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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 120
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0126
Mann, unbewaffnet und ohne bewaffnete Begleitung, mit Pässen vom Oberamt
Rötteln und der Stadtschreiberei Schopfheim versehen. Da die ersten nicht
angemeldet waren, erging an das Oberamt Rötteln die Mahnung, das Oberamt
Hachberg von den Durchmärschen zu unterrichten. Außerdem wurde es darauf
hingewiesen, in den Pässen die Bezeichnung „Rekruten" zu unterlassen. Das
Oberamt Hachberg befahl in seiner Besorgnis wegen evtl. Ausschreitungen,
selbst Trüppchen von 4 Mann mit einer Bewachung zu begleiten! In wenigen
Tagen waren einige Wirtshäuser in Ettenheim schon so belegt, daß die Rekruten
in den Gasthäusern der Dörfer Ettenheimweiler, Ringsheim und Grafenhausen
untergebracht werden mußten. Sie waren noch unbewaffnet, aber am
16. März traf in Ettenheim bereits ein Wagen mit Gewehren ein. Trotz aller
Anfragen versagte der Prälat von Ettenheimmünster noch die Aufnahme im
klösterlichen Gebiet. Die Ankömmlinge rekrutierten sich aber nicht nur aus
den Söhnen angesehener französischer Familien, sondern auch aus Leuten anderer
Nationen, von denen das OA Mahlberg berichtet, „daß sie nur zu der
schlechtesten Klasse von Menschen gezählt werden können"; es ergreift daher
sofort alle Sicherheitsmaßnahmen und läßt in den an das Oberamt Ettenheim
angrenzenden Dörfern Mahlberg, Kippenheim und Kippenheimweiler jeweils
4 Mann mit geladenem Gewehr mit einem Obmann in der Nacht patrouillieren.

Am 22. März meldet Mahlberg, daß sich das im OA Ettenheim liegende und für
die französische Gegenrevolution bestimmte Volk nach und nach auf 400 Mann
vermehrt habe. Vier Tage später schätzte man die Zahl bereits auf fünfhundert
. Da sich das Kloster Ettenheimmünster dem Drängen des Kardinals nicht
mehr widersetzen konnte, rechnete man mit weiterem Zuzug in das klösterliche
Gebiet. In Lahr kaufte man alle verfügbaren Flinten auf, wobei man nur
dreihundert auftreiben konnte. Der größte Teil der Truppen lag in Kappel, wo
an der Rheinüberfahrt jede Nacht Feuer unterhalten wurde. Im gegenüberliegenden
Rheinau quartierten die Franzosen vorsorglich 200 Mann Linientruppen
ein. In den Dörfern des OA Ettenheim warb man mit 50 Livres Handgeld
jeden an, der sich anbot, und die Schneider hatten alle Hände voll zu tun, so
daß starke Nachfrage nach Schneidergesellen herrschte. Montierungsstücke lieferten
Kaufleute aus Ettenheim, Herbolzheim und Kenzingen; auch Kippen-
heimer Juden wurden wegen Lieferung von Monturen nach Ettenheim berufen.
Machleid berichtet, daß alles Material von „zwey Juden von Rapschwüer im
Elsaß" geliefert würde, die auch den Akkordlohn bezahlten. Täglich kamen
Fremde an, alle aufzutreibenden Unterkünfte waren besetzt. Zur allgemeinen
Sicherheit wurden vom OA Mahlberg nächtliche Patrouillen nun auch in den
angrenzenden Dörfern Kürzel, Schutterzell, Ichenheim und Dundenheim, ebenso
in Friesenheim, Heiligenzell, Oberweier und Oberschopfheim angeordnet.

In Karlsruhe wurde man wegen der Truppenansammlung unruhig und setzte
sich am 28. März mit der Regierung in Freiburg mit dem Wunsche nach einem
gemeinsamen Zusammengehen in Verbindung. In der Antwort vom 7. April
wurde Karlsruhe davon unterrichtet, daß man Durchzüge von Truppen, die keinem
Reichsstand oder keiner europäischen Macht angehörten, nicht dulde 3S.

Oberamt Ortenau unterbindet „Einmischung" von der Kanzel

Wegen des standhaften Verhaltens des Kardinals mußte in Straßburg die Wahl
eines neuen Bischofes angesetzt werden. Am Wahltag wurde fast in allen Kirchen
ein Hirtenbrief verlesen, der aber die Wahl von Franz Anton Brendel zum
Bischof des Niederrheins nicht verhindern konnte: „Groß war also das Erstaunen
und der Verdruß des fürstbischöflichen Hofs zu Ettenheim und der zu Offenburg
sich aufhaltenden ehemaligen Domherren von Straßburg, als die Nachricht

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