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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 275
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auch die Predigten des Geiler von Kaysersberg gewesen sein, der seit 1478
am Straßburger Münster Gottes Wort verkündete und volksnah den Finger
auf die Wunden weltlicher und kirchlicher Mißstände legte. Gegen den
Bischof von Speyer erhob sich 1502 der Bundschuh in der Gegend um
Bruchsal. Damit treten wir aber schon auf die Spuren eines der größten
Bauernrevolutionäre, der über viele Jahre hinweg dies- und jenseits des
Rheines den Aufstand schürte, Joß Fritz aus Untergrombach. Ihm soll es
gelungen sein, etwa 2000 Bauern und Bürger für seine Ziele zu begeistern.

Ein Zeitgenosse charakterisierte ihn wie folgt: „Führer und Verführer
durch und durch, mit süßer Rede angetan, wohl wissend, wo den armen
Mann der Schuh drückt." Doch wie im Elsaß, so versagte auch im Bruhrain
der Verrat eines Eingeweihten dem Aufstand den Erfolg. Was die Untertanen
im Sinne göttlicher Gerechtigkeit forderten, wurde als Hochverrat
von der Obrigkeit zur Abschreckung grausam geahndet. 1513 macht der
Bundschuh erneut von sich reden. Diesmal im Breisgau. Wiederum steckt
der jetzt in Lehen bei Freiburg als Feldhüter beschäftigte Joß Fritz dahinter
, der mit wahrem Sendungsbewußtsein seine Ideen verfolgt und das
Volk dafür zu begeistern versteht. Die Verschwörung wird wieder rechtzeitig
entdeckt, doch die Hauptfigur entkommt in die Schweiz, dem mit
ihr sympathisierenden Dorfpfarrer von Lehen, Hans Schwartz, gelingt die
Flucht ins Elsaß. Dort finden sich nach wie vor offene Ohren für einen
Aufstand. Noch mehr: „Von den Bergen des Schwarzwaldes laufen die
Fäden bis in die Gegend von Schlettstadt und Weißenburg, nördlich bis
in die Nähe von Bretten, im Württembergischen bis Horb und Ehingen.

Die ganze Rheinebene war durchsetzt von der Wühlarbeit der Geheimbündler
." Dies darf uns nicht wundern, wenn wir wissen, daß Joß Fritz in
verschiedenerlei Verkleidung in den folgenden Jahren in den Landen um
Rhein, Bodensee und Neckar auftaucht, seine Lehren verkündet, aufwiegelt
und organisiert. Dabei gelingt es ihm, die Bettler, Gaukler, Musikanten
, kurzum alles fahrende Volk als Verbreiter seiner Pläne und Gedanken
zu gewinnen. Zwischenzeitlich fand unter dem Begriff „Armer Konrad
", hinter dem ein Peter Gais, der „Gaispeter" vermutet wird, 1514 im
Württembergischen eine Erhebung gegen Herzog Ulrich statt. Im selben
Jahr erhebt sich der „Arme Konrad" in Bühl unter der Führung des
Steinmetzen Bastian Gurgel. Wie sehr sich der Bundschuh gerade im Elsaß
beheimatet fühlte, zeigt uns die Tatsache, daß es Joß Fritz im September
1517 erneut fast gelungen wäre, während der Zaberner Kirchweih von
Rosheim aus mit etwa 2000 Gefolgsleuten einen Aufruhr zu inszenieren.

Nach einem Erfolg sollten dann Boten die rechtsrheinischen Gewährsleute
zu einem großen Treffen auf dem Kniebis einladen, wozu auch 2000 Teilnehmer
erwartet wurden. Doch auch diesmal half Verrat der Gegenseite.

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