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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 138
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Straßburg wegen der gefahrvollen Lage an der Grenze dem Gemeinderat vor,
den König zu ersuchen, die Stadt und andere feste Plätze des Elsasses durch
ein Dekret in den Kriegszustand zu versetzen 8S, was nicht nur zur Spaltung der
Volksgesellschaft führte, sondern auch seinen späteren Sturz einleitete. Wie
brennend die Lage nun tatsächlich für die Markgrafschaft war, machte Marschall
Luckner am 31. Januar auf der Kehler Rheinbrücke dem Rittmeister
Medikus klar. Er äußerte sein Erstaunen, daß man hier die Emigranten dulde;
die Nationalversammlung und der König hätten ihn bevollmächtigt, an der
Spitze von 60 000 Mann Genugtuung zu verlangen. Er schätze den Markgrafen
sehr, doch wäre er gezwungen, das Land zu verheeren, falls er die Aristokraten
nicht ausweise8». Am 2. Februar erneuerte der Marschall auf der Brücke
seine Beschwerden und Drohungen; schließlich trug der französische Gesandte
de Mackau dem badischen Kreisgesandten in Stuttgart, G. Ludwig von Edels-
heim, seine Klagen über die Unterstützung vor, die der Markgraf den Emigranten
gewähre, insbesondere beim fast geschlossenen Durchmarsch durch
sein Gebiet. Aus den Beschwerden können wir entnehmen, daß der Markgraf
bis zum vergangenen Dezember Magazine der Emigranten in Rastatt geduldet
hatte, die nach den Worten des Gesandten sich indessen noch heimlich versorgten
. Verständlich, daß der Markgraf zum Schutze des Landes alle Hebel in
Bewegung setzte und sich nicht nur des Beistandes des Kaisers versicherte,
sondern nun auch auf die Entfernung der Emigranten drängte.

Die Zeit eilte, denn angesichts eines offensichtlich bevorstehenden Krieges
mußte er darum besorgt sein, Frankreich keinen Vorwand für eine feindselige
Behandlung zu liefern. Die Grafen von Provence und Artois hatten zwar dem
Prinzen Conde abgeraten, sich in den Besitz von Hüningen oder Fort Louis zu
setzen, wie leicht das auch für ihn sein möge, da es zu nichts führe und den
Generalplan durcheinander bringe, doch eine Besetzung von Straßburg unter
bestimmten Voraussetzungen lebhaft befürwortet. Wenn Straßburg seine Tore
öffne, die königstreue Garnison die Emigranten rufe und man des Erfolges
sicher sei, dürfe man sich nicht weigern, einen derart wichtigen Platz in Besitz
zu nehmen. Die Übergabe der Stadt verschaffe einen sehr soliden Stützpunkt
und ziehe bald die Unterwerfung der ganzen Provinz und der benachbarten
Gebiete nach sich. Die Prinzen sicherten sich zwar durch ihre Vorbehalte ab,
ermutigten aber andererseits Conde zu einem Schritt, der auch die Markgrafschaft
belastet hätte, wenn er über die Kehler Rheinbrücke marschiert wäre.
Wenngleich die Prinzen es lieber gesehen hätten, daß die Franzosen in dem
unvermeidlich erscheinenden Krieg die ersten Schritte unternahmen, damit das
militärische Eingreifen der ausländischen Mächte den Charakter des Beistandes
erhielt, so bedeutete ihnen eine friedliche Übergabe der Stadt doch mehr90.
Organisator der Gegenrevolution im Elsaß schien der Comte de Viomenil zu
sein, der sein Quartier in Kehl aufgeschlagen hatte. Er plante, Straßburg zu
Beginn des Jahres 1792 im Handstreich zu nehmen. Mühlenbeck berichtet
zwar, daß das Unternehmen mißlang, weil die Truppen sich trotz der Versprechungen
ihrer Chefs nicht empörten, doch meuterte am 2. Mai tatsächlich ein
Reiterregiment, was aber infolge der Einwirkung von Marschall Luckner keine
Auswirkungen hatte. Diese Meuterei stand klar im Zusammenhang mit den
Plänen Condes: „Auch sprach man zu derselben Zeit im Hauptquartier des
Prinzen von Conde von einer Verschwörung, die den Emigranten die Thore
Straßburgs öffnen sollte, und zählte viel auf die Bestechung des 2ten Carabi-
nierregiments und des 7ten Jägerbataillons 91." Nach der Meuterei nahmen alle
Offiziere ihren Abschied. General Gelb, Kommandant der 5. Division, demissionierte
am 13. Mai und emigrierte. Er wurde Kommandant des französischen
Adels bei der Condeschen Armee.

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