sie
ist als solche bis zum Ende des 15. Jahrhunderts greifbar10. Die mittelalterliche Pfarrei
Hönau umfaßte die Siedlungen Hönau und Diersheim11 rechts des Rheines, sowie Wan-
zenau12 und Albersheim13 links des Rheines. Im Gegensatz dazu ist die Pfarrei Hönau
heute Mittelpunkt der Diasporaorte Linx, Leutesheim, Freistett, Diersheim, Hausgereut,
Bodersweier, Holzhausen und Zieroldshofen14. Sie wurde 1730/31 errichtet und hatte
noch Rheinbischofsheim als Filiale15.

Die Kaplanei

An und in der mittelalterlichen Pfarrkirche von Hönau gab es auch eine Kaplanei16 auf
dem Altar der hl. Jungfrau Maria und des hl. Nikolaus17. Diese Kaplanei gehört in die
Reihe der Präbendenstiftungen, die eine Erscheinung des hohen und späten Mittelalters
sind. Sie werden meist zum Seelenheil bestimmter Personen gestiftet und haben den
Zweck, daß der eigens dafür angestellte Kaplan täglich eine Messe für den Stifter und
dessen Familienangehörige liest. Nachdem für die Kaplanei in Hönau über 40 Urkunden
gefunden werden konnten18, wurde bisher die Stiftungsurkunde nicht faßbar. Gemäß
einer Urkunde von 1356. IV. 4 wurde diese Priesterpfründe von dem ehemaligen Pfarrer
Sigfrid Swende gestiftet. Der Kaplan hatte auf dem neu errichteten Altar der heiligen
und glorreichen Jungfrau Maria und des heiligen Bischofs Nikolaus die Messe zum Seelenheil
dieses Pfarrers und zur Ehre Gottes zu lesen19. Der Pfarrer Sigfrid Swende war
1342. III. 28 20 noch im Amt, wird aber schon 1346. VIII. 5 als ehemaliger Pfarrer benannt21
, so daß man annehmen kann, daß die Stiftung in den 30er oder 40er Jahren des
14. Jahrhunderts erfolgte. Von 1356 bis 1476 reichen viele Urkunden dieser Kaplanei
in Hönau, die uns über mehrere Sachverhalte Klarheit geben.

Die Pfründe dieser Kaplanei bleibt bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bestehen. Sie
wird nicht mit anderen Pfründen uniert. Dem Schwunde der Kapitalien und der Naturalien
wird dadurch Einhalt geboten, daß 1385. X. 2 mehrere Einwohner von Hönau
und Wanzenau eine Zustiftung von Gütern und Kapitalien vornehmen22. Dies geschah
im Namen der einzelnen Bürger und auch im Namen der Gemeinschaft des Dorfes Hönau.
Der betreffende Kaplan, der hier Primissarius genannt wird, hat täglich die Messe am
Altar BMV und des hl. Nikolaus bei Sonnenaufgang zu lesen. Die große Mehrzahl der
überlieferten Urkunden zeigt in anschaulicher Weise, wie der Pfründeninhaber — der betreffende
Kaplan - oder die Pfleger dieses Pfründvermögens Anstrengungen unternehmen
mußten, den Lebensunterhalt des Kaplans zu garantieren. In den meisten Fällen wurden

9 Vgl. A. M. Burg, Le duche S. 68 und M. Barth, Handbuch der elsassischen Kirchen im Mittelalter. Strasbourg
1960—1963, S. 602, 1343.

1960—1963, S. 602, 1343.

10 Anhand der über 40 Urkunden über die Kaplanei in ihr, die anschließend ausgewertet werden.

11 Vgl. D. Kauß, Die mittelalterliche Pfarrorganisation S. 197, 178.

12 Vgl. M. Barth, Handbuch S. 1651—1653.

13 Vgl. ebenda S. 27.

14 Vgl. Die Stadt- und Landgemeinden des Kreises Kehl S. 43.

15 Vgl. Handbuch des Erzbistums Freiburg. Realschematismus. Freiburg 1939, S. 443.

16 Dazu neuestens W. Müller, Die Kaplaneistiftung (praebenda sine cura) als spätmittelalterliche Institution,
in: Von Konstanz nach Trient. Festgabe für A. Franzen. München - Paderborn - Wien 1972, S. 301—315.

17 D. Kauß. Mittelalterliche Kaplaneistiftungen an den Pfarrkirchen der Ortenau, in: Ortenau 52 (1972), S. 110.

18 36 Urkunden im Bad. Generallandesarchiv Karlsruhe (= GLA) 33/27 und 33/28, sowie 6 Urkunden in
den Archives departementales du Bas - Rhin Strasbourg.

1» GLA 33/28.

20 AD. Str. G 3584 (15).

21 Urkundenbuch der Stadt Straßburg. Band VII. Straßburg. 1900, Nr. 494, S. 146.

22 AD. Str. G 4219 (lObis)

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