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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0057
Trotz der großen Anstrengungen, welche die revolutionäre badische Regierung
und deren örtliche Organe unternahmen, konnte die badische Revolutionsarmee
der Ubermacht der preußischen Truppenverbände nicht lange standhalten
. Günstiger wäre die Lage für die badischen Revolutionäre gewesen, wenn
sie es verstanden hätten, einen Anstoß zu ähnlichen Vorgängen wie in Baden in
anderen Ländern zu geben. Am 23. Juli 1849 mußten die Revolutionäre Rastatt,
ihre letzte Verteidigungsbastion, aufgeben.

Zuvor waren die Preußen unter dem Kommando des Stadtquartiermeisters
Cetti in Oberkirch eingerückt. Bei ihrem Einmarsch in die Stadt bekamen die
Preußen die Abneigung der Bürger Oberkirchs gegen die Besatzungstruppen
und die Sympathie für die Revolutionäre deutlich zu spüren. Folgende Begebenheit
möge dies illustrieren: 87

Der „Bach-Beck" (= der Bäcker an der unteren Bach-Brücke) hatte beim Herannahen
der Preußen den Schulbuben Johann Maier (1842—1929) zu sich gerufen
und ihm aufgetragen, er solle sich an der Brücke vor der Stadtmühle aufstellen
, und, wenn die Preußen in der Gasse, die von der Rench herführe, auftauchten
, solle er ihnen entgegenbrüllen: „Hecker-Struve hats erraten, man
soll alle Fürsten braten und sie mit Minister spicken und sie dann zum Teufel
schicken." Da Johann Maier für die Ausführung dieses Vorhabens einen Weck
versprochen bekam, stellte er sich sofort in Positur und brüllte den preußischen
Soldaten das Sprüchlein des „Bach-Beck" entgegen. Kaum hatte der
kleine Johann seinen Auftrag erfüllt, da sprang einer der Soldaten aus der
Kolonne heraus, packte den Buben am Genick und warf ihn in hohem Bogen
über das Bachgeländer in den Mühlbach. Zum Glück hatte sich der Bub keine
Verletzungen zugezogen. Als ihn der „Bach-Beck", der das Schauspiel mit angesehen
hatte, aus dem Wasser gezogen hatte, sagte er zu ihm: „Johannli, des
hesch aber prima gmacht, und jetzt griegsch sogar 2 Wecke vun mir, will de au
no naß drbie wore bisch."

Der Stadtquartiermeister Cetti berichtete am 31. Juli 1849, daß wohl kein zweiter
Amtsbezirk in Baden zu finden sei, der von der Umsturzpartei so unterwühlt
sei wie Oberkirch. In der Stadt Oberkirch seien mehr als 30 Personen
„besonders graviert". In den Landgemeinden des Amts Oberkirch seien so viele
Personen am Aufstand beteiligt gewesen, daß wenigstens 50 als „besonders
graviert arretiert und zur Untersuchung eingezogen werden sollten". 68

Oberkirch hatte demnach ganz besonders den Zorn der großherzoglich-badischen
Regierung auf sich geladen. Die Folge davon war, daß eine große Verfolgungswelle
über die Stadt hinwegging. Alle Bürger Oberkirchs, die an der
Mai-Revolution von 1849 führend beteiligt waren, wurden gerichtlich verfolgt.
Die Anklagepunkte, die in den im Oberkircher Gemeindearchiv deponierten
Prozeßakten festgehalten sind, lauteten: „Beteiligung am Aufruhr, Majestätsbeleidigung
, hochverräterische Unternehmungen, Hochverrat, Unterschlagungen
, Teilnahme an den Maiunruhen."

Advokat Friedrich Frech wurde zu einer Zuchthausstrafe „von 8 Jahren oder
5 Jahren und 4 Monaten Einzelhaft" verurteilt. Ferner entschied das Gericht,
daß Frech die Untersuchungs- und Straferstehungskosten zu übernehmen habe
und daß sein Vermögen zu beschlagnahmen sei. so Da es Frech gelang, sich
durch die Flucht dem Strafvollzug zu entziehen, wurde er wegen Landesflüchtigkeit
auch seines Staatsbürgerrechts für verlustig erklärt.

Advokat Max Werner wurde ebenfalls in Abwesenheit vom Kriegsgericht verurteilt
. Er hatte zusammen mit Armand Goegg den Kampf um die Republik

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