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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 140
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0146
räumt, als unser Hauße zu Oberkirch nicht, an deme man 14 Tage zu putzen
hatte." Der Prinz traf am 22. in Koblenz ein, am 23. unerwartet in Mainz. Zwischen
beiden Städten wimmelte es von Franzosen, so daß Georg Forster am
10. April schrieb: „Möchte doch nur bald etwas entscheidendes geschehen, damit
wir dieses Heuschreckenheer los würden! In Koblenz haben sich die Weiber
, insbesondere die Mätresse des Monsieur, eine Madame Balbi, so ganz
schamlos betragen, daß der Kurfürst von Trier sich endlich hat erklären müssen
, er könne sie nicht länger bei Hof admittieren und sähe es gerne, daß sie
wegzöge 96." Und nicht anders urteilte Abt Speckle noch sechs Jahre später, da
es auch in Freiburg von geistlichen und weltlichen Emigranten wimmelte 97.

Das Regiment Royal

In Ettenheim blieb das Regiment Royal zurück, das der Kardinal offensichtlich
für sich behalten wollte. Für dieses Regiment wurde auch weiterhin rekrutiert;
es sollte auf eine Stärke von 1100 Mann gebracht werden, was aber angesichts
der anhaltenden Fahnenflucht fraglich schien, wenngleich man vor dem Abzug
der übrigen Truppen selbst Deserteure von dem Mirabeauschen und Berwick-
schen Korps annahm. In jedem bischöflichen Dorf wurde geworben, wobei man
selbst Buben und Ehemänner ohne Rücksicht auf ihre Größe zum Eintritt zu
verleiten suchte. In Renchen wurde eine öffentliche Werbestelle errichtet. An
dem betreffenden Wirtshaus stellte man einen gemalten Soldaten in der Uniform
der Royal Rohan auf. Man warb sowohl ältere Leute von 50 bis 60 Jahren
als auch Jugendliche von 15 bis 16 Jahren an.

Wie sehr die Bevölkerung gegen das Regiment Royal Rohan eingenommen
war, geht aus einem Vorfall hervor, der sich Ende Februar in Lahr abspielte.
Dorthin waren einige Offiziere des Regimentes wegen einiger Deserteure geritten
, von denen nur einer zur Rückkehr bewogen werden konnte. Wegen der
anderen wandten sich die Offiziere an den Rat und Amtmann Langsdorff 98 mit
dem Ersuchen, ihnen Montur und Waffen abnehmen zu lassen. Langsdorff kam
diesem Ansinnen nach. Darauf versammelten sich einige Hundert Mann, die
dagegen protestierten und den Kardinal sowie das Regiment beschimpften;
einige riefen „vive la nation!" Um ernsteren Auftritten zuvorzukommen, bat
der anführende Stabsoffizier den Amtmann, das den Deserteuren Abgenommene
wieder zurückzugeben. Als das geschehen war, wollten die Offiziere
wieder zurückreiten, wurden aber daran gehindert, die Pferde zu besteigen,
bis sich ein Bürger ihrer annahm. Beim Wegreiten wurden sie jedoch bis Mietersheim
verfolgt und beschimpft 99.

Kriegserklärung Frankreichs an Österreich

Zwar mußten sich die fürstbischöflichen Offiziere noch mit der Jagd nach Deserteuren
begnügen, aber seit dem am 7. Februar 1792 zwischen Österreich und
Preußen gegen die Revolution geschlossenen Bündnis waren die Chancen aller
an einem Krieg interessierten Kreise sprunghaft angestiegen. In Frankreich
arbeiteten mit Ludwig XVI. und Marie Antoinette die Girondisten auf den
Krieg hin, und in Wien verfolgte Franz II., Nachfolger des am 1. März 1792
verstorbenen Kaisers Leopold IL, ebenfalls eine Politik, die das revolutionäre
Frankreich zutiefst beunruhigen mußte:

„S. Apostolische M. wollen keinen Krieg, sondern begehren nur, daß man dem
König von Frankreich seine Freiheit und Gewalt, den Prinzen, seinen Brüdern,
aber sowie den im Elsaß possessionierten deutschen Fürsten ihre Rechte und ihr
Eigentum, ferner der französischen Klerisei ihre Güter und Existenz, dem
Adel hingegen alle Privilegien und erhebliche Vorrechte wiedergebe 10°."

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