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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0158
Einfüllung des Letten für den neuen Boden, aber vor der Arbeit der Steinmetze
erfolgte der Uberfall auf das Kloster und die Zerstörung des Mosaiks. Die
skulpierten Fundstücke von Basen und Kapitellen lassen sich gut um 1170 und
danach datieren. Die verbliebenen Reste des Mosaiks erfuhren jedoch eine
weitere Reduzierung, als Bürger der Städte Kenzingen und Endingen um das
Jahr 1304 wiederum die Abtei überfielen und große Zerstörungen anrichteten,
wobei sie das später nicht mehr auffindbare Offo-Mausoleum völlig zerstörten,
um dessen Reliquien zu rauben. 45 Die Grabung konnte auch dies Grabmonument
Offo's erschließen. Es war im Jahre 1290 durch den Abt Hermann Börner
unmittelbar östlich an den um 1283 erbauten Lettner gesetzt worden, 48 besaß
zwei seitliche Eingänge und einen zierlichen Dreiachtelschluß-Chor. Einzig für
den kleinen Altar mit den Reliquien des hl. Offo war über der alten Ausbruchstelle
ein sehr festes Fundament in Form eines Mauerbogens bis auf den karo-
lingischen Boden, das heißt, bis auf das Mosaik-Niveau (—250) gesenkt worden
. 47 Die Eindringlinge von Kenzingen und Endingen suchten aber die Reliquien
des Offo — von den Mönchen längst in Sicherheit gebracht — in der
Tiefe. Sie zerbrachen dabei die Teile des Mosaiks, die nicht durch den Fundamentbogen
abgedeckt waren und zerstörten das ältere Rundgrab des ersten
karolingischen Baues. Im Bereich des Offo-Mausoleums fanden sich unter der
Wiederzuschüttung keine Mosaikfragmente mehr, sie waren abgeräumt.

Beim Bau der Barockkirche um 1770 fand man ein Grab Offo's mit einer In-
schriftplatte aus der Zeit des Abtes Hermann Börner; sie wurde nicht wieder
aufgefunden. Im Jahre 1942 wurde ein Heizkessel eingebaut: am heiligsten Ort
— im Hochchor unter dem Alter. Bei den Arbeiten wurden Gebeine gefunden,
der Pfarrer barg sie und bestattete sie erneut. 48

Karl List

1 Nach dem Abtsverzeichnis sei Abt Folkernus I. um 603 der erste Abt gewesen — ist sagenhaft!

2 E. Mühlbacher, Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Darmstadt, 1959 S. 335

3 Träger der Grabung ist das Landesdenkmalamt Bad.-Württ.

4 Die Sondierung geschah im Westteil der karolingischen Kirche, nicht in der vermuteten östlichen
Kirche, womit der sepulkrale Charakter des Mosaiks deutlich hervortritt.

5 Eine gute Bestätigung hierfür bieten viele Quader mit Fischgrätenmuster, einer Quaderbehandlung,
die wir an der romanischen Kirche zu Rosheim/Els. nach 1140 in klassischer Fom wiederfinden.

6 Paul Wentzcke, Regesten d. Bisch, v. Straßburg. Nr. 188.

7 Allein das östliche Sanktuarium wurde nicht in die Erneuerung einbezogen, es mußte unzerstört
geblieben sein; seine älteren und schwächeren Fundamente wurden im Pfarrhof ergraben.

8 Der sehr brandgeschädigte Boden (—230) von einem südlichen Annex der karolingischen Kirche
konnte im Hauptbau nicht mehr festgestellt werden, obwohl dieser Brand auch den Hauptbau zerstörte
; vermutlich wurde der verbrannte Boden hier abgetragen.

9 H. Kier, Der mittelalterliche Schmuckfußboden, Düsseldorf 1970. Abb. 73—109.

10 Diese „Unberührtheit" war auffällig und veranlaßte E. Zahn (Trier) zu der Schlußfolgerung, das
Mosaik müsse bald nach seiner Erschaffung zerstört worden sein. (Die Stratenuntersuchung war noch
nicht erfolgt.)

11 Die Messung mit Lot und Meßband ergab vom Pflock bis zur Außenkante des nördlichen und
südlichen Fundaments 6,25 m und 6,23 m.

12 Der Reliquienbehälter war seiner Bedeutung entsprechend sicher selbst kostbar gearbeitet und wegen
dieses Eigenwertes — auch ohne die Reliquien — geraubt.

13 Kurt Martin, die Ottonischen Wandbilder der St. Georgskirche Reichenau-Oberzell. Sigmaringen, 1975,
S. 68, Abb. 43 und S. 96.

14 Die Kirche ist ohne Königsloge oder Westempore zur Zeit Heinrich II. kaum zu denken. Die Stützen
für eine solche sind durch den Lettnereinbau (1283) und die Bodenzerstörung von 1304 archäologisch
nicht mehr nachzuweisen.

15 Nach Auskunft des Mineralogischen Instituts Freiburg/Brsg.

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