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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 191
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Auch die Kaiserlichen machen sich unbeliebt

8. Wieder Patrouille. Der Paß nach Wülsten ist noch gesperrt. So viel Schimpfworte
stosen die Kaiserl. gegen hiesiges Land, die Vorgesezten und selbst Unsern Landesfürsten
aus. Ich werde alle Tag Spizbub und Hundsfott von ihnen geheisen, selbst wenn man ihnen
alles gibt. 9. Heute wieder Schelten und Schimpfen. Der junge Burkhard von Kehl, der
nicht nach Haus konte, wurde auch hier als verdächtig weggenommen. Es gibt so viele
Bürger hier, die den K. Soldaten solche Dinge beibringen. Das ist doch schlecht. In Neumühl
starb Georg Kellers Tochter, mußte nach Auenheim begraben werden, wegen den
Vorposten. 10. In der Nacht viel Geplänkel, doch ist es ruhig geblieben. Ich habe doch
etliche Päße ausgewirkt zu Legelshurst bei dem Hauptmann. Mehrere Franzosen sind
deßertirt. Auf morgen müßen 25 Mann von Kork und 11 von Odelshofen auf Sand zum
Schanzen verreißen. Es sollen lauter starke Mannsleut kommen. 11. Sind die Schanzer
durch Husaren geholt worden. Doch schikten die Leute wieder Buben und Mädchen. So
viel helfen Befehle. Hernach werden doch die Vorgesetzten dafür hergenommen. 17. Früh
hat mir ein Husar von Blankenstein die Thür eingesprengt und wolte mich tod machen.
Ich entsprang im Hemd. Ich fürchte noch immer, daß ich eimal so um das Leben komme.
18. ... Wieder ein Infanterie Piquet von 5 Mann ins Bärenbiel Eck samt Hütten und
Holz zu versorgen. Früh Geplänkel. Erzherzog Karl Mannheim und über den Rhein. 20.
... Nach meiner Rükreise (von Ofenburg) war ein Brief von dem Adjutant Laval von
Neumühl da (Friedrich Schweier von Neumühl brachte ihn) vermög dessen morgen 12
Wägen Fourage und Stroh zu Neumühl seyn sollen, da doch die Kais. K. Vorposten vorstehen
. Der Brief wurde dem K. K. Commandant geschikt.

24. Hanfwaag versteigert für 40 fl. an Michel Buz. Frohndregister verändert. Hl. General
Meerveld hier auf dem Kirchturm und hat gesehen, was die Franzosen auf der Hummelsmatt
für einen Aufwurf gemacht haben.

26. Nachricht, daß die Franzosen alle aus Auenheim sind. 27. Diesen Morgen kam die
Nachricht, daß sie auch aus Neumühl sind. Ich ging nebst vielen Leuten dahin. Das war
ein Elend anzuhören, was die guten Leute haben leiden müßen. Gleich sind wieder viele
Franzosen nach Sundheim gezogen. 28. Zu Auenheim beim Abmeßen der Festungswerker
zum Verreißen. 29. Früh haben die Franzosen bei Sundheim einen Ausfall gemacht. Die
Neumühler wieder das erste mal in der Kirche dahier.

Die Reichen wollen nicht so viel Einquartierung

2. Oktober. K. Husaren einquartiert in die Piketer. Die Burger geben das Eßen. . . . Die
Gerichtsgüter auf 9 Jahr in Lehnung versteigt. Die Neumühler haben sich wieder schändlich
gegen die Vorgesetzten aufgeführt. 5. Früh haben die Franzosen bei Neumühl angegriffen
, wurden aber hier und zu Auenheim wieder zurükgehagt. Alles war wieder in Angst
und Schreken. Der Landsturm kam auch. ... 6. Heute habe ich viel Verdrus wegen der Einquartierungen
gehabt. Jeder Theil glaubt, ich thue ihm Unrecht. Sogar sagte mir Michel
Wegel (Langen Michel), daß ich immer solche Lumpenstreiche mache. Gott weis, daß ich
vorsezlich niemand überlege. Aber so sind die Menschen. Die Reichen wollen nicht so viel
Einquartirung, als die Schäzung abwirft. Die Ofiziere sind meistens in der Reichen Häuser
, alsdann leiden solche nicht, daß auch Gemeine drinn seyen; deswegen fällt allzeit
mehr auf die ärmeren Burger. Es ist nicht möglich, daß man geradezu nach dem Scha-
zungsfus einquartiert, denn ein Mann kan ein schönes Haus haben und doch gering an dee
Schazung sein, doch trifft ihn nach Beschaffenheit des Hauses. Wo ein Offizier ist, werden
nicht auch noch gemeine geduldet. 7. Wegen dieser Sache weiter Untersuchungen angestellt
. Diejenigen Neumühler, so bei der Gerichtsgüter Versteigerung sich so schlecht betragen
haben, wurden bei Amt theils um 3 fl. theils um 1 fl. 5 ß. gestraft. Zufolge eines
Fürstl. Rescripts sollen die K. K. Offiziers nicht mehr auf gemeine Kosten zehren, doch
etwas muß man ihnen thun. 9. Jahrmarkt (Willstett). Alle Tage 26 Schanzer von hier nach
Auenheim, 18 von Neumühl, 12 von Odelshofen, 5 von Querbach, Sa. = 61 Mann. Die

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