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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 141
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0147
Der Kommentar in deutschen Zeitungen zu dieser Antwort des Wiener Hofes
vom 5. und 7. April auf das Ultimatum der französischen Regierung vom
27. März 1792 sah die Entwicklung realistisch: „Es bleibt hiernach sehr zu besorgen
, daß diese neue Antwort zu Paris als eine Kriegserklärung angesehen werden
dürfte, so wie es schon vorhin gedroht worden war 101."

Franz II. war nicht gesonnen, die Erklärung von Pillnitz zu widerrufen, und
seine Antwort war in der Tat eine Kriegserklärung an die Revolution, nachdem
Brissot am 25. Januar in der Gesetzgebenden Versammlung den Antrag eingebracht
hatte, Frankreich solle sich als mit Österreich im Kriegszustand betrachten
, falls Österreich die Erklärung von Pillnitz nicht bis zum 1. März zurückgenommen
habe. In Frankreich blieb Robespierre trotz seiner Rede vom
2. Januar gegen den Krieg M* ein einsamer Rufer in der Wüste, so daß die
Kriegserklärung vom 20. April „an den König von Böhmen und Ungarn", dessen
Kaiserkrönung erst im Juli erfolgte, mit nur 7 Gegenstimmen beschlossen
wurde.

Die Emigranten wähnten sich am Ziel ihrer Wünsche, aber der Krieg verlief
nicht nach ihren Vorstellungen. Es wurde kein Blitzkrieg und kein Spaziergang
nach Paris, keine französischen Regimenter liefen über, sondern nur einige
Offiziere; das Volk jubelte ihnen nicht zu und entmachtete auch die Jakobiner
nicht, wie Bouille vorher behauptet hatte103. Wie Bouille irrte sich auch
Calonne, ehemaliger Finanzminister. Als die Emigranten während des Feldzuges
wieder einmal mittellos waren und die Prinzen ihre Soldaten nicht bezahlen
konnten, tröstete er sich und andere mit dem Hinweis, daß man ja nun
glücklicherweise in Frankreich sei; die Bevölkerung würde sich gegen die Revolution
erheben, ihre Befreier begrüßen und ihre Reichtümer den Brüdern des
gefangenen Königs bringen104. Aber die Franzosen flohen, die Städter versteckten
ihre Wertsachen und die Bauern trieben ihr Vieh weg. So zeigten sich
die Emigranten ihren Landsleuten von einer Seite, die auch die Deutschen noch
kennenlernen sollten 105: sie marodierten, verärgerten die Bauern und erzwangen
sich Nahrung und Unterkunft mit der Pistole in der Faust. Das war schon
hart für eine Armee von etwa 20 000 Mann, die Frankreich befreien wollte und
die auch von ihren Allierten nicht sehr geschätzt wurde. Der Herzog von
Braunschweig verspürte auch wegen ihrer schlechten Ausrüstung wenig Neigung
, die Emigranten an der Spitze seiner Armee in Frankreich einziehen zu
lassen.

Der Kardinal verzichtet auf linksrheinisches Bistum

Rohan, der im Verlaufe der Koalitionskriege mehrmals seine Residenz verlassen
mußte, verzichtete 1801 auf den linksrheinischen Teil seines Bistums, nachdem
zwischen Papst Pius VII. und der französischen Regierung das Konkordat
vom 15. Juli geschlossen worden war106. Er, der einst in seiner kanonischen
Mahnung vom 21. März 1791 seinen konstitutionellen Nachfolger, Bischof Brendel
, exkommuniziert hatte 107, mußte nun erleben, daß nach seinem vom Papst
nahegelegten Verzicht wiederum ein konstitutioneller Bischof den bischöflichen
Stuhl Straßburgs einnahm. Bischof Johann Petrus Saurine war einer der 12
konstitutionellen Bischöfe, die der Erste Consul neben 18 ehemaligen Bischöfen
aus der Vorrevolutionszeit vorschlug: „Unter den Letzteren befand sich Saurine
; er gab ganz einfach seine Demission als constituierender Bischof, ohne
die geringste Protestation hinzuzufügen oder Widerruf zu thun

Saurine wurde am 29. April 1802 ernannt. Wiederum mußten Bischöfe und Pfarrer
einen Eid ablegen, der sie zur Treue gegenüber der durch die Verfassung
eingesetzten Regierung verpflichtete. Außerdem mußten sie versprechen, „kein

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