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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 140
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Schließlich sei auf die Ausführungen im „Schweizerischen Idiotikon" (4, 1401-1405) eingegangen
. Bünt f. bedeutet im Schweizerdeutschen ein „zur Zeit des allgemeinen Weidgangs
von 'Allmend' und 'Zeige' durch Abzäunung abgeschlossenes, der privaten Nutznießung
vorbehaltenes und nach und nach in Privatbesitz übergehendes, infolge der regelmäßigen
Bewirtschaftung besonders ertragfähiges Grundstück, Gebiet, meist in der Nähe
der Häuser". Diese Bedeutung des Wortes Bünt (Beunde) wird durch zahlreiche Beispiele
belegt. Sie betonen a) die Einzäunung der Beunden, b) die Zugehörigkeit einer Beunde zu
jeder Hube oder Hofstatt, was, durch Belege unterstrichen, nicht selten durch Hinzufügung
des Namens ihres Nutznießers bzw. Besitzers näher bezeichnet wird, c) die gemeinsame
Nennung von Bünt und Garten. Weitere Bedeutungen von Beunde (Bünt) im
Schweizerdeutschen sind: a) „sorgfältig bewirtschaftetes, besonders auch reichlich gedüngtes
und darum sehr ergiebiges Stück Pflanzland in der Nähe der Wohnungen" (in
neuerer Zeit), namentlich zum Anbau von Hanf, Flachs, dann auch von Rüben, Gemüse
usw. verwendet; b) „meist eingezäunte, mit Fruchtbäumen bepflanzte, fette Wiese in der
Nähe der Häuser, Baumgarten"; c) „fette Weide". Im Anschluß daran ist eine größere
Auswahl von ß««r-Flurnamen zusammengestellt, auch das Vorkommen von Bünt in
Schweizer Familiennamen ist erwähnt.

Als eigenes Stichwort ist im „Schweizerischen Idiotikon" (4, 1321) Büne f. aufgenommen
und u. a. als „eingezäuntes und gedüngtes Stück Ackerland" erklärt. „Nahe Verwandtschaft
mit dem . . . synonymen Bünden (s. Bünt) steht außer Frage, dagegen ist das etymologische
Verhältnis beider Wörter insofern unklar, als nicht zu entscheiden ist, inwieweit
sekundäre lautliche Differenzierung aus einer gemeinsamen Grundform oder aber ursprüngliche
Bildungsverschiedenheit vorliegt."

In ebenso reichem Maße wie in den Mundartwörterbüchern finden sich im namenkundlichen
Schrifttum Auslassungen über den Flurnamen Beunde. Das Standardwerk deutscher
Namenforschung, die „Deutsche Namenkunde" von ADOLF BACH (Bd. II,
Heidelberg 1953, § 375), begnügt sich zwar mit einem kurzen Hinweis auf Beunde,
ahd. biunt(a), „ländliches Privatgrundstück, meist innerhalb der Feldmark, dem Gemeinderecht
entzogen, ursprünglich eingezäunt".

Auf den Flurnamen Beunde kommt EDWARD SCHÖRDER1 unter dem Eindruck der
Bedeutungsvarietäten des Namens auf Grund der Angaben im Bayerischen Sprachatlas zu
sprechen. Es handelt sich um rund 60 Bedeutungsangaben, bei denen etwa 20 Prozent
die Umzäunung hervorheben. Bei ebensovielen darf dies vorausgesetzt werden. Aber etwa
zur Hälfte der Angaben scheint der ursprüngliche Begriff der Einzäunung fortgefallen zu
sein.

Beunde f., ahd. biunt(a) ( germanisch"' biwundjö, mhd. biunt(e), biunde, ist eine Bildung
zu dem Verbum biwindan „circumeingere". Das Wort geht in seiner Grundbedeutung auf
ein „eingezäuntes Stück Land" zurück2. HEINRICH DITTMAIER, Rheinische Flurnamen
(Bonn 1963, S. 27, mit Verbreitungskarte S. 28), führt als Allgemeinbedeutung
von Beunde „eingehegtes Grundstück", dann „Privateigentum, dem Gemeinderecht entzogen
" an. DITTMAIER weist zur Etymologie auf mittelniederdeutsch biwende „um-
zäunter Platz", dem ein älteres'' biwunda, „um was sich der Zaun herumwindet", zugrunde
liegen dürfte.

Diese Hinweise aus dem namenkundlichen Schrifttum mögen zur Erhellung unseres Namens
genügen. Angeschlossen seien einige Belege aus dem rechtsgeschichtlichen Schrifttum.
Wenn EBERHARD FRHR. v. KÜNSZBERG in seiner Schrift: „Flurnamen und Rechts-

1 Deutsche Namenkunde. Gesammelte Aufsätze zur Kunde deutscher Personen- und Ortsnamen. 2. Aufl.,
Göttingen 1944, S. 271 f.

2 Vgl. auch Stefan Sonderegger, Die Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell. Bd. I: Grammatische
Darstellung. Frauenfeld 1958, S. 171. Mit weiteren Schrifttumsangaben. — Friedrich Kluge, Etymologisches
Wörterbuch der deutschen Sprache. 17. Aufl., bearbeitet von Walther Mitzka, Berlin 1957, S. 71,
erwägt indes Herleitung von germanisch * beund- zu * bani mit der Urbedeutung „Grundstück".

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