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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 53
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lasse. Damit war die Ruhe für die Nacht hergestellt. Man konnte hoffen,
daß die älteren Wehrmänner auf die jüngeren mäßigend einwirken würden
. Der Gemeinderatsbeschluß aber besagte, daß die Mannschaft vom
Auszug abgehalten werden solle. Am 14. Mai stellten sich sämtliche Wehrmänner
im Salmensaal auf. Ree warnte nochmals vor dem Aufbruch. Da
trafen aus dem Unterland alarmierende Nachrichten ein. Durchziehende
Mannschaften bearbeiteten jüngere Wehrmänner, mit ihnen landabwärts
zu ziehen. Tausende von Bewaffneten verlangten auf ihrer Durchfahrt
Nachtquartiere. Es wimmelte von Freischärlern. Die Gemeindebehörde
war machtlos. Sie mußte das erste und das zweite Aufgebot ziehen lassen.

Wie überall im Land, so wurden auch im Bezirk Offenburg ein „Zivilkommissar
" und „Sicherheitsausschüsse" eingesetzt. Die revolutionären
Kommissionen zogen die ganze Regierungs- und Polizeigewalt an sich,
setzten Beamte und Kommandanten ein und ab, verfügten Verhaftungen,
veranstalteten Volksversammlungen, bildeten bewaffnete Korps und agitierten
durch Proklamationen für die Sache der Revolution. Viele dieser
Kommissare richteten ein terroristisches Willkürregiment auf. Ein Glück
für Offenburg, daß es in Franz Volk einen Mann „voll gediegenen Wissens,
klaren Verstandes und des schönsten und reinsten Gefühls" auf diesem
Posten sah. Im Oberamtsgebäude (heute Landratsamt) waltete er seines
Amtes. Die gesamte Zivil- und Militärverwaltung des Bezirks oblag ihm.
Unter seiner Verwaltung herrschten in Stadt und Kreis Offenburg
Ruhe und Ordnung. Das gilt auch für seine Nachfolger Hofer und Zutt,
sowie Karl Heinrich Schaible, dem letzten Kriegs- und Zivilkommissar.
Auch von Schaible wissen wir, daß er sein Amt verantwortungsbewußt
und selbstlos ausgeübt hat. Während seines Kommissariats wurde in
Offenburg die öffentliche Ruhe in keiner Weise gestört.

Mit bangem Herzen wartete man auf die Nachrichten aus dem Unterland.
Das Offenburger Erste Aufgebot war in die Revolutionsarmee eingereiht
worden, die in Heidelberg ihr Hauptquartier hatte. Den Oberbefehl hatte
der polnische General Mierolawski. Am Neckar begann der Krieg gegen
die Preußen und die Reichsarmee. In den ersten Tagen blieben die Freischärler
nicht ohne Erfolg. Doch dann kam bald eine Hiobsbotschaft nach
der anderen. Das Heer der Freischärler konnte den preußischen Truppen
nicht lange standhalten. Am 19. Juni erklärte Prinz Wilhelm von Preußen
das Großherzogtum Baden in Kriegszustand. Mierolawski schlug sich
noch tapfer bei Waghäusel. Aber dann löste sich sein Heer in verworrener
Flucht auf. Er selbst zog sich nach Offenburg zurück. Im Gasthaus „Fortuna
", Hauptstr. 63, stieg er mit seinem Hauptquartier ab. Man überlegte,
ob man noch standhalten und die mit Mauern umgebene Stadt in Verteidigungszustand
setzen solle. Nach kurzer Beratung wurde dieser Plan jedoch
aufgegeben. Und Mierolawski legte noch am 1. Juli den Oberbefehl
nieder. Um dieselbe Zeit machte die provisorische Landesregierung auf

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