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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 87
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durchbrechen versuchten. Im frühen 3. Jahrhundert (235) gelingt es noch
einmal mit großer Mühe, die streitbaren, ungebetenen Gäste zurückzudrängen
und die Befestigungen zu verstärken. Doch im Jahr 260 n. Chr.
durchstoßen gewaltige Alamannenscharen den Limes. Die Römer ziehen
sich über den Rhein zurück. Rhein und Donau sind die neuen Grenzen
des römischen Imperiums.

Über viele Jahrzehnte wechselvoller Kämpfe alamannischer Kühnheit
und Angriffslust gegen die gutorganisierte, technisch hochüberlegene
Militärmacht der Römer waren die Folge. Von Bedeutung für unsere
Gegend war sicher ein Vorstoß der Alamannen auf Straßburg im Jahr 357
und ihre Niederlage vor den Toren der Stadt. Um 450 n. Chr. müssen die
Römer auch die Rheingrenze aufgeben.

Das Erstehen und Vergehen der Siedlung in Helmlingen

Nach bisherigen Erkenntnissen und unter Berücksichtigung des jetzigen
Fundbildes ist die Gründung der Siedlung wohl in das 1. Jahrhundert
n. Chr. zu setzen. Ein bevorzugter Römer, ein pensionierter Soldat (Veteran
), Beamter oder eine ähnliche Person, hat hier Ackerland zugeteilt
bekommen und mit Sklaven und Freigelassenen einen landwirtschaftlichen
Betrieb aufgezogen. Sicher war er mit seiner zumindest gutshofähnlichen
Anlage an die Versorgungskette des militärischen und zivilen Straßburg
angeschlossen. Es ist jedoch nicht damit zu rechnen, daß der Besitzer und
sein Gesinde römische Bürger aus Italien waren. Mit der Besetzung ist
vielerlei Volk aus allen Teilen des römischen Reiches in unsere Gegend
verschlagen worden. Zahlreich waren Gallier, Germanen, Griechen und
Orientalen hier vertreten.

Nicht nur Agrarprodukte wurden erzeugt. Die im ganzen Fundgebiet (oft
massenweise) auftretenden Eisenschlacken und die Mühlsteinfunde lassen
an einen eisenverarbeitenden und an einen Mühlenbetrieb denken.
Transportprobleme gab es nicht. Die Ware hat man wohl hauptsächlich
auf dem Rhein nach Straßburg getreidelt und dort gegen Bedarfsgüter
getauscht oder für Geld verkauft.

Für ein gewaltsames Ende der römerzeitlichen Siedlung müssen wir die
Alamannen — unsere Vorfahren — verantwortlich machen. Die Kellergruben
bergen die vom Feuer übrig gebliebenen kümmerlichen Reste der
Häuser. Im Brandschutt finden wir verkohlte Balken und Bretter, Eisennägel
, ker. Scherben, Ziegelstücke, hartgebrannte Stücke vom Lehmverstrich
der Wände und anderes mehr. Daß die Bewohner ihre Häuser nicht
in Ruhe räumen konnten, sondern daß das Unglück schnell über sie
hereinbrach, können wir aus manchen Beobachtungen schließen. In der
Kellerecke eines durch Feuer zerstörten Hauses stand eine große Kugel-

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