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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0042
falschen Anschein zu zerstören, den das Vorgehen des Hauses Baden hervorrufen
könnte, wandte er sich mit dieser Begründung erneut an Johannes
Müller: „Ich glaube, das einfachste Mittel, das ich in dieser Hinsicht anwenden
kann, ist, Ihnen die Berichte zu schicken, die ich aus dem Oberamt Mahlberg
erhalte; dabei vertraue ich sehr auf Ihre Verschwiegenheit, um sicher zu sein,
daß Sie keinen anderen Gebrauch davon machen, als sie Sr. kurfürstl. Hoheit
zu Gesicht bringen und sie mir dann wieder zurückzuschicken. Ich glaube zwar
nicht, daß diese Angelegenheit in ihre Zuständigkeit fällt, aber ich wende
mich an Sie als einen aufrichtgen und freimütigen Mann, der das Böse zu
bekämpfen wünscht." 17 Mit seinem Schreiben vom 21. Mai übermittelte Edels-
heim Johannes Müller einen weiteren Bericht über die Situation im Oppenauer
Tal.

Freiherr von Türckheim: So viel Härte war unnötig

Johann von Türckheim war erst vor einigen Monaten aus Straßburg in seine
Herrschaft Altdorf übergesiedelt18, nachdem er Ende 1789 sein Mandat als
Deputierter des Elsasses bei der Nationalversammlung niedergelegt und auch
als Mitglied des Schöffenrates in Straßburg seine Entlassung genommen hatte
(2. Dezember 1789).18 Er stand sowohl mit Edelsheim als auch mit seinem
Nachbarn Blittersdorf in Mahlberg in Verbindung, so daß es höchstwahrscheinlich
kein Zufall war, wenn er am 27. Mai, also 8 Tage nach dem Brief von
Edelsheim, ein Schreiben von Johannes Müller beantwortete, das dieser bereits
vor zwei Monaten an ihn gerichtet hatte. Offenbar hatte ihm dieser die Vorgänge
im Oberamt Oberkirch aus der Sicht Bruders dargestellt und ihn um
seine Meinung gebeten. Auch er war daran interessiert, daß das Regiment
Bruders nicht zu neuen Aufständen mit unvorhersehbarer Ausweitung führe,
deren mögliche politische Folgen er aus eigenem Erleben kannte, aber seine
Parteinahme entsprang sicherlich ebensosehr seiner geistigen Haltung:

„Ich beende meinen Brief und antworte auf Ihr edles Vertrauen mit einer
Offenheit, die Ihnen vielleicht mißfallen wird, aber ich versuche vergeblich,
meine Erregung zu unterdrücken. Man hat Ihren Herrn getäuscht, man hat Sie
getäuscht, wenn man ein schreckliches Instrument in Anspruch nimmt, um
die unglücklichen Einwohner des Amtes Oberkirch zu bestrafen und zugrunde
zu richten. Ich bin dem Herrn Kardinal de Ronan verbunden, aber noch mehr
der Wahrheit, und man zerstört dieses Land aus freien Stücken. Selbst Ihr
Kommissar zeigt dabei eine Parteilichkeit, die in der Umgebung nicht günstig
beurteilt wird. Dies geschieht, indem er den Einflüsterungen eines ebenso gefährlichen
wie schuldigen Mannes folgt: Ich meine denselben Vogt Bruder, der
die Truppen angefordert und den Aufstand übertrieben dargestellt hat, der
sein persönliches Ungemach auf dem Rücken seines Herrn rächt. Sie verdächtigen
mich sicherlich nicht, daß ich die Sache der Aufständischen vertreten will;
ich seufze zu sehr über das, was das Elsaß für immer verloren hat: aber die
Lage erforderte keine solche Härte. Man konnte alles ohne solche hoffnungslosen
Mittel wiederherstellen. Ich fühle mich nicht dazu berufen, Ihnen mehr
darüber zu erzählen, aber das Herz blutet mir, wenn ich die grausamen Ungeschicklichkeiten
sehe, die man den Kardinal begehen läßt und deren Augenzeuge
ich fast geworden bin." 20

Die Exekutionstruppen wurden im Sommer abgezogen; mit ihnen marschierte
eine Anzahl Talbewohner in die Zuchthäuser von Mannheim und Mainz. Der
Landvogt Bruder blieb, und mit ihm ein Schreckensregiment, das noch weitere
Opfer forderte. 21

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