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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0245
Schweizer Republik vereinigt werden dürften', so läßt sich daraus schließen,
daß dieses ein schon lange durchdachter und vorbereiteter Plan sei, dessen Ausführung
unter der Hand durch alle dazu dienlich Mittel und Wege herbeigeführt
werden soll."

Auch für das Jahr 1799 gibt es vom Januar an zahlreiche Belege für schweizerische
Bestrebungen, Teile von Schwaben oder ganz Schwaben der helvetischen
Republik anzugliedern, die wir hier nicht alle anführen können. Am
30. Januar äußerte sich der französische Beauftragte Roberjot in Rastatt dem
Zweibrücker Vertreter, Baron von Rechberg, gegenüber, „daß die Schweiz in
Paris Himmel und Erde in Bewegung setze, um die Reunion eines Teiles von
Schwaben zu erreichen" und so war Edelsheim wohl wirklich schon darüber
informiert, was der fürstenbergische Regierungspräsident von Kleiser ihm
am 8. Februar mitteilte: „... das helvetische Geheimniß ist Ihnen wol schon
lange bekannt. Diese fruchtarme Republik, welche nun auch bald geldarm
werden muß, wünschte sehr einige fruchtreiche Departements von Schwaben
einverleibt zu haben, allenfalls bis an die Donau und Kinzig, um die neuen
größeren Administrationskosten eher bestreiben zu können." i»» Einen größeren
Rahmen steckte der frz. Agent Theremin, der Talleyrand die Vorteile einer
Republikanisierung Süddeutschlands und der Vereinigung Schwabens und
Franken mit der Schweiz darlegte. 200 Leider ist uns keine spezielle
Darstellung der damaligen schweizerischen Reunionspolitik bekannt, doch kennen
wir den Inhalt einer Denkschrift von Karl Fahrländer über die Vereinigung
eines Teiles von Deutschland mit Helvetien vom Sommer 1799, die sich
im Nachlaß von Stapfer befand. 201 In diesem Aufsatz entwickelt er einen politischen
Plan zur Schaffung und Sicherung der Unabhängigkeit der Schweiz
aufgrund einer Analyse ihres damaligen Zustandes in politischer und ökonomischer
Hinsicht. Der Zeitpunkt für die Verwirklichung seines Vorschlages
schien Fahrländer wohl deshalb günstig, weil Frankreich im Frühjahr und
Sommer schwere militärische Niederlagen erlitten hatte und mit einer neuen
Machtkonstellation rechnen mußte. Er konnte davon ausgehen, daß Frankreich
in seiner damaligen Notlage alte Pläne zur Schaffung eines dritten deutschen
Großstaates aufgriff und zu ihrer Realisierung eine Revolutionierung Süddeutschlands
begünstigte.

Das Memorandum Fahrländers ist deshalb so interessant, weil es aufzeigt, daß
die deutschen Jakobiner, also jene Demokraten, welche die Prinzipien von 1789
ungeachtet der spezifischen Entwicklung in Frankreich unbeirrt auf ihre Fahnen
schrieben, klar erkannten, daß die Existenz der französischen Republik gesichert
werden mußte: „Es ist unzweifelbar, daß wenn Frankreichs republikanische
Verfassung erliegt, alle Republiken, welche ohnehin jetzt in seinem Schutze
liegen, eine Beute der Monarchen sein werden." Aber das Konventsdekret über
die Politik in den von den republikanischen Armeen besetzten Ländern vom
15. Dezember 1792,202 wonach die Generäle den Völkern der besetzten Gebiete
Frieden, Beistand, Brüderlichkeit, Freiheit und Gleichheit bringen sollten, war
längst verstaubt. Die Wirklichkeit stand auf einem anderen Blatt; ihre Folgen
konnten und wollten die deutschen Jakobiner nicht übersehen: „Auf den Umsturz
der mächtigen französischen Republik zielen die vereinten Bemühungen
der Koalition. Frankreich hat einen mächtigen Kampf zu erstehen! Seine bisherigen
Kriege zu führen brauchte es alle Hilfsquellen der Staaten, die es nach
seiner Form mehr oder minder republikanisierte. Und diese Gewohnheit, welche
eben das Glück dieser erneuerten Staaten nicht sehr erhöhte, hat ihm weniger
Freunde als Feinde gemacht. Erschöpft wie es jetzt ist, bis auf das Mark ausgesogen
, wie es seine verbündeten Mitrepublikaner sind, in die Not versetzt,

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