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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 180
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häßlichen und hassenswerten Bütteln decouvriert, war der biblische Häscher
im Landsknecht auferstanden, und hinter der Szene folglich der
Hohepriester Kaiphas im Bischof, der Landverweser Pilatus im Fürsten20.

Noch deutlicher wurde das Donaueschinger Passionsspiel, wenn es die
Häscher als geharnischte Ritter unterm Banner vorführte und auch sonst
mit einer Vielfalt widerwärtiger Charakterzüge ausstattete21. Sie waren —
wie auch der treubrüchig zum Agenten der Herrschenden gewordene Judas22
— hier und jetzt gegenwärtig, und so gegenwärtig war die Passion
dem Volk, das ihrer daher unablässig gedachte: als einer Präfiguration
seines eigenen Leidens.

20 Ähnliche Bedeutungen finden sich in gleichzeitiger Malerei, so bei zwei offenen Parteigangern der Bauernsache
: vgl. Walter Karl Zülch, Grünewald. Mathis Neithart genannt Gothart. Leipzig 1952; und Wilhelm
Fraenger, Jörg Ratgeb. Ein Maler und Märtyrer aus dem Bauernkrieg. Dresden 1972.

21 Dazu Hartl, a.a.O. S. 73 f. (Einleitung); vgl. auch die Rolle der Ritter in einem schwäbischen Fastnachtsspiel
und in einer neueren dramatischen Verarbeitung dieses Motivs: Friedrich Wolf, Der arme Konrad.
Schauspiel aus dem deutschen Bauernkrieg 1514. In: F. W., Zwei Dramen aus dem Bauernkrieg. Berlin
1959, S. 7—89; hier S. 85 bzw. S. 48 f. — Auch etwa der Straßburger und der Speyerer ölberg haben
die Häscher ritterlich eingekleidet; und ein berühmtes Druckwerk vom Ende des 15. Jahrhunderts, entstanden
in Ulm (das damals einen überaus kunstvollen ölberg besaß), zeigt in einem seiner Holzschnitte die
gängige Bildformel der Gartenszene und im nächsten als den, der Jesus von hinten (!) die Schlinge um den
Hals legt, einen Ritter in der Rüstung seiner Zeit (Neudruck: Geistliche Auslegung des Lebens Jesu
Christi. Eine Holzschnittfolge des 15. Jahrhunderts. Leipzig 1955, S. 34 f.).

22 Als solchen hat beispielsweise Herzog Ulrich von Württemberg denjenigen bezeichnet, der ihm Jörg Ratgeb
heimtückisch ans Messer lieferte (Fraenger, a.a.O. S. 139).

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