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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 126
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0128
Bühl ist um rund 100 Jahre älter

Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Großen Kreisstadt
Von Karl Schieb

Zur Zeit der Römer bestand im heutigen Stadtgebiet bereits eine kleine Ansiedlung, das
beweisen folgende Funde:

Ein römischer Meilenstein, 100 n. Chr. am südlichen Ortsausgang in der Nähe des Hauses
Dr. Schappeler gesetzt. Die Gemeinde Bühl funktionierte ihn zu einem Gemarkungsstein
(Immenstein) um. Wie die von Professor Dr. G. Walser aus Bern 1967 gefertigte Inschriftskizze
besagt, sind es von hier bis Mainz genau 120 römische Meilen. In neuester
Heimatliteratur wird die Ansicht vertreten, daß der Immenstein Nr. 3 an der Landstraße
Bühl-Müllenbach ein echter römischer Meilenstein sei. Dem ist aber nicht so, er
ist nichts als ein sehr früher Grenzstein der Gemarkungen Bühl und Steinbach1. In der
Nähe des erwähnten Meilensteines stand auch der Hexenturm, wie eine Urkunde von
1749 berichtet. Dieser hatte mit den Hexenverfolgungen nichts zu tun und könnte
römischen Ursprungs gewesen sein2. Ein anderes Überbleibsel der Römer ist ein Relief,
das 1884 beim Abbruch der ehemaligen Kornlaube in der Schwanenstraße (Haus Beuchert)
gefunden wurde. Erhalten geblieben ist nur ein Gipsabdruck, das Original wurde leider
zerschlagen3. Auch der heutige Rathausturm soll von den „Heiden" (gemeint sind die
Römer) erbaut worden sein. Mone meint, er war vermutlich eine römische Kultstätte4.
Dann fand man noch im Hänferdorf (alter Stadtteil von Bühl) Münzen aus den Regierungsjahren
der römischen Kaiser Trajan (97-117 n. Chr.) und Constantinus
(337-361 n. Chr.), die in der Ausstellung BÜHL IN DOKUMENTEN im Haus Alban
Stolz anläßlich des Zwetschgenfestes 1972 gezeigt wurden.

Diese Beweise führen zu dem Schluß, daß die Geschichte unserer Stadt viel weiter zurückreicht
.

Bühl, althochdeutsch PUHILE, mittelhochdeutsch BUHEL oder BOHEL, wird nach
Ansicht des Pfarrers Karl Reinfried urkundlich erstmals im Jahre 1283 in einer Schenkungsurkunde
des Ritters Burchard von Krautenbach an das Kloster Schwarzach genannt
. Die in dieser Schenkung vergabten Güter lagen „in banno Buhel" am Wissenstein
in der Härenbach, im heutigen Stadtteil Altschweier5. Damals gehörte das ganze
Bühlertal zum Dorfe Bühl. Die Urkunde war Anfang des 15. Jahrhunderts im Klosterarchiv
Schwarzach noch vorhanden und in den jeweiligen Kopialbüchern verzeichnet.
Sie ist alt und trägt die Merkmale einer echten Urkunde.

Bühls Lokalhistoriker Reinfried vermerkte diesen Rechtsvorgang in seiner 1877 erschie-

1 Zangemeister, Drei obergermanische Meilensteine aus dem ersten Jahrhundert, Westdeutsche Zeitschrift
für Kunst und Wissenschaft, Jahrg. III, 1884, Trier; Acher- und Bühler Bote, 1894, Nr. 118—133, und
1910, Nr. 106—125; Beust, Die Ritter von Windeck, 1857, S. 3.

2 GLA 229/15021.

3 Reinfried, Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Handels- und Gewerbevereins Bühl (1905), S. 62.

4 Reinfried, Kurzgefaßte Geschichte der Stadtgemeinde Bühl (1877), S. 6.

5 GLA 67/1315 Bl. 233; 67/1321 S. 77; 67/1331 S. 220.

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