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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 190
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Johann Georg Zuflucht,

der letzte Schultheiß von Kork

Auszüge aus seinem Tagebuch von Wilhelm Gräßlin

1799

4. September. In Ofenburg bei dem Hl. Schafner gewesen. Kosten 5 fl. bezalt. Waren K.
Offizier hier und haben sich sehr ungebührlich betragen gegen Hl. Reg. Rath. Das ist recht
ärgerlich. Im Wald Baraquen versteigt. 5. Wieder viel Brandenwein hergeben müßen. Dis
ist auch eine Unordnung, daß die Piqueter nur immer saufen wollen und stehen nicht
eimal bei uns.

Vorgestern ist auch der alte Christmann von Neumühl gestorben und heute begraben worden
. Er ist 78 Jahr alt. Niemand durfte mit der Leiche aus Neumühl heraus.

Nun haben die Franzosen alle die wieder neu aufgebaute schöne Häuser in Kehl wiederum
abreisen lassen. Dis ist doch grausam, und unerhört, daß man so mit einem Ort umgeht.
Soll ein solches Volk also ungestraft in seiner Bosheit fortfahren dörfen! Doch Gott wird
schon einst mit seiner gerechten Strafe kommen.

6. Früh eine starke Patrouille.-Holzversteig, im Wald bestellt, aber ist nichts daraus worden
, weil die Franzosen aus Auenheim und Kehl Ausfälle gemacht. Erstere drangen bis
von Bischofsheim hinunter und letztere über Eckartsweier. Die Affaire war hizig, doch die
Kaiserl. trieben die Auenheimer Franzosen mit Hilfe des Landsturms wieder ganz zurük.
Bei Eckartsweier blieben die Franzosen stehen. Hier in Kork waren keine Franzosen. Die
Blankensteiner Husaren und einige Scharfschützen, welche ständig imThurnfeld herum strichen
, hielten die Franzosen in Respect. Die Franzosen haben hin und wieder geplündert.
In Querbach sind sie 2 mal eingedrungen, mußten aber jedesmal weichen. Es kamen etliche
von den Renchener Land Milizen hierher, welchen man etliche Maas Wein, Käs und
Brod gegeben hat.

7. Heute früh wieder Patrouille, es versteht sich, Kaiserl., denn die Franzosen kommen
nie hierher, außer wenn ich es besonders bemerke. Die Kaiserl. Commandanten haben
heute jedermann verboten nach Ofenburg, Renchen und dergl. zu gehen, doch Feldarbeiten
in der Gegend ausgenommen. Weil man also nicht nach Ofenburg darf, so habe ich
auch gleich den Brandenwein auf die Pikete abgestellt. Grobheiten muß ich wieder ohne
Zal ausstehen. Wenn man alles thut, so ist doch keine Erkenntlichkeit. Am Schwanen
wurde auch wieder ein Husarenpiquet von 6 Mann aufgestellt. Diesen Nachmittag liesen
die K. K. Vorposten auch die Leute nicht mehr auf ihre Felder und Wiesen paßiren. Der
Commandant von Neumühl beschwert sich, daß immer so viel Leute auf dem Kirchturm
sind, welche gegen Neumühl schauen, dis ist eine lächerliche Ausrede. Was geht es denn
ihn an! Er hat ja auch einen Soldat auf David Hezels Scheuer, doch wer nichts auf der
Kirch zu thun hat, mag wegbleiben.

• Tagebuch befindet sich im Badischen GLA in Karlsruhe. Folgen 1—3 in: Die Ortenau 49 (1969), 51 (1971),
52 (1972).

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