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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0054
„Volksverein" nannte. 65 Der Oberkircher Volksverein machte es sich zur Aufgabe
, bei der Vorbereitung einer neuen revolutionären Bewegung in Baden
mitzuhelfen. Er zählte bald 70 Mitglieder und stand über den Offenburger
Kreisverein mit dem Zentralverein in Mannheim in Verbindung, den er auch
durch Gelder unterstützte. 66 Vorstand des neuformierten Vereins wurde Advokat
Max Werner. Mitglieder des Ausschusses waren unter anderen Max
Schrempp, Carl Hund, Heinrich Zachmann und Xaver Geldreich. Die Sitzungen
des Vereins fanden regelmäßig an einem Wochentag und sonntags im Haus des
Bierbrauers Theodor Schrempp statt.67 Den Termin für die Vereinssitzungen
gaben jeweils zwei Tamboure bekannt, und zwar dadurch, daß sie, ihre Trommel
rührend, durch die Straßen Oberkirchs marschierten.

Um sich wirkungsvoll in das geplante revolutionäre Geschehen einschalten zu
können, mußten die Mitglieder des Oberkircher Volksvereins darauf aus sein,
sich Waffen zu besorgen. Offensichtlich ist ihnen dies auch bald gelungen, denn
zu den Vereinssitzungen im Dezember 1848 erschienen die Mitglieder stets mit
Gewehren und Tasche. 68 Möglicherweise stammte ein großer Teil der Waffen
aus Beständen, die die badische Regierung im März 1848 unter anderem an die
Stadt Oberkirch verkauft hatte.

Vom Oberkircher Volksverein, der nach der Beschaffung von Waffen auch eine
Art Bürgerwehr darstellte, gingen im Winter 1848/49 durch die Abfassung von
Petitionen an das badische Parlament neue Impulse zur Verwirklichung republikanischer
Ziele aus. Die bekannteste, an die zweite badische Kammer gerichtete
Petition Oberkirchs enthält folgende „dringende Forderungen des Volkes
": 69

1. Die zweite badische Kammer solle aufgelöst werden, da sie „in ihrer Mehrheit
zur steten Dienerin der beim alten Bevormundungssysteme verbliebenen
Regierung herabgesunken und so die Hauptgehilfin derselben zur Volksunterdrückung
geworden" sei.

2. Auch die erste badische Kammer solle abgeschafft werden, denn sie sei zur
„rechtlich unmöglich gewordenen Hemmanstalt der bürgerlichen Freiheit" geworden
.

3. Statt der beiden Kammern solle eine „Einzige gesetzgebende Kammer" geschaffen
werden, „die unmittelbar vom Volke ausgehen und zu deren Wahl
jeder volljährige badische Staatsbürger ohne Beschränkung des Wahlrechtes
berufen werden soll". Ihre Hauptaufgabe möge darin bestehen, die Grundrechte
des Volkes festzusetzen und eine allgemeine deutsche Staatsverfassung
auszuarbeiten.

Der Ausschuß der zweiten badischen Kammer lehnte jedoch sämtliche ihm vorgelegte
Petitionen aus Ob •kirch und den anderen Orten des Großherzogtums
Baden ab. Die zweite badische Kammer vergab sich damit im Grunde die
Chance, ihre zentrale Funktion als Mittlerin zwischen Staat und Gesellschaft
wahrzunehmen. Diese Haltung förderte die politische und soziale Polarisierung,
solidarisierte die extremen Republikaner und die gemäßigten Demokraten und
verhalf der Vorstellung zum Durchbruch, daß nur noch illegale Mittel erfolgversprechend
seien. 70

Den Stein ins Rollen brachten die Ereignisse auf dem Kongreß der Volksvereine
, der am 12. und 13. Mai 1849 in Offenburg tagte. Zu diesem Kongreß kam
auch eine Anzahl von Bürgern aus Oberkirch mit ihren von Pferden oder Ochsen
gezogenen Leiterwagen, die mit roten Blumen und Girlanden geschmückt
waren. Die am 13. Mai der Offenburger Volksversammlung vorgelegten Ent-

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