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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
53. Jahresband.1973
Seite: 241
(PDF, 57 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1973/0243
„Römische Inschriften. 1. Bei Harmersbach. Im Kinzigthale lag das Stammgut der Edlen
von Waldstein in der ehemaligen Herrschaft Haslach, hinter dem Fischerbach, welches
zuletzt die Gäbelein von Waldstein als Lehen vom Hause Fürstenberg besaßen, Auf der
Höhe der Waldsteinschen Waldungen, linker Hand nach Harmersbach zu, war vor
Jahren noch ein mehrere Fuß über den Erdboden hervorragendes, offenes großes Gewölbe
zu sehen, welches seit urdenklichen Zeiten im Munde des Volkes die Heiden-
Kirche genannt wurde. Vor diesem Gewölbe standen zwei hohe unbehauene Sandsteine
in Form von Säulen. Auf einem derselben war folgende Inschrift zu lesen:

I.O.M.
P.B.B.
Q.F.

Jovi Optimo Maximo. Posuerunt Baebius Baebii - que filius." (Unsere Übersetzung: Dem
Jupiter, dem Besten, dem Größten, haben - einen Gedenkstein - gesetzt Baebius und
dessen Sohn.)

„Diese Inschrift" - fährt Rappenegger fort - „hat mit einer zu Gengenbach gefundenen
außerordentlich viel Aehnlichkeit; sie ist eben so kurz und einfach; gibt weder Vor-
und Zunamen, weder Stand noch Charakter an, so daß ich anfänglich versucht war,
beide für eine und dieselbe zu halten; allein der Gengenbacher Stein, der noch in Baden
zu sehen ist, ist eine runde, mit Schuppen oder Blättern sorgfältig ausgehauene Säule,
und jene Inschrift hat in der zweiten Zeile den Buchstaben P nicht, dagegen in der
letzten ein S, welches dieser Inschrift fehlt. Dessen ungeachtet gehören doch ganz sicher
beide Inschriften einer und derselben Familie an, deren Mitglieder einst, entweder als
Militär- oder bürgerliche Beamte, im Kinzigthal gehaust haben. Weil sich aber auf beiden
Steinen weder Etwas von einem militärischen Zeichen noch Charakter findet, so ist zu
vermuthen, daß der Gelübtentrichter Baebius ein bürgerlicher Beamter gewesen, der die
politische Verwaltung, und vielleicht auch die nach Argentoratum abzuliefernden Steuern
und Abgaben zu besorgen hatte."

Soweit also Rappenegger; wir brachten den heute nicht mehr so leicht zugänglichen Text
ausführlich, damit ihn der interessierte Kreis originalgetreu besitzt.

Hirth aber schreibt ferner noch: „Auch Wingenrots erwähnt dies („Felsstück mit römischer
Inschrift") in seinen ,Kunstdenkmäler'." In Wirklichkeit aber steht bei Wingenroth:
„Römisches: Auf der Höhe der Waldsteinschen Waldungen linker Hand nach Harmersbach
zu, war vor Jahren ..." - und nun folgt wörtlich der Rappeneggersche Text, der
auch als Quelle angegeben wird.

Somit dürfte klar sein: Hier liegt eine Verwechslung vor. Was von Hirth über die Ober-
harmersbacher Heidenkirche bezüglich „Felsstück mit römischer Inschrift" gesagt wurde,
stimmt nicht; wir besitzen dafür keine schriftlichen Belege.

Nach diesen Erkenntnissen wandte sich deshalb in letzter Zeit das Interesse der Fachleute
der Nill-Heidenkirche zu. Sie wurde nun öfters besucht, einmal sogar mit dem
Leiter der Außenstelle Freiburg des Landesdenkmalamtes, Abteilung Bodendenkmalpflege.
Dabei vereinbarte man, zur gegebenen Zeit hier weiter zu forschen, bzw. zu graben.

Inzwischen gelang ein vielsagender „Fund": Immer wieder wurde erzählt, vor dem Zweiten
Weltkrieg (um 1936) wäre ein Stein, eine „römische Säule mit Inschrift", nach
Karlsruhe geholt worden. Dazu berichtete uns nun kürzlich der Nillhofbauer Ludwig
Vollmer (geb. 1900): „Um 1936, noch vor dem Krieg, kamen drei Männer aus Karlsruhe
zu mir auf den Hof und baten, ihnen die Heidenkirche zu zeigen. Ich ging mit ihnen
zum Schwarzenbachsattel; dort blieben zwei zurück, der dritte Herr und ich gingen zur
Heidenkirche. Dort kratzte der Herr mit einem Eisen, ähnlich einem Schraubenzieher,
an den Felsen herum. Man sah dann an einem Stein römische Zahlen und Buchstaben."
Später hätten die drei Männer den Stein nach Karlsruhe geholt. Auf weiteres Fragen
bestätigte Vollmer, daß die Maurer (Glatz, Lehmann) an der Heidenkirche Platten los-

16 Ortenau 1973

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