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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 123
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über alle seine Schriften aus und erstattete ihm den innigsten Dank. Rohan
hatte fürwahr allen Grund, das Breve zu verbreiten. In einer weiteren, zweisprachigen
Schrift vom 9. Mai 1791 begründete Rohan sein unwidersprechliches
Eigentum an den im bischöflichen Palast zu Straßburg und in seinen Schloßgebäuden
in Zabern, Mutzig und Benfeld befindlichen Möbeln und anderen
Gegenständen und protestierte gegen ihren Verkauf. Eine dritte Schrift, „Wichtige
Nachricht für Franz Acker", und die vierte, „Gespräch zwischen einem
Pfarrer des Benfelder Distrikts, Groushanns Görgel, Humel und Velten, der erst
von Paris gekommen", sind undatiert. Rohan ließ seine Schriften anscheinend
in Offenburg drucken, wo auch die sogenannte Oberkircher Zeitung herauskam
: der „Wahrheits-Freund", von dem Anfang Mai bereits zwei Stück erschienen
waren. Nach dem Bericht des OA Ettenheim wurde sie von Abbe Beck geleitet
«.

Mirabeau versucht Rheinübergang bei Rheinau

In Kappel lagen 220 Mann, und das OA Mahlberg berichtete, daß diese und die
am Rhein aufgestellten Wachen täglich die französischen Linientruppen und
die Nationalgarde alarmierten. Man rief sich gegenseitig „vive le roi!" und
„vive la nation!" zu und ließ sich wohl zuweilen in Wortgefechte ein. Die Nationalgarden
waren verständlicherweise darüber empört, daß sie Tag und Nacht
wegen eines möglichen Überfalles in Gewehr und Waffen stehen und die Nächte
hindurch die Ortschaften durch starke Patrouillen sichern mußten. Die Dauer
dieses unerfreulichen Zustandes, unter dem Landwirtschaft und Gewerbe litten
, war nicht abzusehen, und es ging infolgedessen die Rede, wenn sich die
Sache nicht bald ändere oder die aristokratischen Truppen angriffen, so würden
die Nationalgarden, ungeachtet des Befehls, sich ruhig zu verhalten, in das
OA Ettenheim einfallen, um die dortigen Truppen zu vertreiben. In Frankreich
nahm man die Lage sehr ernst, und man hatte in den Kappel gegenüberliegenden
Dörfern Rheinau, Friesenheim, Plobsheim usw. mehrere hundert Mann
Infanterie und Kavallerie stationiert, welche mit Artillerie versehen waren.
Tatsächlich versuchte der Vicomte von Mirabeau, wegen seiner Dicke „das Faß"
genannt, mit seinen Leuten am 13. Mai 1791 auf dem elsässischen Ufer Fuß zu
fassen, um, wie man sagte, auf die fanatischen Zentren Obernai, Rosheim,
Molsheim und danach in das Breuschtal zu marschieren. Als die Frauen im
vormaligen bischöflichen Dorf Rheinau von der Landung erfuhren, bewaffneten
sie sich mit Bengeln, um Mirabeau zu vertreiben, was jedoch bereits
Linientruppen und Nationalgarden besorgt hatten 47. Entweder hatte der jüngere
Mirabeau die Lage falsch eingeschätzt und mit keinem ernsthaften Widerstand
gerechnet, oder es handelte sich ganz einfach um eine Provokation, denn
nach diesem unrühmlichen Vorfall „wagten sich bisweilen ähnliche Emigrantenhaufen
auf kleinen Böten bis mitten in den Rhein, von wo sie die auf dem
linken Ufer aufgestellten Franzosen mit Schimpfreden überhäuften". So unbedeutend
dieses militärische Abenteuer auch gewesen sein mochte, so sehr
war es geeignet, die innenpolitische Situation im Elsaß zu verschärfen und die
außenpolitischen Spannungen zu erhöhen. Und wenn wir nicht schon wüßten,
daß in Ettenheim wenige Tage nach dem Eintreffen der ersten Rekruten ein
Wagen mit Gewehren eintraf und im gleichen Monat noch in Lahr etwa dreihundert
Flinten aufgekauft wurden, so könnte der Vorstoß über den Rhein die
bis heute gepflegte Legende zerstören, daß die Truppen noch im April aus
Mangel an Waffen nur mit Rebstöcken exerzierten 48.

Möglicherweise diente das mißglückte Unternehmen bei Rheinau nur der Vorbereitung
eines größeren Vorhabens, denn die Gerüchte verdichteten sich, daß
Conde und Rohan mit ihren Truppen in Frankreich einfallen wollten. Der

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