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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 85
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0091
Das Rätsel wurde gelöst, als uns der Bagger bei der Kanalisation einen
halben Mühlstein vom gleichen Material bescherte. Eine ganze Anzahl
solcher Mühlsteine kennen wir z. B. von Straßburg. Die Römer holten sie
aus den Basalt-Lava-Steinbrüchen aus der Eifel (Niedermending oder
Mayen). Unser Mühlstein, ein sogenannter Läufer, hat einen Durchmesser
von 75 Zentimeter und mußte von umlaufenden Zugtieren (Pferd, Maultier
) angetrieben werden. Kleinere Steine mit einem Durchmesser von
30—40 Zentimeter (Fragmente fand man auch in Helmlingen) wurden im
Handbetrieb benutzt.

Viele Bruchstücke von sogen. Reibeschüsseln, halbkugelige Gefäße, die vor
dem Brennen auf der Innenseite mit scharfem Sand aufgerauht wurden,
zeigen, daß der einfache Haushalt seine Körner- oder Ölfrucht selber
mahlte.

Drei Bewohner haben die Anonymität verlassen, indem sie ihren Namen
mit einem spitzen Gegenstand in ein Gefäß geritzt haben (Grafito), um
hierdurch wahrscheinlich ihr Eigentum zu kennzeichnen. Auf einem Sigil-
latateller, einem Bruchstück einer Sigillataschüssel und auf einer Terra
Nigrascherbe 3 lesen wir die Namen: SIICVRI, SINCORI und VICTORINA.
Gleichzeitig bezeugen sie hiermit, daß mindestens ein Teil von ihnen des
Schreibens kundig war.

Das Fundgebiet wird von einem Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes
Baden-Württemberg, Abt. Bodendenkmalpflege, Außenstelle Freiburg,
laufend überwacht. Außer kleinerer Notuntersuchungen ist die Überwachung
aller Erdbewegungen, das Lokalisieren der Fundstellen und Siche-

3 Klaus Hornung, Kehl barg 1966 die Terra Nigrascherbe mit der Aufschrift VICTORINA. Sie wurde
an der Oberfläche eines Ackers gefunden.

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