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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 124
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0130
kaiserliche Gesandte Schlick hatte bereits am 27. April dem Reichsvizekanzler
von Colloredo aus Mainz über den angeblichen Plan des Prinzen von Conde
und des Grafen von Artois berichtet und dabei darauf hingewiesen, daß der
Kardinal von Rohan „gegen seine sonstige Gewohnheit ebenfalls mit sehr vielem
baren Geld versehen sei49". Und die Kölner Reichsoberpostamtszeitung
brachte in ihrer Ausgabe vom 23. Mai eine Meldung vom 17. Mai aus Straßburg,
daß Conde nächstens einen Einfall bei Rülsheim machen wolle, während die
Truppen Rohans zu gleicher Zeit bei Rheinau über den Rhein setzten. Der
preußische Legationssekretär Küster berichtete am 6. Juni König Friedrich
Wilhelm IL, daß eine dritte, aus diesen beiden Korps gebildete Abteilung bei
Busch und Hüningen angreifen werde. Personen, die aus der Gegend des Oberrheins
kamen, hätten dies positiv versichert. Am gleichen Tag meldete die
Mainzer Zeitung, das Niederrheinische Departement habe um 5000 Freiwillige
nachgesucht, weil die Grenzen des Elsaß vom Einfall fremder Kriegsvölker bedroht
würden. Die Truppen erhielten tatsächlich laufend Zuzug aus Worms,
und der „Aachener Zuschauer" vom 4. Juni 1791 bezifferte ihre Stärke mit
1600 Mann. Trotz des Spannungszustandes entschloß sich der Markgraf noch
nicht zu durchgreifenden Maßnahmen. Wenngleich er sich weigerte, gegenrevolutionäre
Truppen in seinem Land aufzunehmen, so gestattete er doch den
Durchmarsch von Truppen in Zivilkleidung, auch wenn sie als Truppen des
Kardinals erkannt wurden. Sie sollten lediglich von einigen Dienern begleitet
werden. Die badische Regierung erließ die widersprüchliche Anweisung, den
Durchmarsch von Revolutions- und französischen Truppen, wenn sie als solche
„qualifiziert" seien, nicht zu bewilligen. Geschehe dies trotzdem, sollte man es
bei einem Protest bewenden lassen öoi Die Zusammenziehung und Verschiebung
von Truppen war also jederzeit möglich. Es trifft zwar zu, daß die Regierung
„mit der äußersten Vorsicht jeden Schritt vermied, der als Provocation gegen
Frankreich gedeutet werden konnte51", aber in ihrer Toleranz leistete auch sie
den Bestrebungen der Emigranten Vorschub. Beispielsweise wurde das Oberamt
Hochberg in einer Verfügung vom 31. Dezember 1791 angewiesen, dem Sattlermeister
Gründ von Emmendingen anzuraten, keinen Akkord mit der sogenannten
Legion Bußi in Ringsheim abzuschließen. Falls dieses erfolglos sei, solle man
ihn zwar nicht hindern, aber bei Androhung empfindlicher Strafen anweisen
, daß die gefertigte Arbeit bei ihm abgeholt werde.

Schwierige Unterbringung von Soldaten und Geistlichen

Als die aristokratischen Rekruten vom Oberland nach Ettenheim zogen, hatten
sie sicherlich keine genaue Vorstellung von der Größe des Ländchens, in dem
sie untergebracht werden sollten. Die Truppen lagen im Oberamt Ettenheim so
eng aufeinander, daß der Kardinal im OA Oberkirch bei den Wirten nachfragen
ließ, ob sie einige übernehmen wollten. Während sich in Oppenau alle
Wirte dazu bereit erklärten, schlugen die Wirte von Renchen die Aufnahme ab
und äußerten gegenüber dem Landvogt von Bruder, der auf einen Tag von
Ettenheim nach Renchen gekommen war, sie wüßten schon, was bei solchen
Gästen zu gewinnen wäre. Wolle der Kardinal Truppen einquartieren, so solle
er eine Kaserne für sie bauen. In Oberkirch erklärte sich nur ein Wirt bereit,
aber in das Oberamt sollten 100 Mann aus dem OA Ettenheim und 300 Mann
Condeer aus Worms verlegt werden.

Wieviel Truppen tatsächlich im OA Ettenheim lagen, war wegen dauernder
Truppenverlegungen schwer auszumachen. In den meisten Ortschaften aßen
die gemeinen Soldaten nicht in den Wirtshäusern, wo sie gut zu zählen waren,
sondern in Privatquartieren.

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