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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 125
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0131
Auch die Unterbringung der Geistlichen war nicht einfach. In Ettenheim befanden
sich etwa acht geflüchtete Pfarrer. Von den Straßburger Seminaristen
wurde der größte Teil in Ettenheimmünster untergebracht, die übrigen verteilten
sich auf Schuttern, Gengenbach und Schwarzach. Ein Gesuch des Prälaten
zu Schuttern, für die Bischöfliche Straßburgische Diözese diesseits des
Rheines das Seminar im Kloster errichten zu dürfen, wurde nach dem geheimen
Wunsch des Prälaten von der Regierung in Freiburg abgeschlagen. Von
den elsässischen Kapuzinern waren sechs in dem Konvent zu Offenburg, sechs
weitere im Konvent zu Oberkirch, zwei in Oppenau und sechzehn in Bad Peterstal
untergekommen. Man schätzte ihre Zahl auf etwa fünfzig, so daß man
einen Teil nach Bad Griesbach verlegen mußte. Die diesseitige Kapuziner-
Provinz hatte sich nur ungern und unter Druck zur Aufnahme so vieler elsäs-
sischer Kapuziner entschlossen und ebenso ungern sah sie die Unterbringung
der Geistlichen dieses Ordens in den Oberkirchischen Bädern; die Klöster hätten
ohnehin genug damit zu tun, sich ihren Lebensunterhalt durch das täglich
sich verringernde Almosen zu verschaffen. Der Mahlberger Kapuziner-Konvent
wollte ohne landesherrschaftliche Erlaubnis niemand aufnehmen52. Das Problem
verschärfte sich im Laufe des Jahres. Am 6. August meldete das OA Mahlberg
, daß sich die geflüchteten Geistlichen täglich häuften, aber die diesseitigen
Klöster sich weigerten, mehrere aufzunehmen. Fünf Tage später wird erneut
von der täglichen Zunahme geflüchteter Geistlicher und der Weigerung der
Klöster gesprochen; die Bettelmönche wurden in das Oppenauer Tal verwiesen
, und 50 Weltgeistlichen gab der Kardinal ein monatliches Aufgeld. Obwohl
das Flüchtlingsproblem zwei Jahre später noch dringender wurde, fand sich
am Ende eine Lösung 53.

Scheidung des Prinzen von Rohan-Rochefort

Inzwischen hatte sich in Ettenheim eine kleine Episode abgespielt. Auf Verlangen
des Kardinals hatte der ritterschaftliche Sekretär und Amtmann Stoll
in seiner Eigenschaft als Notar in Mahlberg eine Ehescheidungsurkunde „von
Tisch und Bett" für den in Ettenheim befindlichen Prinzen von Rohan-Rochefort
ausgestellt. Das Oberamt sollte seine Namensunterschrift und Notariatseigenschaft
bescheinigen, aber es lehnte dies mit dem Hinweis ab, er solle
sich an den Markgrafen wenden oder an das Oberamt Lahr, was man ignorieren
würde. Im übrigen wolle man nichts bestätigen, wenn man den Inhalt der
Urkunde nicht kenne. Der OA Mahlberg vermerkte zu diesem Vorgang: „Übrigens
wird die Ehescheidung dieser fürstlichen Personen eine abgeredete Sache
sein, die darum geschieht, damit die Frau Prinzessin die Rohanschen beträchtlichen
Güter für ihre Kinder retten kann 54."

In Grafenhausen treibt man die Soldaten in die Häuser

In den Dörfern blieben Zusammenstöße zwischen Soldaten und Bevölkerung
nicht aus. Nach einem Bericht des OB Mahlberg vom 4. Juni 1791 verlangten
wachestehende Soldaten von den ledigen Burschen in Grafenhausen, daß sie
nicht so nahe vor dem Posten auf und ab gehen sollten. Diese behaupteten, sie
hätten ein Recht in und bei dem Wirtshaus, das man Stube nannte, und ließen
sich nicht vertreiben. Die Soldaten waren von unbekannter Seite vor einem
Uberfall gewarnt worden und benutzten deshalb ihre Flintenkolben, die Bürgersöhne
zurückzustoßen. Bei einem Handgemenge wurde ein Bürger von Grafenhausen
sowie der Schwager des Stubenwirtes aus Mahlberg durch Gewehrkolben
leicht verletzt. Die aufgebrachten Bürger wollten daraufhin Sturm läuten
, fanden aber die Kirchentüren von Soldaten besetzt, welche drei verhafteten
. Darauf begaben sich einige Abgesandte zum Kardinal und baten ihn

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