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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 11
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0013
Sein schlichtes Heim im Diersheimer Grüneck, ein anderthalbstöckiges Fachwerkhaus
mit Ökonomiegebäude am Mühlbach, wurde zum Treffpunkt von
Wissenschaftlern und interessierten Laien aus den verschiedensten Fachbereichen
. Daß Gottlob Schlörer seinen Berufskollegen an Volksschulen ebenso wie
an Gymnasien, Realschulen, den Pädagogischen Arbeitsgemeinschaften und
Junglehrerseminaren, den Außenstellen der Volkshochschule, Ortsgruppen des
Schwarzwaldvereins, des Schwäbischen Albvereins, der Naturfreunde, vielen
Schulklassen, die bei ihm ankehrten, als er schon längst als Lehrer im rastlos
tätigen Ruhestand lebte, mit Rat und Tat aktiv als Exkursionsleiter, Vortragsredner
oder in anderer Weise Hilfe angedeihen ließ, ergab sich fast von
selbst, wenn man es verstand, diesen eigenwilligen, vitalen Menschen richtig
zu behandeln. Leisetreter und Moralisten verabscheute er, herzhaft derb, wie
er immer war. Er verzieh seinen Mitmenschen manchen Fehltritt, aber er
erwartete auch von ihnen Toleranz und Verständnis. So herrschte zwischen
ihm und seinen wissenschaftlichen Forschungs- und Gesprächspartnern stets
ein Ton vertrauensvoller, aber rauher Herzlichkeit.

1957, inzwischen fast 66 Jahre zählend, nahm Gottlob Schlörer in einer würdigen
Feier Abschied von der Schule, die er mit kriegs- und nachkriegsbe-
dingter Unterbrechung 27 Jahre geleitet hatte, in der er, beginnend 1911, drei
Generationen von Schülern heranbilden durfte. 1964 erhielt er, wiederum in
festlichem Rahmen, diesmal in der Aula der im gleichen Jahr eingeweihten
neuen Schule, das Bundesverdienstkreuz für seine wissenschaftliche Tätigkeit
verliehen.

Neunundsiebzig jährig überlebte er glücklich einen Sturz vom Baum beim Äp-
felpflücken und erholte sich wieder völlig. Inzwischen waren Ehefrau und
Schwägerin, aufs schwerste gehbehindert, Pflegefälle geworden, für die Gottlob
Schlörer in rührender Weise sorgte. Er war Krankenpfleger, Haushälter
und Koch in einer Person. Tochter und Enkelin waren durch eigene Familienpflichten
ferngehalten. Die wissenschaftliche Arbeit litt natürlich unter solchen
Umständen. Der 80. und 85. Geburtstag wurden s. Zt. unter Beteiligung der
Bevölkerung und vieler Freunde und Verehrer aus nah und fern festlich begangen
. Wenige Tage nach diesem letzten öffentlichen Ereignis erlitt Gottlob
Schlörer bei einem unglücklichen Sturz schwere innere Verletzungen. Nach
unsagbar bitterer Leidenszeit erlöste ihn der Tod am 5. Oktober 1976 im Langzeitkrankenhaus
Bühl-Ottersweier, wo er zusammen mit seiner Gattin die
letzten Lebenswochen verbrachte.

Oberschulrat Kurt Klein würdigte an seinem Grab den Lehrer, Heimatfreund
und Volkskundler Gottlob Schlörer in einer vielbeachteten Ansprache, wobei er
ihn als einen hervorragenden Vertreter der Landschule bezeichnete, auf den
Diersheim stolz sein dürfe. Etliche andere Redner, u. a. der Landesvorsitzende
des Historischen Vereins für Mittelbaden, Oberstudiendirektor i. R. Wilhelm
Mechler, und Professor Dr. Wenk von der Universität Tübingen erwähnten
Schlörers Verdienste als Heimatforscher und Naturwissenschaftler. Wir alle,
die ihn kannten und schätzten, haben durch seinen Tod einen wertvollen Mitarbeiter
und Förderer verloren.

H. G. Binder

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