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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 90
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überliefert ist (Kinzecha und ähnlich). Aber in den späteren Zeiten wußte
man mit „Kinz-" nichts anzufangen und stellte ihn mangels genauerer
Nachforschung zu dem allbekannten Kinzigfluß, mit dessen erster Silbe
eine Verwandtschaft vorzuliegen schien.

Ein altes Winzerdorf war im Elsaß bei Schlettstadt das heutige Kinzheim,
in dem die Abtei Gengenbach von der Kaiserin Ricgardis (Karolingerzeit)
den Weinzehnten erhalten hatte. Dessen älteste überlieferte Namensform
war „Künigesheim", aus der später durch Verkürzung und Entrundung
schließlich Kinzheim wurde. Künigesheim ergibt hochdeutsch Königsheim.
Eine ähnliche Namensentwicklung haben wir auch für Kinzdorf anzunehmen
, also daß Kinzdorf ebenfalls aus Künigesdorf oder Königsdorf zusammengeschrumpft
ist. Dies wiederum bedeutet, daß hier ein ehemaliger
Königshof war, sogar der zentrale in dem umfangreichen karolingischen
und ottonischen Reichsbesitz in der Ortenau mit abgeschlossenem Rechtskreis
. Ein solches Wirtschaftszentrum ist sowieso nach den damaligen
Gepflogenheiten in der Nähe der königlichen Grafenburg Ortenberg anzunehmen
. Dies aber kann nur Kinzdorf gewesen sein. Als ehemalige
Königshöfe konnten in der Ortenau bis jetzt nur zwei erkannt werden:
Burgheim und Nußbach. Kinzdorf lag also schön in der Mitte zwischen
diesen beiden (nicht weit von der Grafenburg Ortenberg). Der Umfang
der alten Königshöfe war immer ungewöhnlich bedeutend, der hier vorliegende
, zentrale ortenauische Königshof wahrscheinlich ganz besonders.

Nun lagen später die gengenbachische Kurie Kinzdorf und die Straßburger
Zentralkurie unmittelbar aneinander, was sicher aus einer uranfänglichen
Einheit herkam. Irgendein König hat das Zentrum des Königshofes
dem Bistum Straßburg übergeben, wo der König Domherr war,
und die beiden anderen Rest-Teilbereiche nördlich und südlich davon,
als Kinzdorf und Ufhofen, der Abtei Gengenbach, die ein Eigenkloster
des Königs gewesen ist. Das alles muß vor 1007 geschehen sein. Urkundliche
Nachweise sind leider untergegangen.

Daher müssen wir uns jetzt mit dem Namen Ufhofen befassen. Außer der
Form Ufhofen konnte ich mehrmals die Form Ufdorf in Urkunden auffinden
. Den ersten Wortteil Uf- dürfen wir wohl beiwörtlich auffassen
wie etwa beim Uf-gau, der als oberer fränkischer Gau sich darstellt.
Danach wäre also Ufhofen oder Ufdorf = die oberen Höfe oder das obere
Dorf. Wenn dies zutrifft, müßte Gengenbach auch „untere Höfe" oder „ein
unteres Dorf" in der Nähe gehabt haben. Das war natürlich Kinzdorf.
Beide, Kinzdorf und Ufhofen, waren daher Reststücke des alten, zentralen
ortenauischen Königshofes und deuten damit seinen ursprünglich gewaltigen
Umfang an.

Das Zentrum, die Straßburger Kurie, muß selbstverständlich ebenfalls
einen Namen gehabt haben, auf den man bisher überhaupt nicht geachtet
hat. Was für einer kann das gewesen sein? Hier ist nun die verblüffende

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