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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0195
V. AUSKLANG

Abschließend sei erwähnt, daß die hier vorgestellten Ehemedaillen von Eberhard
Hirschmann nur etwa die Hälfte dessen sind, was dieser produktive Geist
in drei Jahrzehnten seinen Brautpaaren zur (kostenlosen) Erbauung auf dem
gemeinsamen Lebensweg widmete. So unterschiedlich diese Medaillen und
Brautleute von Fall zu Fall auch waren, in einem glichen die bedachten Paare
einander völlig: sie alle waren „wohlanständige" Brautleute, deren Trauung
im feierlichen Rahmen des sonntäglichen Gottesdienstes angesichts der versammelten
Kirchengemeinde stattfand. — Es gab indessen auch andere Hochzeiten
im Kirnbach des 18. Jahrhunderts!

Weder Hirschmanns vielseitige Bildung, noch die zweifellos auch bis in seine
Studierstube vorgedrungenen Gleichheitsideale der Aufklärung vermochten ihn
zu bewegen, den Schatten einer tiefverwurzelten konservativen Gesinnung zu
überspringen und allen Brautpaaren eine ihnen eigene „Moneta" zu widmen.
Er hat es wohl niemals auch nur erwogen, in einem der zahlreichen Fälle, in
denen er „ob pregnantem causam" einer Braut, „so ex praematuro concubitu
hoch schwanger ging" oder gar „schon ein unehelich Kind geboren" hatte, die
er mit ihrem Auserwählten „als frühe Beyschläfer in der Bettstund copulirt"
hatte, auch noch einen seiner individuellen Medaillenentwürfe als persönliches
Donum Nuptiale zu ersinnen! Zahlreiche auf das standesamtlich Notwendigste
beschränkte Eintragungen solcher Fälle berichten beredt von Weltabgeschlossenheit
und Sozialstruktur des armen Schwarzwalddorfs. Auch sie könnten ein
interessantes Studienobjekt sein, liegen jedoch außerhalb unserer Thematik.

Wodurch Hirschmann wohl ursprünglich angeregt worden war, seinen Brautpaaren
imaginäre Hochzeitsmedaillen zu dedizieren, wissen wir nicht. Vielleicht
kannte er ganz allgemein den Brauch solcher Prägungen und wollte mit seinen
Entwürfen ein Stück der „Großen Welt" in sein stilles Dörfchen holen. Es wäre
auch denkbar, daß die Idee zu seinen „Monetae" ihm anhand zeitgenössischer
Wolfacher bzw. Fürstenbergischer Ausbeutemedaillen gekommen ist. Als dritte
und wahrscheinlichste Lösung wäre erwägenswert, daß Eberhard Hirschmann
seine Hochzeitsgedichte aus Gründen der Anschaulichkeit als Medaillen konzipierte
. Sie wären damit ein Spezial- oder Parallelfall zu seinen zahlreichen
Totengedichten (über 350!), die er in Gestalt der Beschreibung imaginärer
„Epitaphe" in seinen Totenbüchern festgehalten hat. Auch diese, den Lebensumständen
der Verstorbenen höchst individuell angepaßten „Grabsteine" sind
eine Fundgrube damaliger dörflicher Lebensschicksale. Den Numismatiker berühren
sie von seinem Fachgebiet her nicht, aber als Belege menschlicher Glaubenszuversicht
und auch frommer Einfalt sind sie ebenfalls eine Hinterlassenschaft
früherer Generationen, die es verdiente, der Nachwelt publiziert zu
werden.

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