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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 158
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zu bestehen, bis endlich Paris die Tore öffnete. Den 3. November 1589 erfuhr
Lichtenau abermals den Anmarsch hugenottischer Hilfstruppen, 1500 Reiter ohne
das Fußvolk, des Obristen Franz von Tomartin, denen Kurpfalz und Baden den
Paß bereits zugelassen hatten. In der Ungewißheit, ob der Zug die Rhein- oder
Bergstraße gebrauchen würde, bereiteten Amtmann Hans Peter von Fürdenheim
und Karl Friedrich Zoller, der Schaffner, den Vogt Adolf Marggrav in Achern um
friedlicher Nachbarschaft willen auf die zu erwartenden Quartiergäste vor. Zum
Leidwesen der Hanauer rückten die ersten 300 Fußknechte, welche zu Hügelsheim
genächtigt hatten, schon den 5. an, setzten am Fahr zu Graueisbaum nach der
Wanzenau über und warfen sofort um das Dorf Schanzen auf. Ein weiterer Fahnen
zu 300 Reisigen sollte im Lichtenauer Amt, etwa zu Bischofsheim und Auenheim
, sein Nachtlager halten. „Gott helf den armen Leuten!", denn obwohl man
in der Markgrafschaft beteuert hatte, die Soldaten würden Speise und Trank bezahlen
und auch niemanden beleidigen, ließen sie sich in Lichtenau gar übel an:
„dann die, so allbereiht fort sein, zalen nit, haben auch kein gelt." Am 8. November
rückten wiederum über 400 Reiter, ohne die Wagenpferde, an Lichtenau vorbei
, in der Absicht, zu Scherzheim, Bischofsheim, Linx und Auenheim bis zum endgültigen
Abmarsch zu bleiben. Der letzte passierende Rittmeister wies den Amtleuten
einen Befehl seines Obristen Tomartin vor, sich in die nächsten bischöflich-
straßburgischen Dörfern einzulegen, damit der Haufe in einer halben Stunde beisammen
wäre. Die zu Bischofsheim quartierenden Reiter aber versuchten den 9.
mit etlichen Pferden eine Streife auf der Renchener Straße, Kundschaft über Weg
und Steg einzunehmen, wie sich die bischöflichen Orte Wagshurst, Renchen, Sas-
bach. Erlach, Stadelhofen, Ulm u. a. durch die Wälder etwa bei Nacht erreichen
ließen. Bei Ankunft der Reiter in Wagshurst empfing sie Sturmgeläute, worauf
sie eiligst Fersengeld gaben. Ihr Obristleutnant Burkard von Bemelberg ließ dem
Oberkircher Amtmann entbieten, seiner Reiterei Proviant und Fütterung zu verschaffen
, ansonst er ihn mit 2000 Pferden aufsuchen müßte. In den hanauischen
Dörfern begann die Soldateska, ihren Hauswirten die fetten Eckerschweine abzustechen
. Allgemein wurde befürchtet, daß die Reiterei diesseits des Rheines durch
den Obristen gemustert „und den Bischöflichen ein Bankett schenken" würden,
dabei auch dieOrtenau nicht ganz leer ausgehen dürfte. Gegen diese alarmierenden
Berichte aus Lichtenau hegten Amtmann und Sekretarius der Landvogtei ein durch
nichts begründetes Mißtrauen, da „der von Hanau auch der protestierenden Stände
einer" wäre. Der Acherner Vogt hielt ihrer konfessionellen Kurzsichtigkeit entgegen
: „Dann so viel ich erfahren, erzeigen sich die Amtleute der allerfreundlich-
sten Nachbarschaft, haben mich auch das Schreiben ihres Herrn Grafen selbst
lesen lassen, darin ich in Wahrheit nichts Bedenkliches finden können. Item, so haben
sie mich auch des von Domertheins (Tomartin), des Obristen, Obligation
wegen des Durchzugs lesen und dazu Abschrift mitteilen lassen." Auf die Kunde
vom Anmarsch dieser navarrischen Söldner war der Herzog von Lothringen mit
spanischem und anderem Volk, 5000 zu Fuß, nach der Zaberner Steige aufgebrochen
, willens, den im Elsaß zusammenstoßenden Haufen zu trennen und zu schla-

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