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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 161
(PDF, 57 MB)
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Auge behalten: nur die Wahrscheinlichkeit eines Vorgängerbaues gestattet diese
Vermutungen.

Das Heidenkirchlein besteht aus einem niedrigen Schiff, das auf der Südseite
durch drei kleine hochsitzende Fenster, auf der Nordseite durch zwei ebensolche
romanische Fenster belichtet wird. Diesen Fenstern hatte man wegen ihrer teilweise
parabolischen Form eine besondere Bedeutung für die Datierung der Kirche
beigemessen; man hatte sie für karolingisch halten wollen. Diese Abweichung von
der strengeren romanischen Form geht aber lediglich auf eine durch frühere Ausflickungen
entstandene Deformierung zurück, was jüngst bei der Freilegung des
Mauerwerks deutlich wurde. Ein schlichtes Rundportal mit Schrägfase in der
Westwand ist ebenso wie der Triumphbogen zum Altarraum leicht unsymmetrisch
gearbeitet. Der Triumphbogen ist auffallend klein, wodurch der Altarraum sehr
eingeschnürt wirkt. Letzterer - fast quadratisch - ist mit einem Tonnengewölbe
versehen. In der Nord- und Südwand war ursprünglich die auslaufende Wölbung
durch je ein kleines romanisches Fenster (heute zugemauert) durchbrochen. Das
östliche Chorfenster hinter dem Altar stammt aus dem 15. Jahrhundert und hat
damals das romanische Fenster verdrängt. Über dem gewölbten Altarhaus erhebt
sich mit zwei weiteren Geschossen der Turm, von dem jedes Geschoß aus einem
anderen Jahrhundert stammt.

Zur Geschichte der heutigen Kirche lassen sich nach genauerer Untersuchung
einige Feststellungen treffen. Als erstes ist auffallend, daß der ganze Bau bis in
den Boden hinein aus Backsteinen gemauert ist; die Fundamenttiefe beträgt kaum
zwei Fuß. Die Backsteinformate (ca. 8/16/34) schwanken, entsprechen aber im
Wesentlichen den Formaten anderer Bauten des 12. Jahrhunderts, was wir aus der
Untersuchung durch Leonards wissen. Die Differenzen in den Formaten tragen
zur Datierung wenig bei, weil nicht exakt gearbeitet wurde, aber der Gebrauch
des Backsteins ist im 11. und 12. Jahrhundert im Ried beiderseits des Rheins
nachweisbar. Die Mauerstrukturen innerhalb eines Baues verraten jedoch nicht
nur Ausbesserungen; auch Bauabschnitte werden ablesbar. So hatte die heutige
„Chorturmkirche" ursprünglich noch keinen Turm. Dem niedrigen Schiff war im
Osten ein kleineres Altarhaus angebaut. Dieses tonnengewölbte Altarhaus wird
aber als eine erste Stufe zu einem für später geplanten Turm anzusehen sein, wie
wir das auch von anderen Chortürmen (Burgheim) kennen. Leonards datiert die
Aufstockung des Turmes in das 15. Jahrhundert, was zu spät sein dürfte; in diese
Zeit gehört lediglich das Fenster des Zwischengeschosses. Der frühere Turm wurde
um 1628/30 zerstört, seine Dimensionen entsprachen wohl dem heutigen Turm.
Im älteren Glockengeschoß kann man Doppelarkaden mit eingestellten Säulchen
vermuten. Das um 1630 erneuerte Glockengeschoß mit seinen fast segmentbogenförmigen
Schallarkaden setzt sich deutlich vom Unterbau ab und ist überdies
durch eine eingeritzte Jahreszahl 1630 im Gebälk ausgewiesen.

Die Zerstörung um 1630 betraf natürlich auch das Kirchendach; das brandgeschädigte
Sturzholz im Durchschlupf zum Turm beweist, daß die Flammen hier
hindurchschlugen. Bei der Erneuerung des Daches entschloß man sich, auf die

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