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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 137
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0143
Haus in Augenschein, verteilten die Zimmer, wobei das des Prälaten nicht ausgenommen
wurde, ließen die Küche räumen, so daß die Insassen nicht wußten,
wo sie kochen sollten82. „Schon den 17. käme der Prinz mit seiner pagage und
zöge wie Eigenthümer ins Hauße ein mit Herzog Bourbon und d'Enghien und
spielte darinne ganz den Meister, so daß man fast glauben mußte, es seye wirklich
an dem, was die Leute sagten: H. Kardinal habe dem Prinzen unser Hauße
auf eine Zeit geschenkt 83."

Alle Häuser in Oberkirch wurden mit Einquartierungen belegt, selbst bei den
armen Kapuzinern wurden viele untergebracht. Auch die übrigen Ortschaften
im Oberkirchischen wurden nicht verschont; vor allem wurden die Adeligen
und Soldaten in Sasbach, Kappelrodeck und Ulm einquartiert. In Renchen
lagen über 500 Mann vom Regiment Berwick, das um die Jahreswende noch
einige Hundert Flinten erhalten hatte.

Nachdem am 16. Januar die Reste des Mirabeauschen Korps und die aus Worms
Hinzugekommenen das OA Ettenheim verlassen hatten, konnte das OA Mahlberg
zwei Tage später berichten, daß die letzten Offiziere und andere Angestellte
der Emigranten weggezogen seien. Der Abzug erfolgte auf kaiserliche
Aufforderung. Der Generaladjutant des schwäbischen Kreises, Graf Sponeck,
hatte in Ettenheim dem Kardinal namens des schwäbischen Kreisausschreibeamts
eröffnet, „wie man attroupements nach dem erhaltenen Kaiserlichen Befehl
fernerhin in hiesigen Gegenden nicht mehr dulden könne, und man also schleunigst
Bedacht nehmen möge, daß alles auseinanderginge 84".

Für die Gläubiger aus dem Oberamt war das ein schwerer Schlag; mehrere
Bürger und Wirte aus Ettenheim und anderen Ortschaften reisten, wenn auch
mit geringen Hoffnungen, nach Renchen, um zu ihrem Gelde zu kommen. Und
allen wird es ergangen sein wie dem Stubenwirt aus Grafenhausen, der vom
Mirabeauschen Korps etwa 600—700 fl. zu fordern hatte, aber mit leeren Händen
wieder zurückkam. Dabei hatte Mirabeau die Kasse recht vorteilhaft geführt
, denn bei einer Musterung des Korps in Renchen stellte sich heraus, daß
die Legion nur etwa 960 Mann stark war, obgleich in den Meldungen eine
Stärke von 1500 Mann angegeben wurde! Da Mirabeau von den Prinzen entsprechende
Zahlungen entgegennahm, kam es wegen dieses Verhaltens zu
ernsten Differenzen, so daß Mirabeau bei dem Prinzen Conde um seine Entlassung
eingab. Sie wurde aber nicht angenommen und Mirabeau an die königlichen
Prinzen verwiesen.

Marschall huckner droht mit einem Einfall

Mit der Truppenverlegung in das OB Oberkirch war für die Markgrafschaft
die Gefahr eines französischen Präventivangriffes gegen die Condeer keinesfalls
beseitigt, zumal diese noch laufend Zuzug erhielten. Der kaiserliche Gesandtschaftssekretär
von Kornrumpf berichtete am 24. Januar dem Reichsvizekanzler
aus Koblenz, daß ein Teil der noch täglich abziehenden Emigranten unter
Geheimhaltung ihres Zieles über Mainz nach Ettenheim zögen 85.

Die Massierung der Emigrantentruppen in der Herrschaft Oberkirch konnte für
das Elsaß nicht ohne Folgen bleiben, zumal man in Oberkirch tatsächlich davon
sprach, „daß der Prinz Conde mit den Regimentern, die in Straßburg liegen,
ein gewisses Einverständnis habe86". Bereits am 11. Januar hatte die Volksgesellschaft
in Straßburg die Gesetzgebende Versammlung in einer Adresse
aufgefordert, allen Fürsten, welche den Emigranten Aufenthalt gewährten,
„den Krieg anzukündigen, das Eigentum der Ausgewanderten und der in
Frankreich possessioniert gewesenen deutschen Ständen, die jenen Beistand
leisten, in Beschlag zu nehmen 87". Am 21. Januar schlug der Maire Dietrich in

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