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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 56
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enburg und später auch den Modearzt Dr. Küffer aus Straßburg, dem die
Ullenburg bei Tiergarten gehört hat. Dort oben hat Grimmelshausen
wahrscheinlich die große Bibliothek gefunden, die die Wissenschaft noch
heute sucht. Er kann nicht ständig nach Allerheiligen in das berühmte
Kloster oder hinüber nach Straßburg geritten sein.

Der „Simplicissimus", sein größtes Werk und auch sein erfolgreichstes,
das vorher in Deutschland von der Auflagenzahl her wohl nur von der
Bibel Martin Luthers übertroffen worden ist, dieser „Simplicissimus" also,
ist auf der Frankfurter Buchmesse 1668, also acht Jahre vor seinem Tod,
herausgekommen. Es war — wie das damals so üblich war — auf 1669
vorausdatiert. Die ersten drei Auflagen betrugen zusammen ca. 6000
Exemplare. Für jene Zeit, wo nur wenige lesen und schreiben konnten,
enorm. Verleger war ein gewisser Felßecker aus Nürnberg, auf den ich
noch zu sprechen komme.

Zuvor berichte ich Ihnen aber, wie Grimmelshausen Schultheiß von Renchen
geworden ist. Sein Vorgänger war bis 1667 ein gewisser Elias Göll.
Dessen Frau war eine Dame, die Grimmelshausen wahrscheinlich wie die
Courage eher als „mobilis" statt als „nobilis" bezeichnet hätte. Das heißt:
sie war nicht edel, sondern beweglich, sehr beweglich sogar, was Männer
anbetrifft.

Einer ihrer ortsbekannten Freier war ein lediger herzhafter Geselle. Jeder
im Dorf hat gewußt, daß die beiden etwas miteinander hatten. Nun aber
war Renchen eine Gemeinde, die dem Straßburger Bischof gehörte. Der
hatte zwar selbst keine saubere Weste, war aber sonst zu anderen sehr
hart.

Und so kam die Dame Göll vor das Gericht. Sie muß einen guten Anwalt
gehabt haben. Auf jeden Fall hat man ihr einen Ehebruch nicht nachweisen
können.

Aber schon der Verdacht hatte ausgereicht, daß sich der Schultheiß nicht
mehr auf seinem Posten halten konnte. Als Grimmelshausen das erfuhr,
hat er sich um diese Stelle gleich beworben und sie schließlich auch bekommen
.

"V'r wissen, daß Grimmelshausen die mehr als zehntausend handschriftlichen
-Qiten vom „Simplicissimus" mit dem Gänsekiel geschrieben hat.
Neben dem »~^Diicissimus<< schrieb er aber noch mehr als zehn weitere
Bür-hcr. Wir wissen, ^ er ^ der durch dig Erfindung der Buchdruckerkunst
berühmten Stadt S>c^h war und mehrere Verleger anhieltj
wenigstens den „Simplicissimus" zu ^,rken. Er bekam aber dort eine
glatte Abfuhr. So ritt er mit seinem Rößlein ntol *T«wherg und fand dort
den Verleger Felßecker. Dieser besaß einen kleinen Verlag tma oine

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