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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
54. Jahresband.1974
Seite: 246
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1974/0248
Danach wäre Schöttgen also schon 1849 fortgezogen. Nach den Ausführungen
des Verteidigers aber kam er wirklich 58 Tage in Gefangenschaft. Zudem
findet sich in den Prozeßakten ein Schreiben des Rechtsanwaltes vom
13. August 1850, nach dem sein Rubrikant noch unter Polizeiaufsicht gestellt
sei und „daß er nicht einmal einen Paß erhält, um seinen Berufsgeschäften
ungehindert nachzugehen". Auch im Zeller Grundbuch jener
Tage wird der „Bürger und Handelsmann Franz Joseph Schöttgen" mehrmals
erwähnt. Somit ist doch anzunehmen, daß er 1850 noch im Lande
weilte. (Wann er ausgewandert ist, konnte bisher — trotz eifrigen Suchens
in den Akten — nicht festgestellt werden.)

Im September 1850 wird — den Fall abschließend — der Großherzoglichen
Regierung von der Gerichtsbehörde mitgeteilt, die Prozeßkosten seien „auf
die betr. Amtskasse gefälligst zu dekretieren".

Peter Bayer

Ein weiterer Revolutionär in Zell war Peter Bayer, der damalige Unterlehrer
. In der Heimatliteratur bisher nicht erwähnt, wurde man erst durch
die Einsicht in die diesbezüglichen Prozeßakten des Generallandesarchivs
auf ihn aufmerksam4. Der aus Gengenbach stammende Bayer wurde am
11. Oktober 1849 des Hochverrats angeklagt. Ein preußischer Soldat und
der Gendarm Blümel verhafteten ihn am 18. September 1849 im „Gasthaus
zum Kleebad".

Daß die Wirtshäuser als Herde republikanischen Umtriebes angesehen
und den Behörden deshalb ein Dorn im Auge waren, beweist eine Verordnung
, wovon eine Abschrift dem Ortsvorstand von Zell zuging mit dem
Auftrag, den Inhalt den Wirten mitzuteilen. Das von den acht Wirten
unterzeichnete Schreiben hat folgenden Wortlaut (gekürzt): „Bei der Umwälzung
und bei den Einleitungen dazu haben hier und da Wirtshäuser
einen beklagenswerten Einfluß geübt, indem in denselben allerlei Verführungskünste
angewendet, die Gemüther erhitzt und gegen die bestehende
Ordnung aufgereizt, auch von da raus zu Ruhestörungen ausgezogen
wurde." Nun folgt ein Aufzählen der Punkte, „damit nicht solche Wirtshäuser
von Neuem der Herd von Verführung und Unordnung würden"
(Polizeistunde, Schließung während des Kriegszustandes, wenn „revolutionäre
Lieder" gesungen werden usw.).

Peter Bayer geriet also im „Kleebad" mit dem Gendarmen Blümel in
Wortwechsel, anscheinend waren beide in „Stimmung". Der Unterlehrer

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