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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
55. Jahresband.1975
Seite: 285
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1975/0291
tisiert — ein Heer, um zunächst das lutherische Bauerngesindel in seiner
Herrschaft niederzuwerfen. Doch auf entsprechende Hilfegesuche eilte er
auch in die elsässischen Gebiete und erreichte am 15. Mai 1525 Zabern. Am
Abend des folgenden Tages waren die Bauern des Erasmus Gerber nach
schwersten Kämpfen niedergerungen, und bei einer anschließenden Streiterei
der Landsknechte mit den Gefangenen soll es noch zu einem Gemetzel
gekommen sein, so daß insgesamt 18 000 Bauern bei dieser Auseinandersetzung
in und um die Residenz der Straßburger Bischöfe ihr Leben
grausam lassen mußten. Gerber selbst wurde noch am Abend von seinem
persönlichen Barbier an einem Baum erhängt. Auf dem Heimweg nach
Nancy traf Herzog Anton bei Schlettstadt auf die mittelelsässischen
Bauern. Nur die einbrechende Nacht konnte das Morden beenden. Da der
Lothringer aber selbst empfindliche Verluste einstecken mußte, reagierte
er auf die Bitten, auch im Sundgau und Breisgau gegen die Bauern
vorzugehen, abschlägig. Noch heute wollen uns die unzähligen Gebeine
unter der Sebastianskirche bei Dambach an den hohen Blutzoll der Bauern
erinnern, nachdem der Dambacher Guntram bei Scherwiller dem
Lothringer 20 000 Aufständler gegenübergestellt hat. Darüber hinaus
aber sorgt das Ensisheimer Gericht noch lange für die „Schlachtbank des
Elsasses".

Auch in Süddeutschland ist es um die Sache der Bauern schlecht
bestellt. So erleiden die Bauernhaufen im Odenwald am 2. Juni und jene
um Bodensee und Hegau am 1. Juli 1525 Niederlagen durch die Fürsten,
die nun allerorts geschlossen gegen die Aufständischen vorgehen. In der
Ortenau hatten sich die Bauern nach Abschluß der Verträge in Renchen
und Offenburg im guten Glauben und Vertrauen zerstreut. Doch nachdem
sich der Wind zu ihren Ungunsten gedreht hatte, mußten sie sofort
erleben, wie wenig sich die Herren an die Einhaltung der Versprechungen
hielten. Sehr schnell gaben die Grafen von Bitsch und Hanau-Lichtenberg
zu erkennen — sehr offenkundig auf einem nochmals anberaumten
Tag zu Renchen am 19. Juni 1525 —, daß ihnen die Abmachungen nichts
zu sagen hätten. Daran konnten selbst die massiven Einwände der ehrlichen
Makler — die Stadt Straßburg und der Markgraf von Baden —
genau so wenig ändern wie der Hinweis des kaiserlichen Regimentes zu
Eßlingen vom 14. Juli. Im Gegenteil, um ihre Lage nicht noch mehr zu
verschlechtern, übergab das Amt Lichtenau an die Stadt Straßburg eine
Schrift, in der es erklärte, daß es sich wieder ganz ihren beiden Herrschaften
unterwerfen wolle. Ein entsprechendes Schreiben erhielt auch
der Markgraf Philipp, der sich nun auch nicht mehr gebunden fühlte und
Schadenersatz anmeldete, wenngleich er zusammen mit den Straßburgern
die Vertragsbrüchigen Grafen aufforderte, doch zu den in Renchen gemachten
Absprachen zu stehen. Um neuerliche Erhebungen zu vermeiden,
wurden „gütliche Tage" zu Oberkirch (3. Oktober) und Bühl (8. Novem-

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