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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 66
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0068
lein badischer Knechte unter Hauptmann Hans Felix Wurmser von Venden-
heim in Kehl ein. Eine Notiz besagt: „Gestern ist ein Fahnen Fußvolk, das zu
Bühl gelegen und welches der Markgraf der Stadt Straßburg, wie man vorgibt
, zu Verwahrung des Rheins überläßt, neben Lichtenau vorbeipassiert, haben
nächten zu Bischen das Nachtlager gehalten und sollen noch mehr folgen"
(Ortenau Fasz. 453). Vier Tage später traf das württembergische Fähnlein unter
Kapitän Gütlinger ein. In Straßburg nahm man die Ankunft dieser 500 bis
600 Mann Hilfstruppen mit Befriedigung auf; denn eben verlautete wieder vom
Anmarsch neuer kaiserlich-ligistischer Völker.

Neben Mansfeld trat bald Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach als
kriegführende Macht am Oberrhein auf. Der maßgebende Grund zu einer kriegerischen
Verwicklung mit Kaiser und Liga war der Streit um das Erbe des
unseligen Markgrafen Eduard Fortunat von Baden-Baden. Der junge Markgraf
Wilhelm, Prätendent der baden-badischen Linie, welcher sich in Brüssel aufgehalten
und Kriegsdienste im Heer Spinolas genommen hatte, war bestrebt,
seine Erbansprüche mit Unterstützung Maximilians von Bayern, dem Haupte
der Liga, am Wiener Hof zur Geltung zu bringen. Aus diesem Grunde nahm
der Herzog längst eine feindliche Haltung gegen das protestantische Baden-
Durlach ein und erachtete es für eine politische Notwendigkeit, Georg Friedrich
aus der „mittleren" Markgrafschaft zu verdrängen. Auf Antrag Maximilians
wurde endlich erreicht, daß der zurückhaltende Kaiser bestimmte, den Erbfolgestreit
auf dem Rechtswege seiner Beendigung entgegenzuführen. Am
12. Februar 1622 verlieh Ferdinand II. seinem Bruder, Erzherzog Leopold, die
Vollmachten eines Kommissars für die Markgrafschaft Baden-Baden, die Rechte
der Nachkommen Eduard Fortunats zu wahren. Zugeordnet wurde ihm der
Herzog von Bayern. Überraschend schnell erhielt der Markgraf durch den
Grafen von Mansfeld Kenntnis von der drohenden Exekution. Nur der Umstand
, daß durch Mansfelds Zug ins Elsaß die Kriegslage zuungunsten der katholisch
-kaiserlichen Partei verschoben war, hat die Ausführung verhindert. So
sah Georg Friedrich schließlich den Tag nahen, da ihn die Verhältnisse zwingen
würden, in berechtigter Abwehr das Schwert zu ziehen; den 25. Februar
ging aus der Wanzenau ein Schiff mit unbewehrten Schweizern, etwa 50 Mann,
zum Musterplatz Stollhofen ab. Zur Einholung neuer Richtlinien für die am
Oberrhein einzuschlagende Politik und wegen rechtzeitiger Anweisung der nötigen
Hilfsmittel, das kriegerische Unternehmen erfolgverheißend in Gang zu
setzen, hatte der Erzherzog seinen Obristen Wolf Rudolf von Ossa im März nach
München und Wien abgesandt. Maximilian gab den Bescheid, Leopold möge
den abziehenden Mansfeld verfolgen; eine Belagerung Hagenaus werde als
nebensächlich erachtet. Diesen bayerischen Ratschlägen stimmte Kaiser Ferdinand
zu. Der Erzherzog aber gedachte, seinen politischen Einfluß am Oberrhein
wieder herzustellen und hielt die Einnahme Hagenaus für wichtiger. Kurz nach
der Rückkehr Ossas erteilte er den Befehl zum Vorrücken. Seine Streitmacht
war nicht einheitlich und enthielt außer bischöflichen, kaiserlichen, bayrisch-
ligistischen Truppenteilen, auch burgundische und italienische (spanische) Ter-
cios, etwa 8—9000 Knechte. Die Reiterei mag 2000 Mann, die Artillerie 18 bis
20 Geschütze gezählt haben. Das nächste Ziel war das hanauische Drusenheim,
wo die nötigen Vorbereitungen für den bevorstehenden Angriff auf Hagenau
getroffen werden sollten. Denn dieser Platz und das pfalz-zweibrückische
Bischweiler waren als Lager für Lebensmittel und Kriegsgeräte hervorragend
gelegen. Da Straßburg in der Benutzung der Durchfahrt keine Hindernisse in
den Weg legte, konnten die beladenen Frachtkähne von Breisach bis Drusenheim
den Rhein und bei günstigem Wasserstand die untere Moder nach Bischweiler
befahren. (Wird 1979 fortgesetzt.)

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